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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Preis pro Quartal w Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthc ZV Dippoldiswalde, /raveastein und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesgeschichte. Dippoldiswalde, 1. Juli. Nach mehreren trüben Abenden war der gestrige wiedtt Wi reinem Himmel,' und gegen 10 Uhr sah man iWMorben einen, mit dem Schweife nach Südost gcriWWn gwßen Kometen stehen, dessen Kern groß, jedoch nicht'rein abgegrenzt war. Wir werden, nachdem Mittheilungen über diesen, ziemlich unerwarteten Kometen^von Astronomen bekannt geworden sein werden, ausführlicher hierüber berichten. Der heutige trübe Himmel wird ihn wohl nicht wahrnehmen lassen. ' . > Dippoldiswalde. Unser Turnverein scheint bis jetzt einer gedeihlichen Entwickelung sich' zu erfreuen, und es bleibt nur der Wunsch übrig, daß die hier und da immer noch vorkommenden Borurtheile gegen das Turnen mehr und mehr verschwinden möchten. Der Nutzen einer geregelten Leibesübung ist zu augenschein lich, als daß er nicht allseitig anerkannt werden sollte. Andrerseits würden Manche ihren Kindern diese leib liche Wohlthat gern angcdeihen lassen, aber sie scheuen ihrer Armuth wegen die, wenn auch unbedeutenden Kosten, oder glauben ihre Söhne und Töchier nicht in die Reihe der wohlhabenderen und angeseheneren stellen zu dürfen. Um dem abzuhelfen, erlauben wir uns einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn der Vorstand des Turnvereins mit der hiesigen Schuldeputation oder umgekehrt in Vernehmen träte und Herrn vr. Theile nebst den ihm zur Seite stehenden Herren gegen Ent schädigung dafür gewönne, wöchentlich wenigstens einige Stunden Turnunterricht den oberen Klassen der Stadt schule zu ertheilen? Zu Gemeinübungen, worauf es doch hier nur abgesehen werden könnte, würden die Grasplätze in der Nähe des Schulgebäudes hinreichenden Raum gewähren. Die bisherigen Uebungen auf dem Turnplätze würden dadurch nicht überflüssig werden, weil der erforderliche Apperat von da nicht entfernt werden kann. Wir empfehlen diesen Vorschlag zu geneigter Erwägung und Berücksichtigung. — Am 26. vor. Mon. hielt die allgemeine Prediger- confercnz hiesiger Ephorie ihre Jahresversammlung in der Restauration zum Jägerhause in Naundorf. Herr Pastor Kühn aus Seifersdorf sprach in wohldurch dachter Rede über die beabsichtigte Neugestaltung der evangelischen Kirche in Sachsen und zeigte zuerst das Bedürkniß einer solchen Neugestaltung und sodann wies er nach, wodurch das Scheitern derselben auf gegen wärtigem Landtage herbeigeführt worden sei. Sein Vortrag fand allgemeinen Beifall. — Die Gewerbeansstellung in Altenberg wird am 20. Juli eröffnet werden. — In Stolpen findet am 10. Juli eine Thierschau und vom 7.—14. Juli eine Gewerbeausstellung statt. — Der „Teplitzer Anzeiger" vom 28. Juni ent hält folgende Zusammenstellung der in den besuchtesten Bädern anwesenden Personen: Es waren an diesem Tage in Baden-Baden 9438, in Karlsbad 4507, in Baden (bei Wien) 3248, in Teplitz-Schönau 3075, in Kissingen 1661, in Maricnbad 1539, in Ems 1490, in Franzensbad 1114, in Pyrmont 860, in Ischl 691, in Reichenhall 483, in Gastein 299. -s- Bon der sächs.-böhmischen Grenze. Aus Kosten bei Teplitz wird von einem haarsträubenden Verbrechen berichtet, das zwar in den Annalen der Missethatcn im Allgemeinen sich auch schon dargestellt hat/ in seiner Eigentümlichkeit aber unleugbar als ein unerhörtes Faktum sich characteristrt. Der Weber meister X. daselbst, ein seither ganz unbescholtener Mann, Gatte einer jungen, lieblichen Frau und Vater von 2 lieben Kinderchen, davon das ältere 2*/r Jahre, das jüngere erst 3 Wochen alt — zufällig ist die be zügliche Familie Einsendern selbst bekannt gewesen — sagt am Feierabende des vorigen Dienstags seinen bei den, auswärts wohnenden Gesellen: „Hier habt ihr den Hausschlüssel: es kann halt sei», ihr trefft uns morgen früh nicht an — wir sind schon ausgegangen." — Die Gesellen haben am Mittwoch Morgen wohl schon ein paar Stunden emsig das Schiffchen ge schwungen, als sie ansangen sich zu wundern, daß die Meisterslente immer noch nicht nach Hause zurückge kehrt sind, weil sich doch von Niemandem etwas rührt. Endlich entschließen sie sich, nachzusehen; sie gehen die Treppe hinan und finden die Thüre der Wohnstube innerlich abgeschlossen. Da ergreift sie eine bange Ahnung; sie eilen wieder hinunter, holen eine Leiter herbei und der Eine steigt dieselbe hinan, um durch ein Oberstnbenfenster einen Blick in'S meisterliche Wohn gemach werfen zu können. Und welche gräßliche Scene stellt dem suchenden Auge sich dar! In seinem Blute schwimmend liegt der Meister unweit des Bettes, neben ihm ein Schießgewehr; regungslos liegt die junge Meisterin im Bette bei ihren Kinderchen, und es ergiebt sich, daß die erstere nicht minder durch einen Schuß ihren Tod gefunden; letztere aber vom Raben vater erstochen worden sind. Da die Nahrungsver hältnisse L.'S ganz zufriedenstellend gewesen, Schwer mut!) und Lebensüberdruß sich bei ihm nie gekennzeichnet, so vermag man bis heute bloS darin das Motiv zur furchtbaren Blutthat zu finden, daß sein Wirth ihm das Quartier gekündigt gehabt, weil er eine ihm verwandte Familie noch einzunehmcn beschlossen. Traurig löscht hier der Genius der Menschennatur