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Dienstag. 47. 18. Juni 1861. Erscheint Dienstag- und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Zeituug. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeil« 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Patt der Königticheu Gerichts-Ämter und Stadtrüthc zu Dippoldiswalde, /raueusteiu und Ittenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesgef ch ichte. Dippoldiswalde. Das Gewitter am vergangenen Freitage ist nach Dresden hin stärker aufgetroffen, als bei uns, auch mit Hagelschlag begleitet gewesen. In Kleincarsdorf zündete der Blitz und legte ein Haus in Asche. — Der von der Regierung gemachte Vorschlag, die landwirthschaftliche Academie von Tharand nach Leipzig zu verlegen und mit der dortigen Universität zu verbinden, ist von der zweiten Kammer mit 54 gegen 14 Stimmen abgelehnt worden. — Das Stadtverordneten-Collegium zu Dres den hat beschlossen, daß das städtische Gymnasium, die Kreuzschule, auf das Areal des ehemaligen Johannis kirchhofes verlegt werden soll. Am Mittwoch, 12. Juni, ist nun bereits zum dritten Mal der von Chemnitz nach Zwickau abgehende Bahnzug in dem Orte Schönbörnche» bei Glauchau entgleißt. Einem Schaffner aus Chemnitz wurden dabei beide Beine buchstäblich zermalmt, er hinterläßt eine Frau mit 5 Kindern. Andere wurden nicht un erheblich beschädigt. Die Locomotive hat sehr gelitten. Zwei Waggons wurden zertrümmert. — In Chemnitz ist seit dem 11. Juni ein Postbeamter plötzlich verschwunden. Es liegt dringen der Verdacht der Unterschlagung von Geldbriefen gegen ihn vor, man fand an verschiedenen Stellen bei ihm Hunderte von erbrochenen Briefen und Couverts. — Während des großen Brandes in Pausa traf eine, auf einer Tnrnfahrt begriffene Schaar Turner von Planen dort ein, deren umsichtiger Tätig keit die Erhaltung des NathhauseS zu danken ist. — Am 13. Juni wurde in Gera der Stell- machermstr. Christ. Ad. Freiherr von Tritt er begraben, der letzte männliche Nachkomme des vom Prinzenraube her bekannten Köhlers Schmidt. Der Verstorbene wurde, als auf ihn der Freiherrntitel überging und er Senior der Trillerstiftung wurde, sowohl von den Herzogen von Altenburg, als dem König Johann von Sachsen, durch verschiedene Auszeichnungen erfreut. Sein Handwerk trieb er aber auch als Freiherr bis zu Ende und starb, wie er gelebt: als schlichter deutscher Handwerksmeister. — Einer Liste über die Frequenz der Bäder ent nehmen wir folgende Zahlen. Bis zum 13. waren in Baden-Baden anwesend: 6335 Personen; in Carlsbad 3184; in Baden 2368; in Teplitz-Schönau 1735; in EmS 978; in Marienbad 825; in Kisstngen 630; in Franzensbad 417; in Ischl 278; in Elster 261; in Pyrmont 260 rc. Altenberg, d. 16. Juni. Gestern in den Nach mittagsstunden hat der Blitz in Fürstenwalde in den Kirchthurm eingeschlagen, ohne zu zünden; doch ist der Thurm bedeutend beschädigt. Nicht minder haben auch die Glocken und die im vorigen Jahre neu erbaute Orgel gelitten, denn in letzterer sollen in den Zinnpfeifen Löcher von der Größe eines Fünfpfennigers dadurch entstanden sein. Berlin. Die Huldigung des Königs Wilhelm wird am 7. October in Königsberg und am 18. October in Berlin ftattfinden. — Die Stadt Braunschweig wird vom 19.—21. August das tausendjährige Bestehen der Stadt festlich begehen. Deutschland. In Baden tagt gegenwärtig seit dem 1. Juni die zur Berathung einer neuen Kirchen verfassung einberufene Generalsynode der evangelischen Landeskirche. Der Großherzog eröffnete dieselbe mit einer feierlichen Ansprache, worin unter anderm folgende treffliche Stelle vorkam: „Ein bedeutsamer Tag ist uns angebrochen, ein Tag, an dem wir Zeugniß geben können von dem Geist, der in der christlichen Gemeinde leben soll. Ich vertraue auf die Macht dieses Geistes, es ist der Geist christlicher Liebe und christlichen Glaubens, es ist der Geist christlicher Demuth und christlicher Zuversicht. In solchem Geiste bitte ich Sie, liebe Freunde, das Friedenswerk anzugreifen. Es handelt sich darum, daß unserer Gemeinde Gelegenheit geboten werde, den Glauben und die Liebe ihres Herzens in freier Selbstthätigkeit an den Tag zu legen. Freie Selbstthätigkeit der Gemeinde in allen ihren Gliede rungen, das jetzt ist der leitende Gedanke des Ihnen vorgelegten Entwurfs. Die erneute Verfassung, welche wir zusammen ausarbeiten wollen, betrifft freilich nur da« äußerliche Leben des Lhristenthums, und sie glaubt nicht die innerliche Erneuerung, Erweckung und Heili gung durch äußerliche Formen erzeugen zu können. Damit aber, was von erneuertem, geheiligtem Sinn in der Gemeinde wohnt, sich frei äußern, bewegen und bethätigen könne, und alle Theilnahmlosigkeit ver mieden werde, soll ein mehr allgemeiner Antheil durch die kirchlichen VerfaffungSformen gewahrt werden." Italien. Auf den ausdrücklichen Wunsch des Königs Victor Emanuel ist die Leiche Cavour's, nicht wie eS erst von den Anverwandten des Verstorbenen bestimmt war, auf dessen Landgut, sondern in der drei Stunden von Turin auf einem hohen Berge ge legenen königlichen Begräbnißkirche (in der Basilika der Superga) neben den irdischen Ueberresten des Königs Karl Albert, des Vaters von Victor Emanuel, beigesetzt worden.