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/„itag. 3» 17. Mai 1861. Exscheint . d»Ei« MWeißeritz-Zeitu«g.-A Ms- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Kippotdiswalde, /rauenM und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 16. Mai. Nach einigen trüben, mit gelindem Regen untermischten Tagen, die auf warme, herrliche Sommertage folgten, scheint sich der Himmel wieder aufzuhellen und das schönste Feiertags wetter zu verheißen. Wir wünschen dies Allen, welche das Pfingstfest und die durch dasselbe ihnen gewährten freien Tage benutzen wollen zu einer größeren oder kleineren Parthie, zu einem Ausflug in die sächsische Schweiz, nach dem Mückrnthürmchen oder nach Teplitz, zum Festschießen nach Altenberg oder Frauenstein — und den dortigen Schützen zu ihrem Auszuge wünschen wir's ganz besonders — Allen, welche Erholung suchen von ihren Geschäften und neue Lust zu diesen sich wieder mit nach Hause bringen wollen, — Denen aber auch noch, welchen ihre Hoffnung auf diese Freuden und Genüsse am vorjährigen Pfingstfest zu Wasser, ja beinahe zu Eis wurden; denn während sie gehofft hatten, weit von der Heimath im laichten Sommhabit die Schönheiten der Natur zu bewundern, mußten sie daheim bleiben und in Winterröcken und Pelzmützen nur die nächsten, schon ofi besuchten Vergnügungsorte aufsuchen. Denjenigen aber, welche an den jetzt be vorstehenden Pfingsttagen im Kreise der Ihrigen bleiben werden, bietet der Vergnügungsanzeiger der heutigen Nr. dieses Blattes reichen Stoff zur Auswahl. Außer Früh- und Nachmittags-Eoncerten in Berreuth, von unserm Stadtmusikchor gegeben, wird am ersten Feier tag in Obcrhäselich ein „National - Concert" der Sänger- Familie Niederweyer aus dem Zillerthal in Tyrol stattfinden, über welche wir ein Urthcil des „Pirnaer Anzeigers" wicdergeben, das derselbe nach einigen Pro- ductionen der genannten Gesellschaft dort fällte. Das genannte Blatt sagt: „Die Tyvoler Sänger - Familie Niedcrmeyer hat im hiesigen Bahnhofs-Salon uns mehrere sehr vergnügte Abende verschafft durch Gesangs-, Zither-, Guitarren- und Streichzither-Vorträge. Der Ausdruck, die abgerundete Nettigkeit des Vortrags, die eigenthümlichen Volksweisen der südlichen Bergbewohner und ihre Natürlichkeit haben sehr »»gesprochen und vollkommen be- sriedigt. Wir wünschen, daß dieselben überall die vollste Aner kennung finden mögen, die sie mit Recht verdienen." — In vielen Zeitungen ist jetzt von einem Duell die Rede, das zwischen dem Hofschauspieler Dawison in Dresden und vr. Heller in Hamburg, wegen maßloser Kritik über Dawison'S Gastspiel in Hamburg, einge leitet war, aber nicht zu Stande gekommen ist. Es hat beim Todtschießenw ollen sein Bewenden gehabt; — daß aber über die Einzelheiten dieses Duellversuches, das in allen deutschen Staaten mit Strafe bedroht ist, die Betheiligten öffentlich in der Presse verhandeln, das mag „nobel" sein — aber sittlich ist eS nicht! — Der Pfarrer N. Siedel in Tharand hat sich, nach einem Bericht der Constitutionellen Zeitung von dort, in einer küzlich gehaltenen Predigt über das Beten und die Gebet- und Erbauungsbücher verschie denen Inhalts ausgesprochen und erklärt, daß eS auch Gebetbücher verwerflicher Art gebe, wie z. B. die „Stunden der Andacht" von Zchokke, Witschel'S „Morgen- und Abendopfer;" die Gläubigen, möchten doch diese Bücher verbrennen! Dresden. Im zoologischen Garten Hierselbst wurde am Sonnabend ein junger Hirsch geboren; alsbald nach seiner Geburt ging er mit seiner Mutter spazier«?, wie auf einem langgewohnten Terrain. Auch find wieder viele Thiere, besonders auch neue Wasservögel, ange- kommen, auch ein Löwenäffchen, eines der niedlichsten Thiere der Welt. Man denke sich einen kseinxn, kaum über 6 Zoll langen Löwen mit einem Kindergestchtchen. Zur Zeit besteht der zoologische Garten aus einem Antilopenpark, Gemsenfels, Wolfsbau, Eulenhaus und Hirschpark, Lama- und Kameelraum, Seehund bassin und Fischotterkäfig, einem Bassin für Schwimm vögel, Käfigen mit Iltis, Stein- und Baummarder, Senegal-Genete, Adlergalerie und Känguruhwiese, Bärenzwinger und Affenhaus, Stelzvögelwiese, Büffel park , Rehpark und Voliere. — Aus Erimmitzschau wird geschrieben: „Ein dreizehnjähriger Schüler des Hrn. Rectors Gottweiß, der seine häuslichen Arbeiten von Sonnabend bis Mon tag nicht gefertigt hatte und dem der Lehrer damit drohte, daß er seine Bücher seinem Vater zuschicken werde, was er auch ganz mit Recht gethan hat, ging, nachdem er um 3 Uhr aus der Schule gekommen war, auf den obersten Boden des Hauses und machte, aus Furcht vor der Strafe des Vaters, seinem Leben durch Erhängen ein Ende." — Am 6. Mai sind im Dreikönigsschachte des Keil'- und Rachel'schen Kalkwerks zu Hintergers- dorf beim Sprengen von Pulver und dazu geschlagenen Wettern der Steiger Dietrick aus Reichstädt und der Bergarbeiter Horn aus Kreischwitz in Preußen sofort erstickt wordxn. Deutschland. Für die aus Schleswig und Hol stein wegen ihrer deutschen Gesinnung vertriebenen Beamten sind in dem Jahre vom 1. April 1860 bis dahin 1861 im Ganzen an Liebesgaben aus allen Theilen Deutschlands eingegangen 13620 Thlr. 103 Familien sind davon unterstützt worden. Preußen. Der Polizeioberst Patzke in Berlin ist wegen Fälschung und Betrug von seinem Amte suspenbirt, und nachdem er sich heimlich entfernt, steck-