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Freitag. 35 3. Mai 1861. Erscheint Dienstag- und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Aeitung Pi»eiS >>ro Quartal 10 Ngr. Inserate di« Epalten-Zkile 8 Pfg. Amis- und Anzeige-Klatt der Königliche« Gerichts-Ämter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde, /raneastein und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Sachsen. Landtag. Seit unserem letzten Be richte sind folgende Gegenstände aus dem Landtage behandelt worden. In Folge einer großen Anzahl Petitionen, worüber der Abgeordnete Jungnickel in der 2. Kammer in einem sehr gründlichen Berichte referirte, beschloß die Kammer, die Regierung um Borlegung eines neuen Jagdpolizeigesetz-Entwurfes zu er suchen, worin verschiedene der bisherigen lästigen, an die Ausübung der Jagd geknüpften Bedingungen in Wegfall kämen. — Ueber den Gewerbegesetzent- wurf ist, nachdem derselbe in beiden Kammern be- rathen worden war, die ständische Schrift an die Regie rung abgegangen und kann man nun der Publicirung dieses Gesetzes in nächster Zeit entgegensehen. — Die Petition beS Chemnitzer Handwerkervereins, um Aufhebung des ihnen bisher auferlegten Verbotes, mit anderen Gewerbevereinen zu correspondiren, erledigte sich dadurch, als die Regierung inzwischen sich bereit erklärt hat, jenes Verbot aufzuheben. — Auf eine Beschwerde des vormaligen Adv. I)r. Minkwitz, die auf Wiedererlangung der Advocatur gerichtet war, welche er wegen seiner Betheiligung an dem Dresdner Mai aufstande des Jahres 1849 eingebüßt hatte, sprach die Kammer einstimmig den Wunsch an die Regierung zu Protokoll aus, daß die nachteiligen Folgen, welche verübte, beziehendlich bestrafte politische Ver gehen nach sich gezogen, bald, und so weit thunlich, Beseitigung finden möchten. Zu diesen nachtheiligen Folgen gehören z. B. nach den Bestimmungen des früheren Criminalgesetzbuches und des jetzt geltenden Strafgesetzbuches, daß Diejenigen, welche Zuchthaus strafe erlitten haben, dadurch aller politischen Ehren rechte, der Ehrenzeichen, des Ranges, des Titels, der akademischen Würden, des Staatsdienstes und anderer öffentlicher Aemter, sowie auch der Advocatur, ver lustig geworden sind. — Auf die Beschwerden der sächsischen Deutschkatholiken beschloß die2.Kammer die Regierung zu ersuchen, die Deutschkatholiken in Ausübung ihres Gottesdienstes und in Mitgebrauch der ihnen von protestantischen Gemeinden für den Gottesdienst überlassenen Kirchen nicht zu behindern und ihre Prediger nach Niedersetzung einer PrüfungS- commission für dieselben definitiv zu bestätigen, und die religiöse Erziehung der Kinder von Deutschkatholiken nicht ferner, wie bisher, zu beschränken. — Die Regie rung hat den Kammern ein neues Wahlgesetz vor gelegt. Freilich entspricht dasselbe wenig den gehegten Erwartungen, denn die Wahlen bleiben dennoch, wie bisher, auf Stand und Bezirk beschränkt und nur der Census ist etwas herabgesetzt. § " - - Dresden. Im Jahre 1862 findet in London wieder eine Weltausstellung statt. Auf den frühem derartigen Ausstellungen zu London und Paris waren vielfache Klagen über mangelhafte und äußerlich zu wenig sichtbare Vertretung der sächsischen Industrie laut geworden. Um solchen Klage» für die Folge vor zubeugen, bat die Regierung vor kurzem den Ständen eine Vorlage zugehen lassen, in welcher sie die Sätze kund giebt, an denen sie in dieser Beziehung festzu halten gedenkt, und wobei sie zugleich ausspricht, daß, wenn die Zahl der Industriellen für Sachsen zu klein ausfallen sollte, um die zu einer würdigen Repräfen« lirung auf der Ausstellung nöthigen Opfer zu bringen, die Regierung dann der Ansicht sei, eine Vertretung Sachsens bei derselben ganz wegfallen zu lassen. Die Vorlage gibt neun Punkte an, in denen die Regierung ihre Mitwirkung eintreten läßt; dagegen fordert sie, daß die Industriellen die Sorge für Arrangement rc>, soweit dieselbe über das einfache Auslcgen oder Auf stellen auf Tischen hinauögeht, selbst übernehmen, unter thunlichster Vereinigung der gleichartigen Branchen zu gemeinschaftlichem Wirken. Bei der vorigen Ausstel lung war alles dem Staate zugemuthet worden, und was die Aussteller etwa thaten, war meist weder zu reichend noch äußerlich dem Ganzen anpassend. Die Regierung empfiehlt die Nacheiferung des seitens der Schweizer eingeschlagenen Wegs, die nach einem ge meinschaftlichen Plane durch eigene Beauftragte alles besorgen ließen und die Kosten unter sich vertheilten. Die Regierung will zu den allgemeinen Kosten der Ausstellung, die bei der frühem Londoner Ausstellung sich auf 15000 Thlr. beliefen, welche Summe aber bei bedeutender werdender Zahl der Aussteller sich steigern würde, die Summe von 18000 Thlrn. be willigen; dagegen ist sie durchaus nicht gewillt, auch die Kosten des ganzen Arrangement auf die Staats kasse zu übernehmen, wozu auch nach ihrer Ansicht keine Verpflichtung vorliege. — Die im letzten Winter in vielen Städten des Landes herrschend gewesene Masernepidemie hat sich seit einigen Monaten mehr auf das platte Land beschränkt, ist dort aber hier und da immer noch ziem lich allgemein aufgetreten. So wird noch in den letzten Tagen aus dem Kirchspiel Wendisheim (Ephorie Leisnig) gemeldet, daß in Wendisheim selbst der Lehrer und von 124 Kindern 115 erkrankt sind, so daß die Schule hat geschlossen werden müssen! Auch in dem zu dem selben Kirchspiel gehörigen Dorfe Nauhain hat dasselbe stattgefunden, weil von 48 Kindern nur 10 gesund geblieben sind.