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Dienst-«. SO 1«. April I8«1. Erscheint «tti- MW-iß-rih-Mm>g..M Amts- uad Aytigt-Palt der Mgliche» Gkrichts-Aemter Stadträthe M Dippoldtsvalde, /raueastti« vvd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. // Dippoldiswalde, den 15. April. Am verflossenen Donnerstage feierte die hiesige Cantor ei ihr her kömmliches JahreSfest im Saale des Gasthofes zum Stern, durch solennen Schmauß und Tanzvergnügen. DaS Fest hatte durch die allgemein herrschende, gemüth« liche Heiterkeit einen sehr befriedigenden Verlauf, und der Wunsch erscheint gerechtfertigt, daß die Gesellschaft nicht wieder, wie voriges Jahr und früher schon einige Male, durch Mangel an Geldmitteln an der Abhaltung ihrer Feste verhindert werden möge. Sie ist nämlich, außer einigen Beneficien, auf dje Einuahmcn vom Chorgeld und von Begräbnissen angewiesen; wird bei tetzieren die Betheiligung derkantorei seltener gewünscht, wie dies in neuerer Zeit der Fall gewesen ist, so erleidet die Gesellschaftscasse nicht unbedeutende Verluste. Aus welchen Gründen das Auftreten der Kantorei bei Begräbnissen jetzt minder oft vorkommt, soll hier nicht erörtert werden; vielleicht ist'S auch eine Folge der Gegenwart, welche, wie an anderen ehrwürdigen Instituten vergangener Zeiten, so auch an diesem rüttelt, und ein AuSbiegen aus dem alten Geleise dringend fordert. Die Gesellschaft, welcher die Lehrer der Stadtschule und hauptsächlich Mitglieder des hiesigen Bürgerstandes angehören, zählt gegenwärtig in ihrer Mitte recht hübsche Gesangskräfte, eine Erscheinung, welche beweist, daß man die Aufgabe des Vereins jetzt mehr in D em sucht, worauf schon sein Name hindeutet, in der Pflege des Gesanges, als in der Abhaltung von mehrtägigen Festgclagen. Ursprünglich dienten dje Cantoreien der Kirche und ihren gottesdienstlichen Versammlungen; sie unterstützten die Kantoren beim Choralgesange und bei Aufführung von Kirchenmusiken. So trugen sie, nach Maßgabe ihrer Kräfte, zur Er bauung der Gemeinde reichlich bei, und erwarben sich wohl auch aus diesem Grunde verschiedene Beneficien. Freilich änderte sich dies, §ls sie Mitglieder in sich aufzunehmen anfingen, die, aller Stimme und jeglichen musikalischen Geschicks baar und ledig, in dem Verein mehr eine Gelegenheit zu geselligen Freuden, als zu Hebungen im Kirchengesange, erblickten. Unter diesen Umständen mußten die musikalischen Leistungen der Cantosceien viel an Werth verlieren und darum in der Gnnst des Publikums sinken. Doch wenn dieses ungünstige Verhältniß sich wieder ändert, und die Thätigkeit der Gesellschaft nach außen bin wieder in der vorhin geschilderten ursprünglichen Meise sich kund giebt, warum sollten die Cantoreien nicht auf's Neue lebensfähige und lebenskräftige Institute werden? Um von der hiesigen Cantoreigesellschaft im Besonderen zu reden, so darf an dem guten Willen ihrer Mitglieder, mehr als zeither für die Zwecke der Kirche thätia zu sein, eben so wenig, wie ap der Bereitwilligkeit ihres Vorstehers, die Vereinskräfte in der angegebenen Weise zu benutzen, gezweifelt werden. Es wird ohne große Mühe ein vierstimmiger Choralgesang beim Gottc-djenst, wie bei Begräbnissen, herzustellen, sowie auch die Auf führung von geistlichen Liedern, Motetten rc. ohne Musikbegleitung zu ermöglichen sein, was namentlich bei schwach bestelltem Orchester in mehr als einer Hinsicht al» ein besonderer Gewinn betrachtet werden dürfte. So entfernt wir davon sind, mit dem Gesagten irgend Jemandem irgend welchen Vorwurf zu machen, da tief eingewurzelte Verhältnisse zu ändern nicht immer in der Macht eines Einzigen oder auch ganzer Cor- porationen steht, so lebhaft ist doch der Wunsch, daß diese Zeilen von Denen, die zunächst dabei in Frage kommen , nicht ungünstig angesehen werden und nicht ganz ohne Erfolg bleiben mögen. e. Dippoldiswalde, 15. April. Gestern ist der, seit dem Monat August vorigen Jahres verschwundene Wirthschaftsbefltzer Liebscher aus Elend im Ober- srauendorser Staatsforstreviere aüfgefunden, trotz der schon weit vorgeschrittenen Fäulniß des Körpers, an den Kleidern und Haaren unzweifelhaft recognoSeirt und gerichtlich aufgehoben worden. Zaunhaus, den 14. Aprjl. Abermals hat sich, und zwar in dem anliegenden Porfe Nehfeld, ein sehr beklagenswerther Unglücksfall zugetragen. Ein bei seinen daselbst wohnhaften Großeltern befindlicher 5jähriger Knabe stürzt nämlich gestern Abend, auf dem sogenannten Keffelrande sitzend, hinterrücks in den mit heißem Wasser gefüllten Kessel des StubenöfenS, wird zwar sofort herausgezogen, ist aber selbstverständlich fast ganz verbrüht. Als man das unglückliche Kind des HemdeS entkleidete, hat sich die Harrt zugleich mit gelöst. Aller angewandten Rettungsmittel ungeachtet, hat es heute Morgen ein wohltbätiger Tod von seinen schweren Leiden befreit. Enthält man sich auch aus naheliegenden Gründen eines eingehenden UrtheilS in Absicht auf diesen Trauerfall, so ist doch wohl hiervon mindestens Veranlassung zu nehmen, allen Denen, die unverständige Kinder zu beaufsichtigen haben, wieder einmal ernst und dringend in's Gewissen zu reden, daß sie sich ihrer dessälligen Verantwortlichkeit vor Gott und ihren innern Richter stets klar bewußt sein möchten! Dresden. (Landtag.) In der Sitzung .der Kammer am 9. April war der Gegenstand der Tagesordnung der Bericht der S. Deputation (Referent Abg. Koch aus Buchholz) über den Antrag der Abgg.