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23 Weißemtz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstag« undi Freitag«. Z« beziehen durch alle Post anstalten. Ms- vvd Anztigt-KlaU der KSaigliche« Gerichts-Iemter und Itadträthe zo Dippoldiswalde, /raueustei« «ad Alteaderg. IS MSrz 1861. Prer« l>ro Quartal 10 Rgr. Inserate die Spalten-Zeiie 8 Pfg. Beranttvortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. -------------- > TageS-eschichte. Altenberg. Der beschlossene Bau eines Armen hauses wird in unserem Städtchen gar verschieden be- urtheilt. Die Einen meinen, warum Leuten, welche nicht arbeiten wollen und liederlich sind, Wohnungen anweisen, deren sich der fleißige und ordnungsliebende Familienvater nicht erfreuen kann; — die Anderen (und das sind die Einsichtsvollen) freuen sich, daß endlich dec Bau beginnen und dann der wahrhaft schreckliche Zustand der dermaligen Armenhäuser auf hören soll. Die Haupterfordernisse in einem Hause, wie es nunmehr gebaut werden soll, sind Reinlich keit, Ordnung und Zucht. Ersteren müssen sich alle Inwohner, Bescholtene und Nichtbescholtene, unterwerfen, letztere muß für solche, welche durch eigene Schuld Wohnung in einem Armenhause nehmen müssen, weil sie sonst Niemand aufnimmt, eine strenge sein. Der Aufenthalt darf ihnen nicht an'genehm gemacht, er muß ihnen verleidet werden; sie müssen dadurch zu der Einsicht gelangen, es sei für sie besser, zu arbeiten und ein ordentliches Leben zu führen, als faul und liederlich zu sein und stets unter Aufsicht stehen zu müssen. Der Hausmann, als Aufseher, muß ein Mann von anerkannter Rechtlichkeit, von Charakter, er muß aber auch so gestellt sein, daß er, mit einer umfassenden Instruction versehen, nur von seinem Vor gesetzten abhängig ist. Dazu darf man nicht einen Mann wählen, welcher sein Amt als einen Ruhe posten anfleht, nicht einen Mann, welcher, während er von dem Vetter begrüßt, hinten von dem Gevatter am Rocke gezupft wird. Zu einer solchen Function dürfte sich ein gedienter Militär, welcher nicht hier geboren und erzogen ist, ein kräftiger, auch durch sein AenßereS imponirender Mann, wohl am Besten eignen. Hierbei ist es unerläßlich, daß ihm eine brave, etwas determinirte Ehefrau zur Seite stehe; wün- schenSwerth aber, daß er keine kleinen Kinder habe. Daß der Bau eines Hauses, welches so verschie dene Anstalten enthalten soll, als das pryjectirte, sehr schwierig sei, kann und wird nicht verkannt werden. Deshalb würde eS wohl unumgänglich nöthig sein, die Vorschläge eines tüchtigen Architekten, welcher sich in der Welt umgesehen, zu hören und ihm die Fer tigung des Riffes und Anschlages zu übertragen. Hiermit allenthalben wird der Verfasser des Auf satzes in Nr. 21 d. Bl. gewiß einverstanden sein. Was aber den Vorschlag desselben, den Bauaufwand durch Anlagen zu decken, anlangt, so kann sich Einsender dieses keineswegs damit conform erklären. Denn er fleht nicht ein, warum nicht auch unsere Nachkommen die Last, welche wir uns jetzt aufbürden und deren nachhaltigen Vorth eile sie ebenfalls genießen werden, mit tragen sollen?*) Die städtischen Anlagen in Altenberg sind allerdings dem Anscheine nach sehr gering, doch keineswegs im Verhältnis zu ande ren Städten, welche sich des Straßenpflasters, der Straßenbeleuchtung rc. erfreuen, während diese Wohl« thaten vou uns gänzlich entbehrt werden. Zum Schluffe möge noch der Wunsch ausgesprochen sein, den Bau des Armenhauses nunmehr auch mit aller Energie in Angriff zu nehmen! *) Wir hörten (in Altenberg selbst) sagen, daß noch Kind und Kmdeskinder an dieser Schuld sowohl, als an der, welche noch vom Ban des neuen Schulgebäudes herrührt, zu bezahlen haben würden; — auch soll ein auswärtiger Architekt bei Ferti gung des Risses und Anschlages zu dem vorseiendcn Baue befragt worden sein. D. Red. Niederftauendorf. Eine seltsame Schatzhebungs geschichte, die hier viel Aufsehen gemacht hat, hat kürz lich vor dem Dresdner Bezirksgericht ihre Erledigung gefunden. Der Hausbesitzer Göhler aus Pretzschendorf hatte nämlich dem Gutsbesitzer St. in Niederftaueudorf und dessen beiden Schwestern vorgespiegelt, daß auf ihrem, von ihrem Vater ererbten Gute ein Schatz be graben liege, und sich anheischig gemacht, denselben zu heben. Um den Glauben an seine geheimen Zauber künste zu bestärken, hatte er seine Oberstube mysteriös auSstaffirt und darin allerhand HocuSpocu» vorgenom men, und aus diese Weise nach und nach den Leuten eine Summe von 55V Thlrn. abgeschwindelt. Er wurde dafür zu 2'/r Jahr Arbeitshaus verurtheilt. Zwickau. Im Schacht „Neue Fundgrube" des Zwickau-Lugauer Steinkohlenbauvcreins hat man am 9. März in der bedeutenden Tiefe von 850V2 Ellen ein zweites Kohlenflötz von 2*/, Ellen Mächtigkeit durchbrochen. Wien. Am 9. März (— demselben Tage, wo ein Blitzstrahl den Schornstein auf dem Golberodaer Schacht beschädigte) hat in Wien ein von einem schweren Gewitter begleiteter Sturm arge Verwüstungen an Fensterscheiben, Dächern und Schornsteinen angerichtet und bei einer Kettenbrücke durch die verursachten Schwingungen ein Bersten an zwei Stellen verursacht. (Abends 1v Uhr ist an demselben Tage ein prachtvolles Nordlicht beobachtet worden. Jedenfalls stehen diese drei Naturereignisse in Beziehung zu einander.) Frankfitrt a. M. In der Nacht vom 6. zum 7. März sind hier vielfältige Erdstöße bemerkt worden. München. Der kunstsinnige, kürzlich von einer schweren Krankheit genesene 75jährige König Ludwig