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Dienstag. 15 10. Februar 18«1. „ . Preis Erickeint I>ro Quartal .MWerßeritz-AeltlMg. HL Amis- W» AaMt-Klall »er Kömglichca Verichls-Akmtcr Md AladtMhe M Djppoldimaldc, MueiistM md Iliendng. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgescbichte Dippoldiswalde, den 15. Februar. I» der gestrigen Versammlung des Gewerbcvcreins hielt Herr Oberlehrer Engelmann einen allgemein ansprechenden Vortrag über den Tabak. Er wies darin nach, wie durch die Entdeckung von Amerika dieses, in jenem Welttheile einheimische und von den Eingeborenen bereits gerauchte Kraut auch nach Europa gekommen, und insbesondere durch den französischen Gesandten am spanischen Hofe, Jean Nicot, (nach welchem Linnee die Pflanze — Maotirrn-r — benannt bat), nach Frankreich gebracht worden sei, von wo es dann schnell weiter verbreitet wurde und, trotz aller von geistlichen und weltlichen Herren ausgehenden Verbote dagegen, — in Rußland bedrohte man die Tabakraucher sogar mit Abschneiden der Nase, und in der Türkei wurde dem bei dem Verbrechen des Tabakrauchens Betroffenen die Nase durchbohrt, und derselbe, mittelst eines durch das Loch hindurchgezogenen Bindfadens, in der Stadt berumgeführt — überall eine sehr begierige Aufnahme fand. Der gegenwärtige Verbrauch des Tabaks ist in der Tbat enorm, so daß z. B. in Preußen durch schnittlich auf jeden Einwohner, Frauen und Kinder mitgcrechnei, jährlich 3 Pfund Tabak kommen (während der Verbrauch des Kaffce's sich in diesem Lande auf 4'/z Pfund, und der des Zuckers auf 2'/r Pfund auf den Kopf berechnet). Unter den verschiedenen Arten, den Tabak zu rauchen, gedachte der Sprecher auch der durch Wasser hindurchgeführten langen Tabakröhre, der Narghilehs und einer eigenthümlicken, gegenwärtig in der astatischen Türkei eingeführten Sitte, wo in den Tabagieen ein Gefäß, mit glimmendem Tabak gefüllt, befindlich ist, in welches jeder der Gäste sein Pfeifen rohr hineinbohrt, so daß bann Alle gemeinschaftlich aus demselben Kopfe rauchen. Auf höchst ergötzliche Weise schilderte er ferner das historisch berühmt gewordene, neuerdings durch Gutzkow's „Zopf und Schwert" ans die Bübne gebrachte Tabakscollegium des großen Ehurfürsten, Friedrich Wilhelm von Preußen. Auf die, durch das Tabakrauchen und Schnupfen hcrbeigeführte Industrie übergehend, erwähnte der Sprecher die Fabrikation der thönernen Tabakspfeifen in Hessen und besonders in Holland, und die zu einem Luxusartikel und zu einem Gegenstand fürstlicher Gunstbezeigungen gewordenen Tabaksdosen. Schließlich sprach er über die Wirkungen des Tabaks auf den menschlichen Körper, und gedachte insbesondere des aus dem Tabak bereiteten, die scharf narkotische Wirkung der ganzen Pflanze in sich concentrircnden Nikotin's, eines der stärksten Gifte, die wir kennen, welches vor mehreren Jahren durch die von dem Grafen Beaucarmü damit vorgenommene Vergiftung seiner Familie eine traurige Berühmtheit erlangte. Es schlossen sich an diesen Vortrag noch verschiedene, auf den Gegenstand desselben sich beziehende Mittheilungen von anderen Seiten an. Es wurde dabei unter Anderem bemerkt, daß sehr starkes Tabakrauchen, durch fortwährende Erregung der Speicheldrüsen und dadurch herbeigeführte Verdauungsstörung, häufig eine auffällige Abmagerung bewirke, daß ferner die alkalische Eigenschaft des Tabaksaftes ätzend auf den Schmelz der Zähne einwirke, wodurch allmällig die Knochensubstanz derselben entblöst und der brandigen Zerstörung ausgesetzt werde; ferner wurde der Anwendung des Tabaks gegen verschiedene krampfartige Krankheiten, gegen hartnäckige Leibes verstopfungen, bei eingeklemmten Brüchen rc. gedacht. Auch die wichtige Rolle, welche die Tabaksdose in der Hand des feinen Hofmannes und Diplomaten spielt, blieb nicht unerwähnt. Dippoldiswalde. (Sonntagsschule.) Am heutigen Tage, den 18. Februar, werden eS fünfzehn Jahre, daß die hiesige Sonntagsschule gegründet wurde. Erwägt man, mit welchen Schwierigkeiten überhaupt diese Anstalten zu kämpfen haben; wie auf der einen Seile Diejenigen, zu deren Gunsten sie gegründet werden, nicht immer den rechten Sinn für Fortbildung besitzen, indem sie meinen, das Alles schon zu wissen, waö sie dort zu hören bekommen, oder Manches für ihre spätere Existenz zu wissen nicht nöthig zu haben; wie auf der andern Seite Lehrmeister und Principale diesem Dünkel und dieser Geistesträgheit entgegenzu arbeiten gar nicht bemüht sind: so kann man sich nur freuen, wenn trotz dieser Hindernisse die SonntagS- schulen und also auch die unsrige ihr Dasein bis auf den heutigen Tag behauptet haben. Einen rühmlichen Antheil an diesem Fortbestehen haben ohnstceilig die Männer, denen die Leitung und der Unterricht an der Anstalt anvertraut ist; denn es ist gewiß keine leichte Aufgabe, den Lehrstoff für die jungen Leute immer so mundrecht zu machen, daß das Jntresse daran lebendig erhalten wird und eine zahlreiche Thcilnahme gesichert bleibt. Außerdem ist es auch unser Gewerbe verein, welcher der Anstalt mit Erfolg unter die Arme gegriffen und dadurch einen sehr erfreulichen Beweis seines gemeinnützigen Wirkens gegeben hat. So hat er, um Eins hervorzuheben, eine Summe Geldes bis zu 10 Thlr. zu AuSthcilung von Prämien an die fleißigsten Schüler bei der bevorstehenden Prü fung bestimmt und damit einen Anlaß zu regem Streben gegeben, der, so hoffen wir, bei den Schülern auf guten Boden fallen wird. Hierbei läßt sich der Wunsch nicht unterdrücken, daß eS auf irgend eine Weise