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14 Weisrcrilz-Ieitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Sehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstag- und Freitag-. Zu beziehen durch alle Post anstalten. IM«- md JiMe-Mt »er Miglich» «erichli-ImIer md SladlrSlhe M KippMWM, Miküsteii md Mkiberi. 15. Februar 1861. Preis >>r« Quartal IV Ngr. Inserate die Epal»,»-Zeile 8 Pfg. Tagesqesehrchte. Dresden. Am 9. Febr. in den Abendstunden beging das königl. stenographische Institut zu Dresden den Gebnrts- und Gedächtilißtag des Erfinders der deutschen Stenographie, Gabelsberger, in den schönen Räumen des Hotel de Pologne, unter Theilnahme einer großen Menge Freunde und Beförderer der Stenographie, unter denen man auch die Minister von Beust und von Falkenstein bemerkte. Vorträge des Herrn Geh. Regierungsrath Häpe und des Herrn Professor Rätzsch, sowie ein Wettschreiben zwischen einem Stenographen und einem sehr gewandten Currentschreiber, bildeten die geistige Feier, und sinnige Toaste, sowie einige launige theatralische Darstellungen, würzten die Freuden des Festmahls und hielten die Festgenossen in heiterer Ge mächlichkeit bis in die frühen Morgenstunden beisammen. Dresden, 9. Febr. Seit einiger Zeit war ein gewaltiger Schreck in die Schweinefleischcsser gefahren. Die in jedem Schweine mehr oder weniger sich finden den Trichinen, Stiefschwestern der bekannten Finnen, sollten »achtheilig auf die menschliche Gesundheit ein wirken. Man fing schon an, das Schweinefleisch zu meiden, und ein panischer Schreck bemeisterte sich der Hanshaltnngen. Da klärt unser thätigcr und umsichtiger Stadtbezirksarzt Or. Brückmann im Anzeiger die Sache auf, weist nach, daß die ganze Furcht ungegründet sei, daß die Trichinenkrankheit der Schweine das Fleisch nicht absolut schädlich und gefährlich mache, und daß durch das Kochen nnd Braten die Wirkung der Trichinen völlig zerstört werde. Zugleich thcilt er mit, daß wegen Untersuchung des Einflusses der Trichinen wie der Finnen auf den menschlichen Körper eine besondere Commission hier niedergesetzt, deren Arbeit jedoch zur Zeit noch nicht beendigt sei, verspricht aber daS Resultat dieser Prüfung zu veröffentliche». Altenberg, 13. Febr. In den letztverflosscnen schönen Tagen wollten sich Viele schon der Hoffnung auf einen baldigen Frühling hingeben, aber wie täuschten sie sich! Im Sturm und ziemlicher Kälte ist die zweite Hälfte des WinterS erschienen, und diese ist um so empfindlicher, als die Holzvorräthe ganz gelichtet sind und das Treibwasser für den Bergbau abermals zur Neige geht. Auch ist leider das Geflecht im Preise zurückgegangen. Der Herr erhalte uns den Frieden und lasse unsere Nahrungsquellen nicht verstechen. Hermsdorf. Am 7. d. Mts. starb Hierselbst der bis dahin im Bollgennsse jugendlicher Kraft und Ge sundheit befindliche jüngste Sohn eines dasigen Guts besitzers, im Alter von noch nicht ganz 18'/, Jahren, nach kaum 18stündigcm Leiden. Da ein Gerücht den Todesfall als einen Selbstmord durch Gift bezeichnete, so machte sich die gerichtliche Aufhebung nöthig. Die selbe hat ergeben, nicht nur, daß kein genügender Grund zu Annahme eines Selbstmords vorliegt, sondern sogar, daß es an jedem Anzeichen für einen nicht na türlichen Tod bei dem Verstorbenen fehlt. — Mögen nun Diejenige», welche das müßige Gerücht veranlaßt haben, vorausgesetzt, daß sie es wenigstens nicht bös willig getban, sich vergegenwärtigen, welche Störung im Trauerbause durch das Eindringen des Gerichts verursacht werden mußte, und welche bittere Zugabe dieselbe zu der Trauer der Hinterlassenen gewesen sein mag; möge» sie und Alle, die Ursache haben, sich an die Brust zu schlagen, durch die aus den berichteten Vorfall zu ziehende Lehre sich veranlaßt finden, nur mit der nötbigen Rücksicht für ihre Nebenmenschen ihre Urtheile zu fällen und vor Allem auch ihre Zunge zu gebrauchen! Kreischa, den 10. Febr. Heute wurde in unserer Kirche ein feierlicher, für die hiesige Kirchfabrt und Schulgemeinde hochwichtiger Act vollzogen. Es wurde nämlich der Predigtamtscandidat Herr Wilhelm Julius Woost, der älteste Sohn unsers Herrn Pastor Woost, nachdem er vor 14 Tagen seine Probepredigt gehalten hatte und dabei der Gemeinde bekannt gemacht worden war, daß derselbe zum Substituten seines Vaters nnd einstigen Nachfolger im Amte bestimmt sei, durch den Superintendent Herrn l)r. Steinert ordinirt. Die Kirchengemeinde hatte keinen directen Antheil an dieser Wahl gehabt. Sie war durch die frühere Besitzerin des Rittergutes Kreischa, die verwittwete Frau Pauline Thoman, ohne Zuziehung der Gemeinde erfolgt und von dem gegenwärtigen Besitzer des Gutes, Herrn Kaufmann Hausmann aus Glauchau, genehmigt wor den. An die Vertreter der Gemeinde wurde nach der Probepredigt nur die gebräuchliche Umfrage gerichtet, ob sie gegen Lehre, Leben und Wandel des Gewählten etwas Erhebliches einzuwenden hätten. Wir können daher nur von Herzen wünschen, daß der jugendliche Prediger auch in der Gemeinde dieselbe Liebe und Hochachtung finden möge, die sich sein würdiger Vater während seiner bisherigen amtlichen Thatigkeit erworben bat und daß insbesondere auch seine künftige Thälig» kcit als Localschulinspector, wobei ihm eigne mehrjährige praktische Erfahrungen zu Gebote stehen, eine recht gesegnete sein möge. Lungwih. Eine eben nicht sehr erbauliche, hier vorgefallene, Prügelgeschichte war bis vor das Dresdner Bezirksgericht gekommen. Es hatte nämlich der frühere Brauer König, der gegenwärtig den Geschäftsführer in der hiesigen Mühle seiner Schwiegermutter, der verw.