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M 13 Weißeritz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch all» Post« anstatt»«. 12. Februar 1861. Prei« pn» Quartal 10 Rgr. Inserat« die Spalten-Zeile 8 Pfg. „ml.- ,1» »er Mi,lichte «tnchls-Iemlcr >«d AailrW M DippM-mlUt, /nskxlim »ich Mtibtt,. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgeschichte. Dippoldiswalde. Wir erfuhren, daß die beab sichtigte Errichtung eines Denkmals zu Ehren des großen Orgelbaumeisters Silbermann zu Kleinbobritzsch bei'Frauenstein am Todestage desselben, der in den Monat August fällt, stattfinden soll und bemerken hier zu, daß wir zur Förderung dieser guten Sache gern bereit sind, etwaige Geldbeiträge in unserer Expe- dition anzunehmen, dieselben rechtzeitig an den Ort ihrer Bestimmung gelangen zu lassen und zu seiner Zeit öffentlich zu berechnen. Dresden. Landtag. Nach längerer Pause (seit dem 19. Januar) bat die 1. Kammer am 8. Februar wieder eine Sitzung gehalten. Die Verhandlungen betrafen den anderweiten Bericht über die Kirchen ordnung. Nach einigen Besprechungen über verschiedene Abänderungen des ursprünglichen Entwurfs, gelangte man zur Schlußabstimmung, wobei noch manches scharfe Wort über den ganzen Entwurf fiel. So äußerte z. B. der Präsident v. Schönfels, daß er diese Vorlage keineswegs passend für die Jetztzeit hielte. Denn weder von Verminderung der Vielschreiherei, noch von Vereinfachung der Verwaltung, noch von dem Selfgovernement sei darin eine Spur; der große Verwaltungsapparat und die beliebte Einzwängung deS Kirchenvorstandes und der Synode ertödtc vielmehr alles freiere Leben. Ueberhaupt würde es nach seiner Ansicht besser gewesen sein, eine reine Presbyterial« und Synodalverfassnng zu geben, als ein solches Gemisch, wie es dermalen vorliege. Der Abgeordnete v. Zehmen meinte, daß er die Kirchenordnung- wie sie jetzt sei, nicht seinen Feinden, geschweige denn seinen Freunden wünsche. Schließlich wurde der Entwurf mit 22 gegen 16 Stimmen abgelehnt, und die Negierung ersucht, die vorgelegte Kirchenordnung einer weiteren eingehenden Erwägung zu unterwerfen, demnächst aber im Verordnungswege, unter Aufhebung der bisherigen kostspieligen Kirchenrechnungsabnahmen, ein einfacheres, weniger kostspieliges Verfahren für dieselben einzuführen. Dresden. Im Jahre 1860 wurden an Fleisch- waaren nach Dresden eingefühlt: 1,779,706 Pfund verschiedene Fleischwaaren, 398 Rinder, 35,939 Kälber, 32,235 Schöpse, 1490 lebende und 975 ausgeschlachte Schweine, 40,891 Gänse u. s. w., an Getreide 313,281 Scheffel und außerdem 43,672 Scheffel Mehl und 37,425 Scheffel Backwerk. Dresden. Während von London ans gemeldet wird, daß der dortige zoologische Garten durch die kalten Tage des Januar bedeutende Verluste erlitten hat, indem eine große Anzahl von Affen, Antilopen und Vögeln, sowie ein schöner kubischer Löwe, der seit zehn Jahren die Zierde der Sammlung war, der Kälte unterlegen sind, haben sich die Einrichtungen unseres neuen zoologischen Gartens auch bei der strengen Winterkälte bewährt. Alle in demselben vorhandenen Thtere sind munter und wohlgenährt. Neuerdings ist ihre Zahl wieder durch einige neue Ankäufe vermehrt worden, insbesondere durch einen Eisbären, einen schwarzen amerikanischen Bären, zwei junge Silberbären auS Ungarn, einen grauen Geier. Unter den Baulich keiten zeichnen sich besonders das Bären-, Affen« und Adlerhaus durch ihre geschmackvolle und zweckmäßige Anlage aus. Auch der Bau der neuen Restauration ist bereits kräftig in Angriff genommen. Schönfeld bei Pillnitz. Hier feierte am 1. Febr. der 75jäbrige Kammergutsnachtwächter Körner sein 50jährigcs Dienstjubiläum und wurde dabei durch eine Gratificatiou von 25 Thlrn. und die silberne Verdienst medaille erfreut. Sachsen. In Schandau hat die Wahl des von den Stadtverordneten zum Rathmann ernannten früheren Advocat Haase durch die Kreisdirection nicht die Bestätigung gefunden, weil der Genannte wegen der Dresdner Maierreigniffe in Untersuchung gezogen worden ist, obgleich er wegen Mangel mehren Verdachts klagfrei gesprochen wurde. — In Franken berg ist auf Anordnung der Kreisdirection neperdingS der Vor stand der dortigen Vorschubbank, Schmidt, ein äußerst thätiger, für gemeinnützige Bestrebungen begeisterter Mann, dieses Postens enthoben worden, weil er eben falls durch den Dresdner Maiaufstand gravirt worden war. Baiern. An den Kirchthüren Münchens findet sich folgender Aufruf: „Ihr christliche» Frauen Münchens! Laßt uns zu den Waffen greifen, jedoch nur zu denen, welche unserem Geschlechte geziemen, um dem von aller Welt verlassenen jungen Königspaare zu Gav'ta und dem greisen Vater der Christenheit in Rom bei zustehen! Wenden wir uns in vertrauensvollem Ge bet zur Himmelskönigin, daß sie ihren Sohn sende. Er, der wahre Emanuel, wolle sich doch bald erheben gegen den falschen Emanuel und Consorten." Oesterreich. Wie man hört, nimmt die erbitterte Stimmung der Bevölkerung in den deutschen Theilen Oesterreichs täglich zu. Die kaiserliche Familie ist entschieden gegen die Einführung des ConstttutionaliS- muS in Oesterreich, da dieser unfehlbar zum Untergänge des Kaiserstaats führen und die Macht des Kaiserthums stürzen werde. Die hohe Aristokratie und der Klerus durchkreuzen alle Pläne der Reformpartei; der KleruS ist besonders erbittert, daß einige Handelskammern,