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Dienstag. Erscheint Dienstags und Freiings. Zu beziehen Lurch alle Post- anstallen. M 11 5. Februar 1861. WeißeritZ-Ieituug. Preis pro Quartal lO Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- Md Mkige-Ml der MMm Gkkichts-Imter Md SlMrälhk M Dippstdiswlildc, Frmmftm md Mmbrrg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tages geschichte. Dippoldiswalde, 2. Februar. Bei der gestrigen Versammlung des Gewerbevereins machte zunächst Herr Dl*. Poppe einige Mittbeilungen in Betreff der beabsichtigten öffentlichen Prüfung und Prämirung der diesigen Sonntagsschüler, zu welcher letzteren der Verein beschloß, auö seinen Mitteln zur Ergänzung der dazu er forderlichen Summe einen Beitrag bis zur Höhe von 10 Tblrn. zu bewilligen. Hierauf einigte man sich hinsicht lich der bevorstehenden Jahresfeier des Stiftungsfestes des Gewerbevercins dahin, dasselbe, um jede Kollision wegen der geschlossenen Zeit vor Ostern zu vermeiden, etwas früher, als gewöhnlich, und zwar Sonntag, den 10. März, abzuhalten und damit außer dem Acte der Prämirung derjenigen Sonntagsschüler, die sich durch Fleiß, Fortschritte und sittliches Verhalte« ausgezeichnet haben, wie gewöhnlich ein gemeinsames Festmahl mit darauf folgendem Ball zu verbinden, den Sonntag vorher aber die öffentliche Prüfung statkfinden zu lassen. Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegenheiten hielt !)>-. Tbcile aus Lungwitz einen Vortrag über die Entstehung und die Eigenschaften des Schnees. Er zeigte dabei, wie die unmerklich von der Oberfläche der Erde und des Meeres anssteigendeu wässerigen Dünste sich in den oberen kälteren Luftschichten in kleine Wasser bläschen verwandel», ähnlich ganz kleinen Seifenblasen, die frei in der Luft schwimmen und dicht zusammen gedrängt als Wolken am Himmel erscheinen. Ist die Luft sehr feucht und darum leichter als gewöhnlich, so senke» sich diese WasserbläSchen tiefer herab, ihre Wände verdicken sich durch Anziehung wässeriger Theile, bis sie endlich so schwer werden, daß sie als Tropfen unter der Form von stiegen auf die Erde herabfallen. Der Sprecher erwähnte nebenbei, daß die Menge des in der Dresdner Gegend alljährlich fallenden Regens durchschnittlich so viel betrage, daß derselbe, wenn er nicht abflösse und verdünstcte, den Bode» 21 Zoll hoch mit Wasser bedecken würde, während die in Altenberg an gestellten Beobachtungen für die dortige Gegend eine jährliche Regenmenge von 27 bis 28 Zoll ergeben hat und in einigen in der heißen Zone gelegenen' Ländern die Menge des in der Regenzeit daselbst fallenden Regens 3 bis 4 Ellen beträgt. Durch eine plötzlich starke Kühlung der fallenden Regentropfen in Folge elektrischer Einflüsse entstehen im Sommer die Graupeln und der Hagel, während bei der Winterkälte jene Wasserbläschen in Form feiner sechsseitiger Nadeln krvstallisiren (»ach dem KrystallisationSsystem des Berg- krystalleS, wovon einige instrnctive Exemplare vorqe- zeigt wurde»), welche die Eigenthümlichkeit haben, sich nm einen gemeinsamen Mittelpunkt, unter Winkeln von 60 Graden, an einander anzusetzen und auf diese Weise durch mannichfache Verzweigung und Befiederung sechs seitige Sternchen von den verschiedensten und zierlichsten Formen zu bilden. Als Beispiel wurde die unübertreff lich schöne Abbildung von Schneesterncheu, welche Pro fessor Rvßmäßler in einer der neuesten Nummer seiner vortrefflichen naturwissenschaftlichen Zeitschrift „Aus der Heimath" gegeben hat, vorgezeigt. Bei sehr großer Kälte, wie im hohen Norden, schneit es nur sehr kleine staubartige Nadeln, bei geringer Kälte Sternchen und bei einer dem Thaupunkte nahen Temperatur durch Aneinderkleben der Sternchen größere Flocken. Ohne in weitere Details dieses-Vortrags cinzngehen, gedenken wir nur noch der vom Vortragenden in den kältesten Tagen des vorigen Monats gemachten interessanten Beobachtungen über die Temperatur des Schnees. Derselbe fand nämlich, indem er ein 12 Zoll lauge« Thermometer ganz in den Schnee einsenkte, die Tem peratur desselben unmittelbar über dem Erdboden am 13. Jan. früh 8 Uhr bei einer Kälte der Lust von 13 Grad R. nur 1 Grad Kälte, am 15. Jan. bei 14 Grad Kälte der Luft nur — 3 Grad und am 16. Jan. bei 16 Grad Kälte nur — 2 Grad. Hier mit stimmt die in den Polarländern gemachte Beobach tung überein, daß nämlich daselbst auch bei der grim migsten Kälte die Temperatur deö Schnees in einer Tiefe von zwei Ellen stets nahe dem Thaupunkte des Schnees (OGrad) ist. Hieraus wird der schützende Einfluß erklärlich, welchen eine tüchtige Schneedecke den Gewächsen bei harter Winterkälte gewährt und warum die Bewohner des hohen Nordens, wenn sie unterwegs von Müdigkeit oder durch ihre Kälte lebensgefährlichen Stürmen überfallen werden, sich tief in den Schnee vergraben und später frisch und neugestärkt wieder aus demselben hervorkriechen und ihre Reise fortsetzen können. In ähnlicher Weise dient der Schnee zugleich als das beste Wiedcrbelebungsmittel Erfrorener und erfrorener Gliedmaßen. An zwei mit Schnee gefüllten Gläsern, in welche Thermometer eingesenkt waren, zeigte der Vortragende, daß die Temperatur des Schnees auch in dem sehr warmen Zimmer (-j-16) sich stets ans dem Nullpunkt erhalte, so lange er noch nicht völlig zerschmolzen ist, und wie eine kleine Menge in den Schnee gestreuten Kochsalzes die Temperatur desselben so weit erniedrigte, daß daS in einem Glaökölbchcn befindliche Wasser, welches eine Zeitlang hineiugehalten wurde, darin zu Eis gefror. Malter bei Dippoldiswalde. Ein, in jugendlicher Unbesonnenheit verübter Gaunerstreich eines jnngen Menschen von hier macht jetzt viel von sich reden. Der 17*/r Jahr alte I. G. Seifert, der früher in