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Veißerih-Ieitung Freitags. Zu beziehen durch alle Post- - anstalten. Freitag. Erscheint 23. Januar 1861. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Ms- und Anztigk-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrnthe zu Dippoldiswalde, Muenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesqeschichte. Hirschbach bei Dippoldiswalde. (Verspätet.) Am zweiten Wcihnachtsfeiertage wurde hier cinFest begangen, das durch Gottes Gnade nur Wenigen verliehen wird. Ein achtbares Gemeindemitglied, der Gartennahrungs besitzer Herr Gottlieb Fuchs, war vor 50 Jahren an diesem Tage mit seiner Ehefrau in der Kirche zu Reinhards« grimma ehelich verbunden worden', feierte also seine goldene Hochzeit. Man kann sagen: die ganze Gemeinde nahm Theil an diesem Feste. Schon früh ward ihm durch den Gemeindevorstand Legler NamenS der Gemeinde ein Festgeschenk, ein schöner Divan, überreicht; Mittags versammelten sich dieFesttheilnehmer im hiesigen Gasthause, um ihn zu einem Ehrenmahle abzuholen. Vor seiner Wohnung hielt unser würdiger Pfarrer, Hr. k. Stichart aus Rcinhardsgrimma, eine Aller Herzen ergreifende Weiherede, nach welcher das Lied: Nun danket Alle Gott, gesungen wurde. Ein getreten in die Wohnung des Jubelpaares, war man Zeuge von der Liebe ihrer Kinder und Enkel, die reiche Geschenke gebracht halten. Während man Speise und Trank zu sich nabm, wurden die Anwesenden durch Vortrag eines passenden Gedichtes durch Hrn. Forstinspector Kessinger angenehm überrascht und in frohe Laune versetzt. Man begab sich nun in feierlichem Zuge nach dem Gasthause, das mit Ehreupforten rc. geschmückt war, zur Festtafel. Dasselbe verlief, gewürzt durch ernste und launige Toaste und ein Tafellied, zu Allee Zufriedenheit, und ein gemüthlicheö Tänzchen beschloß die Feier, bei der man der Armen zu gedenken nicht vergessen. Möge das würdige Paar noch lange unter uns leben! Dresden. Der bei dem Maiaufstand betheiligte frühere Bürgermeister von Waldheim, RechtScandidat Gasch in Dresden, ist zum Advocate» ernannt und der ebenfalls bei jenem Aufstand gravirte AdvocatS t nnge ist von der Regierung rchabilitirt worden. Holland. Während wir noch bis vor Kurzem in Deutschland unter einer ungewöhnlichen, anhaltenden Kälte litten, sanden, wie wir bereits berichtet, an den westlichen Grenzen Deutschlands außerordentliche Ueber- schwemmungen statt. Indem, von Flüssen und zahllosen Canälen durchschnittenen Holland haben diese Ueber- schwemmungen einen grausenerregenden Umfang erreicht. So wird namentlich aus der, zwischen dem Rhein und der Maaß gelegenen Provinz Geldern berichtet, daß dort durch Eisstopfungen das Wasser stellenweise schon eine Höhe erreicht hat, welche den höchsten Stand des Jahres 1809 noch um einige Fuß übersteigt. Die vom Rhein und der Waal gebildete, einen, Flächen raum von 200,000 Morgen umfassende Insel Bom- melwaard steht ganz unter Wasser. 19 Dörfer sind überfluthet. Alle Häuser dort, die sich nicht auf der Höbe der Dämme (Deiche) befinden, stehen bis an die Dachfenster unter Wasser. 20,000 Menschen sind dadurch obdachlos geworden. Italien. Am 19. Jan. hat die französische Flotte unter Le Barbier de Tinan ihre Stellung vor Gaöta verlassen. Am folgenden Morgen rückte sofort der sardinische Admiral Persano von der Rhede von Neapel aus vor Gaöta und erklärte den Hafen von Gaöta in Blokadezustand. Franz II. beharrt auf seinem Ent schlüsse, den aller Berechnung nach unnützen Kampf sortzusetzen. — Garibaldi hat einen Orden erhalten und er hat ihn angenommen. Seine Schaaren, mit denen er auf Sicilien gelandet und an deren Seite er das Werk der Befreiung Italiens begonnen, haben ibn denselben, einen herrlichen Dcmantstern, durch den General-Leut nant Türr nach Caprera gesendet. Garibaldi hat bei der Uebcrgabe dieses Zeichens dankbarer Liebe und Ver ehrung mit thränenfeuchten Augen geäußert, daß nie eine Gabe sein Herz so erfreut habe, als dies Geschenk von seinen tapfern Waffenbrüder». Auch Garibaldi's Tochter, Theresita, die sich kürzlich mit einem Professor verlobt hat, dessen Bekanntschaft sie in Neapel gemacht batte, halte Türr ein Halsband, das ihr König Victor Ema nuel als NeujahrSangcbinde überschickte, mitgebracht. Man schreibt aus Pesth: Einen interessanten Feuille- ionartikel über „Schnurr» und Backenbärte" von ecnem katholischen Dorfgeistlichen enthält „Pesti Hirnök". deS Inhalts, es möge im Wege der Bischöfe oder einer Na- tionalsynode in Berücksichtigung der in Ungarn wieder» hergestellten constitutionellen Freiheit veranlaßt werden, daß nach dem Beispiele der Altvordern die Schnurr- und Backenbärte in ihre alten Rechte auch in den Gesichtern der Geistlichkeit wieder eingesetzt werden. MamuthS in Deutschland. Bei dem Bau der NemSthal-Bahn im Königreiche Würtemberg wurde im vorigen Jahre ein riesiger Stoßzahn eines MamuthS von 12 Fuß 4 Zoll Länge gefunden, das größte Exemplar eines solchen Zahnes, welches man bis jetzt kennen gelernt hat. Bei einer, vom König Wilhelm angeordneten, weiteren Nachgrabung fand man auf dem kleinen Raume von lO Mal 25 Ellen die Knochen von 4 MamuthS und anderen sie gewöhnlich begleitenden Thieren (NaShorne, Bären, Riesen hirsche, Tigerkatzen). Man schließt hieraus, daß das Cann- stadter und Stuttgarter Thal die Ueberreste von einer halben Million dieser Riesenthter« der Vorwelt bergen.