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Freitag. 98. 14. Weceml'er 1860. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis ch 1 t"0 Quartal Wnßerch-FeüwV.Z» Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrathc zu Dippoldiswalde, /raueusteiu uud Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Aus Dippoldiswalde. Seit ziemlich langer Zeit habe ich mich vergeblich nach einer Mittheilung über den Stand des Steinfohleiibanuntcrnchmens Golberode- Dippoldiswalde umgesebeii, denn die früher in diesem Blatte von Zeit zu Zeit erschienenen Berichte sind gänzlich unterblieben, und in der Jahresversammlung konnte man zu Anfragen über den Stand der Baue gar nicht kommen, weil mau sich in unerquicklicher Weise über Dinge hcrumstritt, mit welchen man meiner Ansicht nach schwerlich etwas genützt hat. Eine Folge dieses Zustandes der Dinge mußte natürlich die sein, daß nun Jeder von dem Unternehmen hielt, was er nach dem ihm zugchenden Gerede für gut fand. Das Letztere kam aber gar verschiebe» zum Vorschein. Um so erfreulicher ist es, daß nun vor Kurzem das Di- rectorium beim Ansschreiben einer Nachzahlung mit wenig Worten aus den Erfolg hinweist, der zur Zeit erlangt worben ist, und dabei überhaupt hervorbcbt, daß dermalen der Stand der Untersuchungsbaue sich günstig gestaltet und auf einen guten Erfolg schließen lasse. Die daselbst vorgeführten Zahlen geben Großen an die Hand, die völlig außer allen Zweifel stellen, daß man im Dippoldschacht ein Kohlenflötz von guter Beschaffenheit getroffen hat, und ich überlasse den Herren, die vor mehreren Monaten gar kein anderes Heil wußten, als das sofortige Abteufen des Schachtes wieder in die Hand zu nehmen, um das Kohlenflötz erst noch aufznsnchen, nunmehr reiflicher zu überlegen, was aus diesem Aufschlüsse zu folgern sei. Mir war aber diese öffentliche Anzeige eine Veranlassung, einen eben so theoretisch wie praktisch gebildeten Bergmann, der mir persönlich befreundet und auch Aktionär ist, nochmals zu bitten, den Dippoldschacht zu befahren, nnd mir genauen Bericht über das, was er gesehen, sowie seine Meinung über die Zukunft des Unternehmens zu geben. Ich halte es für meine Pflicht, mit wenig Worten Dessen zu gedenken, was mir dieser Fachmann mitgetheilt Kat, und schicke voraus, daß derselbe schon beim Ausfinden der Kohlen der Meinung war, daß man ans das Kohlenflötz, jedoch in einem gestörten Zu stande, gestoßen sei, und deshalb die Geschichte von der linsenartigcn Einlagerung für eine verkehrte Anficht ansgab. Derselbe sagt Folgendes: Die dermaligen Untersuchungsbane dehnen sich besonders auf den südlichen Theil deS Kohlenfeldes, demnach in der Richtung zwischen Kleba und Babisnau, aus. Man ist in dieser Richtung mit 2 Strecken vor gegangen, welche durchgängig in nicht unter 3 und meist 4 Ellen mächtiger Kohle soweit fortgetrieben sind, daß der bis jetzt aufgeschlossene Theil, selbst, wenn man die O Lachter nur zu 40 Scheffeln Kohle haltend rechnet, nicht unter 10,000 Scheffeln Kohlen und zwar nm so mehr enthält, als die Kohle ganz rein, mit gar keinem tauben Gestein durchsetzt, ansteht. Die Einlagerung des Flötzes ist völlig regelmäßig und nach dem Ortstoß anzunehmen, in steigender Mächtigkeit begriffe». Schon diese regelmäßige Ablagerung deutet mit einer fast die Gewißheit erreichenden Wahrscheinlichkeit, auf ein Fort setzen der Kohle bin, und die Verwaltung des Vereins dürfte vor Allem die Pflicht auf sich haben, dieses Flötz vollständig zu untersuchen und so schnell als möglich beide Strecken weiter zu erlängen. Deshalb finde ich auch das Abteusen des Schachtes zur Zeit nicht für nöthig, da derselbe ohnedies schon tiefer niedergebracht ist, als die bekannte Kohle liegt, und daS Abteufen die Ausgaben wesentlich erhöht. Eine nordöstliche Strecke fand ich unbelegt, auch zeigten sich in solcher nur hie und da etwas Kohlen und vor Ort gar keine. Dieselbe hatte aber auch nur eine sehr geringe Länge nnd kann deshalb von einem Untersnchungsbaue noch gar keine Rede sein. Uebcrhaupt sind die zur Zeit aufgefahrenen Längen keineswegs von dem Umfange, um dermalen schon von einer erfolgten Untersuchung zu sprechen. Dazu gehört, daß man die jetzt in Kohle stehenden Strecken wenigsten« bis auf eine Länge von überhaupt 40 bis 50 Lachter fortführt, und nur bei diesem Ergebnisse halte ich, bafern die Mächtigkeit der Kohle, wie fast vorauöznseben ist, wenigstens in der bisherigen Ausdehnung aushält, einen Abbau für ge rechtfertigt. Ein früherer zur Unzeit eingeleiteter Ab bau wird in der Regel später tief bereut und giebt die Ursache ab, baß man zu Vorrichtungen wegen Her stellung der Förderung greifen muß, die viel Geld kosten nnd wenig nützen. Ich könnte bieß mit Beispielen be legen. Wie ich hörte, ist man jedoch in dieser Beziehung, sowie wegen des Abteufens, anderer Meinung, die ich mit Freuden und Vertrauen nicht begrüßen möchte, obschon für daS Letztere viele Stimmen sich hören lassen, da, ganz abgesehen von andern Gründen, soviel feststeht nnd mir auch meine Gegner zugeben werden, daß zur Zeit wenigstens das Abteusen des Schachtes von der Nothwendigkeit nicht geboten wird; doch lasse ich auch andrer Ansicht Gerechtigkeit widerfahren. Im Uebrigen habe ich mich wahrhaft gefreut über den Stand des Werkes, und da ich selbst nach Kräften als Actionär bethciligt bin, so lachte mir das Herz im Leibe, als ich in der Strecke in einer Länge von mehr als 80 Ellen über, unter und neben mir nichts weiter vertreten sah, als die pechschwarze Farbe, die Kohle in reinster Beschaffenheit. Ich stieg mit ganz andern Gefühlen an'S Tageslicht, als die waren, mit welchen ich mich zur