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Freitag. 76 28. September 1860. Erscheint P«js Dienstag- undpw Quartal LLWetkeritz-Ieituna. SL anstalten. s 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Patt der Königlichen Gerichts-Ämter and Stadträthc zv Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Freiberg. Der am 14. März d. Js in Freiberg gegründete AlterthumSvcrein und die von ihm unternommene Sammlung vaterländischerAlterthümer (aus der Zeit bis zu AuSgang deS vorigen Jahrhun derts) hat sich sowohl durch reichliche größtentheils gegen Revers übernommene Eingänge an alten Gemälden und Schnitzwerken, Waffen, HauSgeräth, Urkunden rc., als auch jetzt insbesondere dadurch eines wesentlichen Fortschrittes zu erfreuen gehabt, daß ihm in dankens- werthester Weise durch Beschluß deS Studtraths und der Stadtverordnetenschaft zu Freiberg ein zur Auf stellung dieser Sammlung besonders geeignetes alter- thümlicheS Local in der ersten Etage des Kaufhauses überlassen worden ist. Es wird hierdurch die schon bei Bildung des genannten Vereins gefaßte Idee, in Frei berg ein städtisches Mnseum zu begründen, aus führbar. Obgleich nun eine hierzu erforderliche ent sprechende Einrichtung des Locales längere Zeit bean spruchen wird, während welcher man auch noch so manche Eingänge für die Sammlung erwarten darf, so wird doch die Eröffnung des Freiberger Museums vielleicht schon zu Anfang des kommenden Winters stattfinden können. Freundliche fernere bezügliche Anmeldungen und Beiträge für die Sammlung besonders auch von Aus wärts werden jederzeit vom Vereinövorstand (d. Z. Buchdr. Heinrich Gerlach in Freiberg) mit besonderem Dank entgegengenommen, auch die Vereins-Statuten unentgeldlich auf Verlangen zugesandt. Einen Zuwachs von Bedeutung erhielt die Samm lung jüngst durch die Schenkung einer ziemlich unfäng- lichen Bibliothek, welche in sehr alten Druckwerken und Handschriften, in Chroniken, Karten, Plänen und sonstigen Kunstblättern besteht und fast ausschließlichen Bezug hat auf Sachsen überhaupt, auf Freiberg und den sächsischen Bergbau. — Eben so sind bereits ver schiedene durch die neue Zeit und namentlich durch die Aussicht auf Gewerbefreiyeit werthlos gewordene alte Innungs-Artikel mit gewichtigen anhängenden Siegeln, sowie Urkunden und Kleinodien aus den JnnungS- Laden dem Freiberger Museum znm Theil schon gütigst überlassen, zum Theil zugesagt worden. Dresden. ES ist eine recht häufige, mit einem frommen Volksglauben in Verbindung stehende Erfah rung, daß Kinder oft ans den augenscheinlichsten Todes gefahren unverletzt hervorgehen. Am 18. Septbr., in den Mittagsstunden, stürzte das dreijährige Töchterlein des Schenkwirths Bauer am Elbberge aus einem Dach fenster der vierten Etage in den Hof herab, ohne eine erhebliche Verletzung davon zu tragen. Das Kind war nämlich glücklicher Weise auf ein vorstehendes Schirmdach im Parterre gefallen, mit diesem, da eS morsch war, durchgebrochen, und so allmählig auf das Steinpflaster gekommen. Leipzig. Der durch seine Gewandtheit und Humanität als Staatsanwalt ausgezeichnete Appella« tionsrath Metzler hat die ihm angetragene hiesige Polizeidirectorstelle definitiv angenommen. Frankfurt a. M. Auf die kürzlich berichtete Soldatenkampelei zwischen den österreichischen und bairischen Truppen auf der einen Seite, und den preußi schen auf der andern, welche die Bundesgarnison bilden, ist schließlich ein launiges Versöhnungfest ge folgt. Nämlich am 17. Sept, rückte die gesammte Bundesgarnison zum Exercieren nach Neu-Isenburg aus. Nach den Uebungen wurde auf einer großen Wiese Rast gemacht. Die Soldaten mußten ihre Ge wehre ablegen. Die Musik spielte auf, für Erfrischungen war gesorgt und in schönster Eintracht entfaltete sich unter Tanz, Jubel und gegenseitigen Umarmungen die tollste Lustigkeit. — Auffallend ist in Preußen, dem Staate, welchen man immer als Muster für andere Staaten aufzustellen beliebt, die Erscheinung, daß seit der neuen Heeres« organisation die Conflicte zwischen Militär und Civil häufiger vorkommen. Wir erinnern den Leser vor« läusig an die Mittheilungen der Zeitungen über die beklagenswerthen Vorfälle in Gumbinnen, Bromberg, Insterburg, Berlin, Köln, Königsberg, Görlitz, und bemerken, baß in letzterer Stadt der Oberst von Gordon es sogar wagte, eine öffentliche Erklärung zu erlassen, in welcher der KriegShelb sich dahin ausgesprochen hat: er werde seine Untergebenen streng bestrafen, wenn sich aus der Untersuchung über den stattgehabten Exceß ergeben sollte, daß sie dabei nicht alle ihnen zu Ge bote stehenden Mittel der Nothwehr erschöpft hatten. (!) Wir enthalten unS einer Beurtheilung dieser ärgerlichen Erscheinungen, lassen vielmehr solche von einer preu ßischen Zeitung selbst beurtheilen, die sich denn also vernehmen läßt: „Als Napoleon IH. Heer und Flotte furchtbar gemacht hatte, sagte alle Welt: die Franzosen haben wieder eine kriegerische Periode; noch kein Mensch hat gesagt, daß die preußische Regierung oder das preußische Volk, oder das preußische Heer kriegslustiger geworden, seitdem das stehende Heer ver doppelt ist. In Frankreich ist der Geist des Heeres und der Geist des Volkes immer EinS; wenn jenes ungeduldig mit den Waffen rasselt, stimmt dieses in seiner großen Masse ein, und weit entfernt, daß der