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M 71 Veißerttz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstags undW Freiings. Zu beziehen durch alle Post- - anstalten. Amts- und Inzkigk-Klatt der Königliche« Gerichts-Ämter und Stadtrathc zu Dippoldiswalde, /raneustein und Altenberg, 11. September 1860. PpeiS pro Quartal 10 Ngr. Inserate dte Spalten-Zeile 8 Pfg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Vor einiger Zeit enthielt die Wiener Militärzeitung eine Bekanntmachung über die abgesonderte Beerdigung der Leichen akatholischer Militärs, deren Inhalt wir deshalb hier nicht wieder geben, weil wirklich viel dazu gehört, derartige Be stimmungen zu referircn. Wir erlauben uns aber hiermit die bescheidene Anfrage und wünschen, daß solche in alle deutsche Blätter übergehen möge: ob auch die auf dem Schlachtfelde gefallenen protestantischen Soldaten, die mit ihren katholischen Schicksalsgenossen gleiche Tapferkeit, gleiche Todesverachtung an den Tag legten, auf der Wahlstatt einen besondern abgegrenzten Beerdigungsplatz erhalten, oder ob sie mit den ge fallenen katholischen Soldaten durcheinander begraben werden dürfen? Darüber Gewißheit zu erhalten, würde uns sehr erwünscht sein. * Altenberg, den 9. Sept. Die Aussichten auf die Ernte werden von Tag zu Tage trüber. Zwei Tage sind wieder unter stetem kalten Regenwetter und Nebel vergangen. Heute früh zeigte der Thermometer nur 4 Grad Wärme, der Himmel ist voll dicker Gc- wölke. — Es ist bedauerlich, daß die in Aussicht gestan dene Fülle der verschiedenen Beeren in unfern Forsten zum großen Theil verdarb; die Preiselbeeren wurden auch unreif abgerissen, sollen im Keller reifen, um sie dann an den Mann zu bringen. Obst giebt's in Massen, das aus Böhmen hergebracht wird, namentlich Birnen, doch dürften aus dem häufigen Genüsse desselben und der unreifen, immer fleckiger werdenden Kartoffeln leicht Krankheiten entstehen. Glashütte. Der hiesige Spar« und Vorschuß- Verein veröffentlicht seinen Monatsbericht vom August d. Js. in Folgendem: Einnahme. Eintrittsgeld ... 1 Thlr. 15 Ngr. — Pf. Stammeinlagen . . 33 - 25 - — « Spareinlagen . . . 461 - 6 - — - Zurückgezahlte Vorschüsse 1955 « — - — « Zinsen u. Provision . 17 « 1 - — « Sa. 2468 Thlr. 17 Ngr. — Pf. Ausgabe. Gegebene Vorschüsse . 1976 Thlr. — Ngr. — Pf. Zurückgez. Spareinlagen 573 - 5 - — - Zinsen für Spareinlagen — « — , — « Insgemein .... 1 - 25 - — - Sa. 2551 Thlr. — Ngr. — Pf. Abschluß. Cassenbest. v. Mon.Juli 118 Thlr. 10 Ngr. 6 Pf. Einnahme v. Mon. Aug. 2468 - 17 - — - Sa. 2586 Thlr. 27 Ngr. 6 Pf. Ausgabe v. Mon. Aug. 2551 , — - — - Cassenbestand ^Sa^ 35 Thlr. 27 Ngr. 6 Pf. Deutschland. Die Einnahmen des deutschen Zoll vereins an Zollgefällen sind sich in den letzten beiden Jahren fast ganz gleich geblieben. Sie betrugen nämlich 1858 11,495266 Thlr. und im Jahre 1859 11,4660A2 Thlr. Der zur Vertheilung an die einzelnen Zollver- einsstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung kommende Reinertrag von der Einnahme des letzten Jahres be trägt 9,687293 Thlr. Oesterreich. Nach den kürzlich veröffentlichten amtlichen Mittheilungen über den österreichischen Staats haushalt betrugen die Staatseinnahmen im Jahre 1859 283,088383 Gulden, die Ausgaben aber 533,718327 Gulden. Wahrlich ein sehr beunruhigendes Mißver- hältniß. Den Zeitschriften ist eine Besprechung dex Comitsberathungen des Reichsrathes untersagt. Schweiz. Die Schweizer bleiben ihren Grund sätzen treu. Sie haben den Kaiser Napoleon, der gegen alle Rechte und Verträge die an die Schweiz angren zenden Provinzen Savoyens mit Frankreich annectirte, und dadurch ihre Selbstständigkeit wesentlich bedrohte, auf seiner Reise an der Schweizer Grenze nicht begrüßt. Italien. Der Minister Cavour batte es übel genommen, baß sein König unmittelbar ohne Zuziehung des Ministerrathes Briefe mit Garibaldi wechselte und bat deshalb um seine Entlassung. Doch hat sich die Sache wieder ausgeglichen. Cavour ist Minister ge blieben und ist voll von Bewunderung für den kühnen Helden. — Der König von Neapel braucht sich nicht zu sorgen, wo er sein Haupt hinlege, wenn in seiner bisherigen Residenz kein Bleiben mehr für ibn ist. Denn sowohl der Kaiser von Oesterreich, al« auch die Königin von Spanien haben ihm Paläste zur Verfügung gestellt. Auch an den nöthigsten Subsistenzmitteln wird es ihm nicht fehlen. Denn er hat noch vor der großen Kata strophe vorsorglich ein Schäfchen von 2 Millionen Ducati (22,930000 Thlr.) in- Trockne gebracht. Am meisten Theilnahme bei dem über den neapolitanischen Hof gekommenen Mißgeschick findet die edle Gattin des jungen Königs, ejne Tochter des Herzogs Max von Baiern und Schwester der Kaiserin von Oesterreich. Sie hatte oft vor Uebergriffen der Rcaction gewarnt und zu einer konstitutionellen Verfassung gerafhen, allein ihre Stimme ist ungehört verklungen.