Volltext Seite (XML)
Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Ieitung. Prei« pro Quartal lv Ngr. Inserate die Spalten-Ztilt 8 Pfg. Amts- uud Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Muenftein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Unsere neulich in d. Bl. aus gesprochene Hoffnung, daß der diesjährige reiche Ernte segen durch Unwetter uns nicht werde verkümmert werden, wäre beinahe zu Schanden geworden. Seit Montag, den 30. Abends hat es nämlich bei uns bis in die späten Abendstunden den 31. unausgesetzt gestürmt und geregnet, so daß eine Wiederkehr der Ueberschwemmung von 1858 unzweifelhaft schien. Seit heute Mittwoch früh, hat der Regen nachgelassen und in Folge dessen ist die Weißeritz von ihrer bereits sehr bedenklich ge wordenen Höhe wieder zurückgegangen und wird hoffent lich bald wieder ihren ruhigen und bescheidenen Lauf annehmen. Zum Glück hat die Kornernte in unserer Gegend nur erst bei einzelnen Stücken begonnen; wir hoffen daher ohne wesentlichen Schaden für unsere Feld früchte durch das Unwetter hindurchgekommen zu sein. Am vergangenen Sonntag starb der den Lesern d. Bl. durch seine unternehmende Thätigkeit bekannt gewordene Restaurateur und Kunstgärtner Siebert iu Berreuth. War es demselben durck seine Rührig keit, sowie durch seine prompte und billige Bedienung gelungen, die in Verfall gerathene Restauration zu Berreuth bei dem Publikum wieder in Gunst und Auf nahme zu bringen, so ist es wohl zu beklagen, daß es ihm nicht beschieden gewesen ist, die Früchte seiner rast losen Thätigkeit selbst noch genießen und sich und den Seinigen eine sorgenfreie Lage bereiten zu können. Dresden. Die Berufstreue wird bei Eisenbahn wärtern ost auf eine sehr harte Probe gesetzt. Ein ähnlicher tragischer Unglücksfall, wie er vor ungefähr einem halben Jahre aus der Wien-Triester Bahn in Steiermark sich ereignete, fand vorigen Sonnabend, den 28. Juli, auf der Albertsbahn im Plauenschen Grunde statt. Das zweijährige Mädchen des Schlag wärters Steglich an der Garnison-Mühle war, während die Mutter auf Arbeit gegangen war und der Vater aus seinem Posten stand, auf daö Bahngleis gelaufen, als eben der ^/,8 Uhr von Dresden abgegangeue Zug anbraustc. Trotz aller Anstrengung war es nicht möglich, den Zug noch rechtzeitig zum Stillstehen zu bringen. Erst unter dem dritten Wagen konnte das Kind her vorgezogen werden; es lebte noch, aber beide Beine waren ihm abgefahren. — Se. Maj. unser König hat die Reise, welche der Fürstenzusammeiikunft in Teplitz wegen unterbro chen ward, fortgesetzt, und hat die Orte Eibenstock, Schneeberg, Kirchberg, Zwickau, Lichtenstein, Chemnitz rc. besucht. — Das Dresdn. Journal enthält telegraphische Meldungen über den Stand der Gewässer in verschie denen Theilen unsres Vaterlandes. Aus Tharand schreibt man, daß die Weißeritz sämmtliche hölzerne Zufuhrbrü cken weggerissen, das Wasser bis ans Academiegebäude gestanden und 2 Ellen höher gewesen sei, als 1858. In Aue, Glauchau, Zwickau, Eibenstock, Annaberg war der Stand nur um 1 — 2 Ellen niedriger, als 1858, und dort ist, wie in Chemnitz, Zittau und Meißen, da seit Mittwoch Mittag der Regen nachgelassen, das Wasser wieder im Fallen. — Die Dresdener „Vogelwiese" hat durch den Regen, besonders aber durch den Sturm in der Nacht zum Mittwoch, arge Verheerungen erlitten! Gänzlich niedergerissen liegen: das Stadtrathszelt, dasSchützen- directionszelt, das Schützengesellschastszelt, die Restau rationszelte vom Plauenschen Lagerkeller, Medingerbier, (lukö 8axvn, llalö äe kraue«, von Straßer u. Stahl- schmidt, Schusterhaus rc. rc. Zum Theil sind zerstört das Waldschlößchen- und Felsenkellerbierzelt, das der Welck'schen Brauerei, Circus Reimschüssel, Caroussels rc. Leipzig. Am 21. Juli wurde vom hiesigem Be zirksgericht ein Todesurtheil gefällt. Dasselbe betraf den 'Hausschlächter und Gutsbesitzer Hackeschmidt aus Machern, der, um sich von seinem Gutsauszügler zu befreien, denselben, als er Abends am Sylvesterabend aus der Schänke nach Hause znrückgekehrt war und sich schlafen gelegt hatte, unter Beihilfe seines ^jähri gen Knechtes, dem er dafür 3 Thaler versprach, mit einer Radehacke erschlagen, und daraus durch einen Schnitt in den Hals förmlich abgeschlachtct hatte, „damit er sich," wie er sich beim Verhör äusdrückte, „nicht so martern sollte." Der Mörder hatte sich nach der grauenvollen That zu Bett gelegt und hat sorglos bis zum Morgen geschlafen, ist auch noch am Neujahrs tage in die Kirche gegangen. Der Knecht hatte unter dessen des Ermordeten Wohnung auSgeplündert. Letz terer wurde zu 15 Jahren 5 Monaten Zuchthaus verurtheilt. Bautzen. Nicht blos Bäume, sondern auch andere, etwas über die Erdoberfläche hervorragende Gegen stände sind ein gefährlicher Zufluchtsort bei Gewittern. Während des Gewitters am 19. Juli hatte sich die 13jährige Tochter des Schmiedemeisters von Brösa unter eine Getreidepuppe geflüchtet und wurde daselbst vom Blitz erschlagen. Ihr 7jähriger Bruder, der unter einer nahestehenden Puppe Schutz gesucht, wurde durch den Blitz am Rücken verletzt. Preußen. Nach der vom Kricgsminister ohne Befragung der Kammern vorgenommenen neuen