Volltext Seite (XML)
leißeritz-Zeitung Freitags. « Zu beziehen durch alle Post. anstalten. Dienstag. Erscheint 3 April 1860 Preis pro Quartal 10 Rgr. Inserate die spalten «Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadtrathe zv Kippoldiswalde, Muenstcin und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Das Direktorium des Stein- kohlcnbauvereinö Golberode-Dippoldiswalde hat vor wenig Lagen einen Bericht über den Stand und die Hoffnungen des Dipp old sch acht es mit dem Bemerken veröffentlicht, daß Exemplare davon für die Actionäre in der Expedition dieses Blattes auöliegen. Bei der Theilnahme, welche ich an diesem Werke seit seiner Begründung genommen habe, habe ich diesen Bericht eingeschcn und erlaube mir, in diesem Blatte meine Gedanken darüber niedcrzulegeu. Der Zweck dieser ziemlich kurz gehaltenen Mit theilung ist in solcher ganz offen und deutlich angegeben. Die bekanntlich sehr thätige Verwaltung des Vereins will den seligen Actieninhabern Nachricht geben über den dermaligen Stand des Baues und über dessen begründete Hoffnungen, und verbindet damit zugleich an alle Freunde desselben die Bitte, in ihren Kreisen dahin zu wirken, daß die Zahl von Actien, welche der Verein zur Zeit noch besitzt, lebend und werbend gemacht, d. h. zum Vorthcil desselben untergcbracht werde, damit beim Erringen des Zieles, beim Erreichen der zweifellosen Steinkohle, keine leere Lasse vorlicge. Ich wünsche nun von Herzen, daß der Zweck dieser öffentlichen Mittheilung in beiden Richtungen erreicht werden möge, und zwar das Unlcrbringen von Actien um so mehr, als jeder Kenner sich sagen wird, daß zu Empfehlung eines, bisher ganz glücklich verlaufenen Unternehmens nicht mehr geschehen und vorgcbracht werden kann, als was eben hier geschehen ist. Die Verwaltung des Vereins legt 3 Atteste vor, und zwar von der Königlichen Kohleninspcction und von den Professoren Cotta in Freiberg und Gcinitz in Dresden. In dem ersteren wirb in ausführlicher Weise, unter Vorführung der specicllen Umstände, die Schachtanlage begutachtet, darüber mitgetheilt, daß solche durchaus gut ausgeführt sei, und das Werk überhaupt unter Benutzung der neuesten Erfahrungen im Gebiete der Bergwissenschaft seiner Vollendung zugeführt werde. Insbesondere wird die Vorzüglichkeit der Dampfmaschine und die Vorrichtung zu Herstellung eines „vorzüglichen Wetterwechsels" hervorgehoben, und gerühmt, daß der Schacht in „sehr kurzer Zeit" zu der jetzigen Teufe nicdergebracht worden sei. Dieselbe beträgt, wie ich gehört habe, dermalen 615 Ellen. Diesem Attest geht vor das Gutachten des Professor Cotta aus dem Jahre 1857, auf welches baSsehr ausführliche Gutachten des Professor Geinitz, welcher, wie er sagt, das Werk im Monat Februar dieses Jahres mehrmals besucht hat, folgt. Während Cotta in jenem sagt: „Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die unter Hänichener Flur bereits bekannten und im Abbau stehenden Kohlenlager unter die Flur von Golberode fortsctzen," spricht sich Gcinitz dabin aus, „daß der südwestliche Thcil der Flur Golberode, auf welchem der Dippoldschacht stehe, und die Fluren von Groß- und Kleinkleba in die un mittelbare Verlängerung der von Nordost nach Südwcst bereits aufgeschlossenen Steinkohlenmulde falle, und eine Fortsetzung derselben unter den genannten Fluren nicht zu bezweifeln sei." Insbesondere nennt Professor Gcinitz die Wahl für die Lage des DippoldschachtcS eine „glückliche," rühmt ebenfalls die „Schnelligkeit," mit welcher, unter Auf bringung verhältnißmäßig geringer Mittel, der Schacht geteuft worden sei, und hebt, nachdem er die bis jetzt durchsunkenen GcbirgSschichten ausgezählt, hervor, daß die Zukunft bald lehren werde, ob mit den jetzigen groben Conglomeratcn die unteren permischen grauen, unter denen die Steinkohlenformation in der Regel folge, bereits begonnen haben, oder ob vorher noch rothe Schicserlctten austreten. M ehr kann die Wissen schaft f ü r das Anffmdcn der Kohle, für das Gelingen des Werkes nicht sagen, und mehr kann menschliches Wissen zn völliger Widerlegung der vor einigen Wochen hie und da vvrgekommenen Reden, nach welchen man im Dippoldschacht auf Urgebirgc gestoßen sei, woraus das Mißlingen des Werkes folgen würde, nicht aufstellen. Bei einer solchen Einstimmigkeit und Bestimmt heit, mit welcher diese Männer auf Grund an Ort und Stelle vorgenommener Erörterungen auftreten, kann irgend ein Zweifel, ein Bedenken über die Wahrheit Dessen, was sie sagen, gar nicht anfkommen, und eS ist nach solchen ausgesprochenen Ansichten als wahr anzunehmen, daß, wie sie auch sagen, in sehr kurzer Zeit der Verein das Ziel seiner Wünsche erreicht haben wird, zumal, wenn man berücksichtigt, daß bis jetzt unter fortwährendem Durchsinkcn von Gebirgs schichten, welche erfahrungsgemäß die Steinkohle unter sich haben, der Schacht 615 Ellen nicdergebracht ist, eine Teufe, welche zum Abbau der Kohle des Nachbar werkes Hänichen nicht erforderlich war. Daß aber auf dem Dippoldschacht die Kohle tiefer aufzusnchcn ist, als dort, ist keineswegs ein übles Zeichen, und wurde von Bergbauvcrständigcn vorher gesagt, welche sogar be haupten, daß ein Kohlenflötz im Fallen in der Regel nicht nur eine bessere, d. h. reinere, mit fremdartigem Gestein weniger vermischte, sondern auch mächtiger anstehende Kohle enthält. Die nahe Zukunft wird lehren, ob dieser Grund hier cintritt, oder nicht. Hat