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Erscheint ZLWerßerch-Zeüung. anstalten. ' Preis pn» Quartal 10 Ngr. Inserate die spalte»-Zeile 8 Pfg. Amts- rrvd Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Muenktein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. 5? Dippoldiswalde. Wenn wir auch fast in jeder Nummer der Leipziger Zeitung allerhand Bekannt machungen von den Verwaltungen der einzelnen Actien- vereine lesen, so werden wir doch dadurch nicht in den Stand gesetzt, uns eine Kenntlich über die Zahl solcher Vereine und die Höhe der zu Vereinszwecken bereits verwendeten oder noch in der Verwendung begriffenen Mittel, sowie über den Stand derselben, zu verschaffen. Diese Kcnntnch erlangt man nur ans der Statistik, welche namentlich in Sachsen durch den Geist und die unendliche» Bemühungen des jetzt in Berlin lebenden Regierungsrathc« l)r.'Engel auf einen Standpunkt ge führt worden ist, welchen außerdem kein anderes Land zur Zeit erreicht hat. Der Nutzen dieser statistischen Bestrebungen ist eben so großartig, als für den Kenner interessant und gewährt zuweilen Aufschlüsse, an deren Vorhandensein außerdem Niemand gedacht haben würde, oder deren Umfang man in dieser Ausdehnung nicht einmal ahnete. Insbesondere gewährt die Statistik wahrhaft kolossale Aufschlüsse über den regsamen Geist der Industrie unserS Vaterlandes, welchem im Verhält- niß seiner Größe in dieser Beziehung nickt einmal England gleichkommt, obschon dieses Land, sowie das Königreich Belgien, ihm am nächsten stehl. Für diesmal wollen wir von Actiengcsellsckastcn sprechen und auf Grund der uns vorliegenden Unter lagen darüber eine Mittheilung geben, die jedenfalls manchen Leser dieses Blattes in Staunen versetze» wird. In Sachsen bestanden am Schlüsse vorigen Jahres 115 Aktiengesellschaften mit einem Capital von 65,230,380 Thlr., darunter 3, welche ihre Zahlungs unfähigkeit angezeigt haben, während noch 6 in der Bildung begriffen sind. England hat zwar weniger solcke Vereine, allein mit einem Capital von mehr als 120,000,000 Thlr. Man siebt also, daß die dortigen Vereine mit weit mehr Mitteln arbeiten, und deshalb eben in den Stand gesetzt sind, mit einer weit größeren Production aufzutreten, wie wir dieß besonders bei dem Eisen und den Steinkohlen vorfinden. Von jenen 115 Actienvereinen gehören 56 für den Steinkohlenbergbau mit einem Capital von 16,707,230 LG- 2 für den Braunkohlenbergbau mit. 240,000 - 2 für den Mctallbergbau mit . . 1,900,000 - 8 für Marmor-, Sandstein- u. Schiefer ¬ industrie mit 1,130,000 - 2 als Geldinstitut mit .... 23,000,000 - 5 als Versicherungsanstalten mit . 5,250,000 - 6 für Eisenbahnen mit .... 9,970,000 - 8 für Bicrbrauereibetrieb mit . . 13 für Gasbeleuchtung mit . . . 3 für Spinnereidetrieb mit . . . 3 für Papicrfabncation mit. . . 2,210,000 LG. 504,400 - 2,050,000 - 1,225,000 - 1,043,750 7 für verschiedene Geschäftszweige . Alle diese 115 Vereine sind der Hauptsache nach erst seit obngefähr 10 Jahren ins Leben getreten, da bis zu diesem Zeitpunkte kaum der zehnte Thcil bestanden bat. ES folgt daraus von selbst, baß sich die sächsische Industrie eines gar regen Vertrauens Seiten der Capi- talisten zu erfreuen bat, welcher Umstand offenbar zu dem gewerblichen Aufschwünge unsers Vaterlandes un endlich beigetragen hat. Der Raum dieses Blattes gestattet für diesmal nur, von den Aktiengesellschaften zu sprechen, welche sich die Ausgabe gestellt haben, die Steinkohle zu suchen und solcke zum Abbau zn bringen. Von diesen 56 Vereinen haben 20 bereits bauwürdige Stein kohlen gesunden und solche auf den Markt gebracht; 10 suchen solche erst noch auf und bringen zu diesem Behufe Bohrlöcher nieder; 22 befinden sich in gleicher Lage, indem sic Schächte abteufen; 2 haben zur Zeit den Betrieb einstweilen eingestellt und 2 sind in der Bildung begriffen und haben noch keine Entschließung gefaßt, auf welchem Wege sie zur Aufsuchung der Kohlen einscklagen wollen. Von den 20 Vereinen, die, wie wir angeführt haben, die Steinkohle bereits zum Abbau gebracht haben, geben 14 den Acticninhabern entweder Zinsen oder eine Dividende, während 6 Vereine den aus den Steinkohlen gewonnenen Erles zur Abzahlung von Schulden oder zur Erweiterung des Betriebes verwenden. Wir ge denken insbesondere, daß zur Zeit von jenen 14 Ver einen 5 jährlich 16 und mehr Procent Dividende ge währen. Diese Thatiacke lehrt doch, wie wir glauben, zur Genüge, daß die Vereine, welche das vorgestcckte Ziel erreicht haben, sich einer guten finanziellen Lage erfreuen, und widerlegen das hier und da auf Unkennt- niß beruhende Urtheil von selbst, als wenn Steinkohlen bauunternehmungen nicht rcntiren nnd das aufgewendete Geld keine Früchte trage. Ja wir gehen sogar auf Grund der seit Jahren gemachten Wahrnehmungen und Urtheile von Sachkennern noch weiter, nnd behaupten, daß die Aktionäre noch weit mehr Vortheil von ihren cingezahltcn Capiralien beziehen würden, wenn man die bei dem Regalbergban als Richtschnur dienende Sparsamkeit und Einfachheit bei den Kohlenwerken in derselben Ausdehnnng zur Anwendung brächte, insbe sondere aber in Anstellung der Beamten und Officiantcn, sowie in Aussetzung ihrer Gehalte, mehr haushälterisch zu Werke ginge. Es wurde zu weil führen, wenn wir