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Freitag. 16. 24. Februar 1860. Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Prei« pro Quartal 10 Rgr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Ml der Königlichen Gerichts-Acmtcr und Itadträthe zu Dippoldiswalde, Fravenjtein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Das Jubiläum des Hrn. Obersteiger Kirsten in Glashütte. Am 15. d. MtS. wurde in Glashütte ein Fest begangen, wie ein solches daselbst noch nie stattgefnnden, und auch die jetzige Bcrgmannswelt in der Revier Altenberg noch mch't erlebt bat. Zeither ließ man den Tag, an welchem ein Mitglied der Knappschaft derselben 50 Jahre hindurch angchört, demnach 50 Jahre lang in der Revier als Bergmann gedient hatte, unbeachtet, gleichviel, ob er zur gewöbnlichcn anfahrenden Mann schaft, oder zum Aufstchtöpersvnal, zurClasse dcrSteiger, gehörte. Man gedachte nicht einmal dieses, unter allen Umständen für jede» braven und treuen Arbeiter oder Diener so wichtigen Ereignisses, dessen Eintritt ohne alle Mühe aus dem Mannschaftsbuche zu ersehen war. Die Bergbehörde hat deshalb selbstverständlich keine Schuld, denn sie kann das Dicnstalter des Betreffenden nicht wissen, vielmehr waren derartige Fälle zu ihrer Kcnntniß zu bringen. Und welcher Stand hat wohl mit mehr Beschwerden und Lebensgefahr zu kämpfen, als der Bergmannöstand? Welcher Stand wird wohl vcrhältnißmäßig am geringsten für seine schwere Arbeit entschädigt, als eben dcr BcrgmanuSstand? Und wcleber Stand kann mit ihm in die Waagschale treten und sich rühmen, eine größere Liebe zum Laterlandc, wärmere Treue gegen den Landcsherrn, stärkere Biederkeit und Genügsamkeit, Gehorsam und Ordnung gezeigt zu haben, als eben, wie die Geschichte uns lehrt, der Bergmannsstand? Die ökonomischen und andere Vereine, die einzelnen Gutshcrrschaften belohnen den Diener, welcher eine Reihe von Jahren hindurch treu und redlich gedient hat, noch weit mehr aber hat wenigstens die Knappschaft die Pflicht auf sich, ihrer vieljährigcn Mitglieder bei seltenen Lebensabschnitten zu gedenken.— Der Umstand, daß der Herr Obersteiger Kirsten in Glashütte Nr. 7. Woche deS Quartals ReminiScerc 1810 als Bergmann an- und in die Altenberger Knappschaft ausgenommen worden war, führte im Nevieransschnß, dem gesetzlichen Vertreter der Knapp schaft, den Beschluß herbei, das fünfzigjährige Dienst jubiläum desselben zn feiern. Seine darauf gerichteten Anträge bei dem Bergamte ans Auswirkung der zum Verdienstorden gehörenden Medaille, und die mit dem Stadtrath zu Glashütte über die Ausführung der Fcstfeier gepflogenen Verhandlungen, sanden eine ebenso bereitwillige Aufnahme, als einen'sehr glücklichen Erfolg. Zn gleicher Zeit hielt es aber auch der Nevieransschüß für seine Pflicht, zn diesem Feste die Männer als Ehrengäste einzuladen und ihrer dabei besonders zu gedenken, welche bereits vor kürzerer oder längerer Zeit den Tag erlebt hatten, an welchem sie 50 Jahre hindurch dem Bergmannsstand und der Altenberger Knappschaft angehört und in ihrer Stellung sich viel fache Verdienste erworben hatten. Diese Ehrenmänner waren: Herr KnappschaftScassenverwalter Pu sch deck und Herr Obersteiger Knauthe in Altenberg, Herr Obersteiger Städter in Geising, Herr Obersteiger Zechel in Berggießhübel. Und so sanden sich, ge troffener Verabredung und ergangener Einladung zu Folge, am 15. Februar Vormittags nicht nur die Mitglieder des BergamteS, des RevierauSschnsses, des Stadtrathes und des Stadtvcrorbnetencolleginms zu Glashütte, sondern auch sämmtliche Berg'officianten aus Altenberg, und gar liebe und werthe Gäste aus Dippoldiswalde, Laucnstein und Johusbach, in Glas hütte ein, welche iu Begleitung der Officiere des dasigen Schützcncorps gegen 11 Uhr in einem über 50 Köpfe zählenden feierliche» Zuge sich in die Wohnung des ailvercbrten Jubilars begaben, um denselben zu beglückwünschen. Durch die freundliche Fürsorge des Grubenvorstandcs für das Berggebäude St. Erasmus Vereinigt Feld, bildeten die daselbst angelegten Berg leute in Paradeuniform eine Ehrenwache, in der Wohnung selbst war eine Stufensamiulnng in geschmack voller Weise ausgestellt, und die Wohnstube mit Guirlanden verziert, in welcher sich der Jubilar mit seinen Kindern und Enkeln befand. Im Auftrage des Oberbergamtes überreichte Herr Bergmeister Perl, als königlicher Kommissar, dem Jubilar die zum Verdienst orden gehörende Medaille in Silber, unter folgender Ansprache: Findet treue Pflichterfüllung, gewissenhafte Dicnstvcrwaltung zwar in dem eigenen Bewußtsein seinen schönsten Lohn, so tragen Beweise allgemeiner und öffentlicher Anerkennung dennoch wesent lich zu dessen Erhöhung bei. - Einen derartigen Beweis Ihnen, mein lieber nnd nns Allen achtbarer Obersteiger Kirsten, am heutigen Tage geben zu können, ist das Bergamt so glücklich! Demselben ist von dem Königl. Ministerium der Finanzen durch das Köuigl. Obcrbcrgamt der ehrenvolle Auftrag zu Theil worden, Ihnen ans Anlaß Ihres erfüllten 50. Jahres iii Bcrgamtsdieusteu, in Anerkennung Ihrer langjährigen, treuen und nützlichen Dienst leistung beim Bergbau, die zum K. S. Verdienstorden gehörende Medaille in Silber anszuhändigcn, die Ihnen Sc. Maj. unser allcrgnädigstcr König, durch allerhöchstes Dccrct von, 30. Januar, huldreichst zu verleihen geruht hat. — Indem ich Ihnen dem zu Folge das allerhöchste Dccret nebst der Dekoration und Ordensstatuten gegenwärtig überreiche und eröffne, daß Sic demgemäß unter die Zahl Derjenigen mit ausgenommen sind, welche, allerhöchster Entschließung zu Folge, das "ihnen be willigte Ehrenzeichen zu tragen berechtigt sind, wird Ihnen diese, dnrch die Huld und Gnade Seiner Majestät erhaltene, ehrenvolle Auszeichnung eine Aufmunterung mehr sein, m Treue, unver brüchlichster Treue, fcstzuhaltcn au König und Vaterland, und fortzufahren, wie zeither, in treuer und gewissenhafter Erfüllung Ihrer dienstlichen Obliegenheiten! — Daß Ihnen der höchste Peuker menschlicher Wünsche und Schicksale Gesundheit und die