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89. Weißerih-Ieitung Dienstag. Erscheint Dienstag» und Freilag-. Zu bezirken durch alle Post, anstatt»». Amts- M Anzeige-Dtatt der Königlichen Gerichts-Ämter «ad Atadtrüthe M Pppoldismalde, /rauenstein und Altenberg. 15. November 1859. HW» pro QnartÄ, 10 Ngr. Zuserate die » Svalten.Aeil» Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne m Dippoldiswalde. Das Schillerfest in Dippoldiswalde. Von allen Seiten drängen sich jetzt die Mit tbeilungen über die staltgehabte Schillcrfcier, und eS ist höchst wobltbueud, zu lesen, wie allgemein dieselbe und wie begeistert die Thcilnabme daran in fast allen Ständen gewesen ist. Der Raum unscrs Blattes gestattet nicht, darüber besondere, ausführlichere Mit- tbeilung zu machen. Wir beschränken uns vor der Hand darauf, unsern Lesern ein Bild von der in Dippoldiswalde abgehaltencii Feier, wenn auch in gedrängten Zügen, vor die Augen zu führe». Wir glauben hierbei nickt anmaßend oder eingebildet zu sein, wenn wir vor Allein mit großer Gcnugthuung die Behauptung aussprechen, daß unsere Stadt nach Anleitung des vom Festcomitv ausgestellten Programmes ibre Aufgabe, den großen Dichter an seinem hundert- jäbrigen Geburtstage zu ehren, den diesigen Verhältnissen und Kräften entsprechend auf eine höchst würdig» Muse gelöst hat, und sich in dieser Beziehung mit andern Ölten von gleicher oder ähnlicher Größe getrost in die Schranken wagen darf. Es ist möglich, daß dem Einen zu viel, dem Andern zn wenig dabei geschehen ist; aber wo wäre ein Werk, das Alle befriedigt, und wo wird nicht ein O>t im großen deutschen Vatcrlande sein, wo man nicht eben auch der Fcstfeicr Dies oder Jenes hinzugesctzt, oder auch wegzulassen gewünscht hätte. Wer die Schwierigkeiten einer solchen sestlichcn Veranstaltung zu ermessen vermag, der wird auch un- serm Fcstcomitv die in hohem Grabe ihm gebührende Anerkennung nicht versagen. Für die Vorfeier am 9. Novbr. Abends hatte das Programm Freudenfe»er auf den zwischen hiesiger Stadl und Berreuth gelegenen Höhen angezcigt. Dazu schien aber der Himmel leine Zustimmung nicht geben zu wollen, denn in den späteren Nachmittagsstundcn stürmte und regnete es so, daß alle Hoffnung, die bci.'imnilen Feuer anzuzunben, zn schwinden schien, ja selbst die städtische Polizeibehörde ein Verbot an das Festcoinitv ergehen ließ, weil die Möglichkeit eines Schadenfeuers durch fliegeudeu Brenustoff bei dem heftige,! Winde ziemlich nahe gelegt war. Indessen als die 7. Stunde bcranrückte, sing der Wind an, etwas mäßiger zu werben, und es dauert« nicht lange, so begann es auf den näheren und ferneren Gebirgs rücken um unS herum von lustig anfloderuden Feuern hell und immer Heller zu werden, und ehe cö 8 Uhr geworden, waren in einem Umkreise von I'/. Stunden einige zwanzig Feuer angezündet worden. DaS auf Anregung unser» Festeomitä von den Bewohnern der niederen Vorstadt heabsichtigte Hauplseuer auf der Bcrrcuth'schcu Anhöhe kant leider nur iu geringer Ausdehnung zur Ausführung, da die meisten Brenn materialien in Folge der vorerwähnten Hindernisse bereits wieder in die Stadt zurückgcsckafft waren» Begünstigt durch ihre hohe Lage und wohl auch durch Reichthum an Brennstoff waren die Feuer auf der Hermsdorfer, Naundorfer Höhe, aus dem Luchauer Berge und in unsern Steinbrüchen, das der Gebr. Fischer auf der Ziegenrück, wäbreud auch diejenigen iu unserer Nähe, besonders das durch die Töpfer unter haltene, lange Zeit einen heldenmüthigen Kampf mit der Gewalt des Windes bestanden. Infolge einer von dem unternehmenden Gastgeber Siebert in Berreuth ausgegangenen Einladung patte sich eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft in der dasigen Restauration versammelt, zunächst um Zeuge zu sein von der durch genannten Wirth beabsichtigten unv auch ausgeführten Setzung eines Schillersteines und der Pflanzung dreier Schillerlinden, sodann um der trotz Wind und Regen immer mehr und mehr sich entwickeln- deii Feststimninng vorläufig einen entsprechenden Aus druck zu geben. So brach der 10. November endlich an, freilich zu nicht geringer Betrübniß und Sorge fürdaSFestcomit« sowol, wie für alle Festgenoffen, mit einem dicht um wölkten Himmel und mit abweckseldem Regen- und Schneeschauer. Nichts destoweniger ging das Programm seinen Gang! Nachdem '/r7 Ühr der Choral „Eine feste Burg ist unser Gott" vom Natbbaustburme ge blasen worden war, erfolgte gegen 7 Uhr die Reyeille des nniformirten Bürgerschützencorps. Das Nächste sollte nun die Aufstellung der Schillerbüste auf dem hierzu vorgcrichteten Raume unter Assistenz des Gesang vereins und der Bürgcrschützeil sein. Da beschloß der Comitö, die im Programm vorhergeschcne und durch das andauernde üble Wetter gerechtfertigte Abänderung eimreten und die Aufstellung,' sowie später die Bekrän zung der Büste auf dem Nathhause geschehen zu lassen, wodurch allerdings der ganzen Feierlichkeit, soweit sie öffentlich sein sollte, einiger Eintrag geschehen mußte. Einige Mitglieder des Comitsis, vertrauend auf deS Himmels Gunst, unternahmen eS jedoch auf eigene Verantwortung, die ursprüngliche Anordnung des Pro grammes durckzuführen, die bereits entlassenen Mit glieder deö Schntzencorps und des Gesangvereins wieder zu versammeln und die erwähnte Aufstellung vorzu nehmen. Und siehe, der Himmel war mit den Mutbi gen ! Zwischen 8 und 9 Uhr brach die Sonne durch die Wolken und das Wetter wurde schön! Unter dem Paradiren des Schützencorps und dem Vortrage eines FestlicdeS von Seitcn des MännergesangverelnS erfolgte nun durch Hrn. Gvldarbeiter Böhme, begleitet von den Herren Knebel jun. und Lindner juu., als Marschälle,