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Freitag. 76. 30. September 1859. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Zeitung Preis pro Quartal to Ngr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8Pfg. Imk- »«!> Inzcigc-DM der Königliche» Gerichts-Ämter md Itadträthe M MPpoldiswatde, Mueolteio md Mnber«. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mittheilungen vom Bergbau. (S. die Nrn. 59 , 64 und 72 d. Bl.) Dippoldiswalde. Unserin Schlußwort über den Bergbau wollen wir noch eine kurze Darstellung über die Lage des Regalbergbaues und des Nichtregalberg baues in unserm Vaterlande vorausschicken, welche un- sern Lesern jedenfalls nicht wenig Stoff zur Selbstbe trachtung über dieses Gewerbe bringen wird. Es ist nicht zu verkennen, daß der Bergbau in Sachsen eine gewaltige Höhe erstiegen hat, und die von uns vorgeführten Zahlenverhältnisse geben unzwei felhaft an die Hand, daß kein anderes Gewerbe in Sachsen nur mit alleiniger Ausnahme der Oeconomie iu solchen Zahlengrößen sich bewegt. Es ist ferner Thatsache, daß das jährliche Ausbringen der bergmän nischen Producte alle bisher bekannten Summen übersteigt, und fortwährend im Steigen begriffen ist. Man sollte nun meinen, daß der Bergbau als Grund aller Industrie und als die üppigste Quelle der Nahrung einer blühenden Gerwerbsthätigkeit, dem nach als das erste Gewerbe sich einer gleichen Ver fassung und gleicher Rechtsverhältnisse erfreute, um von maßgebender Stelle aus nach gleichen Grundsätzen ge leitet und beaufsichtigt zu werden. Dem ist jedoch zur Zeit nicht so. Die Trennung desselben in metallischen und nicht metallischen Bergbau ist in ihren Folgen so gewaltig, das es fast den Anschein gewinnt, als han delte eS sich um ganz verschiedene Gewerbe. Der Metallbergbau stebt zunächst unter Königlichen Berg ämtern, hat im Oberbergamte eine Mittel- und im Finanzministerium die oberste Behörde, welche insge- sammt zum größeren Theil aus theoretisch und praktisch gebildeten Fachmännern zusammengesetzt sind. Viel anders bei dem übrigen Bergbau, dem Nichtregalberg bau. Dieser steht unter dem Ministerium des Innern, an welches in vorkommenden Fällen die Kreisdirectio- nen Vortrag zu erstatten haben; außerdem giebt es noch zwei Kohlenwerksinspectionen, welche der Haupt sache nach die Bcrgpolizei führen, die Eigenschaft einer Behörde jedoch nicht haben. Die Metalle gehören Demjenigen, welcher sie muthet, d. h. von dem Berg amte die Erlanbniß löst, an einem bestimmten Orte in bergmännischer Weise das eine oder andere Metall aufzusuchen und in Abbau zu bringen, alle andere Fossilien, d. h. die nicht zum Regalbergbau gehörigen Mineralien gehören dem Grundbesitzer, unter dessen Grund und Boden solche vorkommen. In Folge dessen gelangt man mit sehr wenig Thalern zu dem Rechte, die unter fremdem Grund und Boden befindlichen Me talle abzubauen, während in Bezug auf Kohlen, Kalk und Schiefer in der Regel viele Tausende an die Grund besitzer gezahlt werden müssen, um die unter ihren Grund besitz lagernden Fossilien zu gewinnen. Die Bildung von Gewerkschaften, die Vertretung derselben nach innen und außen, die Aufstellung und Durchführung, sowie Prüfung von Haushalt- und Betriebsplänen ist eine durchaus verschiedene von den Gesellschaften, welche unter dem Namen Actienvereine, den nicht metallischen Bergbau betreiben. Faßt man nun dies Alles zusam men, wägt dabei gegenseitig alle Rechte und Verbind lichkeiten ab, welche bei der einen oder der andern Bergbauart auftreten, nimmt dabei Rücksicht aus son stige Verhältnisse und legt sich dann die Frage vor: welche von den beiden Bergbauarten, die metallische oder nicht metallische, erfreut sich einer vortheilhafteren Gesammtlage? so kann die Antwort zweifellos nicht anders aussallen, als dahin: daß der Metallbergbau in dieser Beziehung offenbar in entschiedenem Vortheil sich befindet. Ist es auch wahr, daß dermalen wenig stens 5 Mal mehr Mittel auf den Nichtmetallbergbau verwendet werden; ist es auch ferner wahr, daß der Metallbergbau die Erze, welche er zu Tage fördert, nicht sogleich ins Geld zu setzen vermag, sondern solche erst zeit- und geldfordernde Wanderungen durch Wäschen, Pochmühlen und Hütten zu machen haben, während der Nichtmetallbergbau das abgebaute Product sofort verwerthen kann; ist es ferner auch wahr, daß der Bergbau auf Nichtmetalle, im Besitz von weit größeren Mitteln, schneller zum Ziele gelangt, und nicht unter dem nachtheiligen Druck zu leiden hat, welchen das schwer fällige und unpraktische Kux- und Gegenbuchwesen zur Folge hat; ist es endlich auch wahr, daß dec Me tallbergbau weit mehr unter Aufsicht und Kontrole der Bergbehörden steht, während der Bergbau aus Nicht metalle sich selbst überlassen ist, und dessen Vertretungs organe meinem weit freieren Spielraum sich bewegen; so ist doch trotz aller dieser Thatsachen die Lage und Verfas sung des Metallbergbaues eine weit bessere und in sich ge ordnetere, wie wir diesaus einer mehrjährigen Erfahrung deutlich erkannt und wahrgenommen haben. Der Raum d. Bl. gestattet uns nicht, dies ausführlich darzuthun, und folgende Thatsachen, die für unsere Meinung sprechen, weiter auseinander zu setzen, da wir uns blos mit deren Aufzählung begnügen müssen. Der Metallbergbau 1) befindet sich im Besitz der Wasser, die Beschaffung der treibenden und bewegenden Kraft ist eine billigere und sachgemäßere; 2) durch Stiftungen, landesherrliche Begnadigungen und gesetz- und verfassungsmäßige Unterstützungen trägt er in sich selbst eine unversiegbare Quelle der Selbsterhaltuna;