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Freitag. 54 15. Juli 1859. MWeißerih-IeilnngM Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter nnd Stadträthe ZN Dippotdiswalde, Muenflein und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dippoldiswalde. Während man überall die näheren Stipulationen des zwischen Frankreich und Oesterreich abgeschlossenen Waffenstillstandes erwartete, kommt unverhofft, wie dieser selbst, die Nachricht, daß der Frieden abgeschlossen ist. Die betreffenden telegraphischen Depeschen lauten: Verona, Dienstag, 12. Juli. (Offieielle Meldung.) Heute Morgen sind die Friedens präliminarien von beiden Kaisern vollzogen worden. Paris, Dienstag, 12. Juli, Nachmittags. An der Börse ist folgendes Telegramm angeschlagen: Valeggio, 12. Juli. Der Kaiser an die Kaiserin. Der Frieden ist zwischen dem Kaiser vonOesterreich und mir unterzeichnet worden. Die Haupt grundlagen desselben sind: Ein Italienischer Staatenbund unter der Präsidentschaft des Papstes. Der Kaiser von Oesterreich tritt seine Rechte ans die Lombardei an den Kaiser der Franzosen ab, welcher sie seinerseits dem Könige von Sardinien überläßt. Der Kaiser von Oesterreich behält Venetien, welches jedoch einen inrcgrirenden Theil des italienischen Staatenbundes bildet. Allge meine Amnestie. Wien, 12. Juli, Nachts. Die „Oesterreichische Korrespondenz" tbeilt über den Inhalt der heute von den beiden Kauern in Villafranca unterzeichneten Friedenspräliminarien Folgendes mit: Oesterreich nnd Frankreich werden die Bildung einer italienischen Con- söderation, welcher Oesterreich beitritt, begünstigen. Die Lombardei bis zur Mincioliuie wird von Oesterreich abgetreten; Mantua, Peschiera, Borgoforte und das gesammte Venetianische verbleiben dagegen bei Oester reich. Die Herrscher von Toscana und Modena kehren in ihre Staaten zurück. Es wird eine allgemeine Amnestie erlassen. Neueste Nachrichten. Bern, 12. Juli. Der Bundesrath hat beschlossen, die eidgenössischen Truppen im Canton Tessin zu ent lassen ; es bleibt nur eine Wacht für die österreichischen Schiffe zurück. London, 12. Juli. Beiden Häusern wurde beute die aus Paris telegraphisch gemeldete Unterzeichnung der Friedenspräliminarien mitgetheilt. Im Unterhause fügte Lord Job» Russell noch hinzu, der Kaiser der Franzosen beanspruche keinen Gebietszuwachs. Diese Notiz wurde vom Hause mit Beifall ausgenommen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 13. Juli. Bei ausgezeichnet schöner Witterung, welche die gewöhnliche Ansicht, daß es zu unserm Vogelschießen allemal regne, total zu Schanden macht, hat das diesjährige Königs-, Vogel- und Scheibenschießen auf unserer schönen Aue in der herkömmlichen Weise den 10., 11. und 12. Juli Statt gesunden. Ganz ohne Einfluß darauf konnten freilich die gedrückten Zeitverhältnisse nicht bleiben und es mag Mancher dabei die gehoffte Rechnung nicht gefunden haben, während Andere wieder mit dem Verlaufe des Festes zufrieden sind. Den ersten Tag fanden wir den Besuch namentlich in den spätern Nachmittagstunden ziemlich schwach, während der zweite eine größere Theil- nahme namentlich von auswärts aufzuweisen batte, wor unter wir die starke Betheiligung des in unserer Nach barschaft cantonnirenden Militärs, das sich theilweise auch am ersten Tage schon eingestellt hatte, mit ge bührender Anerkennung hervorheben. Die Illumination des zweiten Tages war zwar in einzelnen Punkten recht ansprechend, so z. B. die Belenchtnng des Festbaues und des Compagnie-Zeltes; im Ganzen aber zeigte sie noch mannichfaltige Lücken und machte nicht den Eindruck, wie frühere. Dagegen zeichnete sich der erwähnte Festbau in der Mitte des Schießplatzes diesmal durch sein ge fälliges Aeußere vor seinen Vorgängern aus und ge währte auch bei Tage einen angenehmen Anblick, wenn auch die auf ihm dargestcllten allegorischen Bilder in ihren Formen nicht allenthalben eine strenge Kritik aus zuhalten im Stande waren. Der dritte Tag brachte außer dem Schießen nach einem kleinern Vogel noch andere herkömmliche Volks belustigungen, als Wettlaufen, Habnenschlagen rc. Den Schluß des ganzen Festes machte ein in der Ausführung recht gut gelungenes Feuerwerk, und der ausgezeichnet schöne Sommerabend fesselte noch Manche bis spät in die Nacht auf den Platz. Die Würde des Vogelkönigs und des betreffenden Marschalls erlangten die Herren Walzmeister Langer aus Ulberndorf und Posthalter Flemming jun., während Herr Restaurateur Thiele Scheibenkönig und Herr Schuhmacherinstr. Gottschalk Marschall wurde. Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir, um die Schießfertigkeit unserer Schützen in das gebührende Licht zu stellen, daß von 270 Schüssen auf die weite Scheibe (290 Schritt) 86, also ein Drittel Schwarzschüsse waren. Uebrigens haben wir bei dieser Gelegenheit wieder die Wahrnehmung gemacht, daß ein anderes SchießhauS mit geräumigeren Lokalitäten, na mentlich mit einem größeren Saale, für solche Volks feste wenigstens ein großes Bcdürfniß ist. Die tanz lustige Welt hat für den 2. und 3. Festtag weiter Nichts