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«Freitag. 33. 29. April 1859. Erscheint , MWeißmh-Zertung.W. Amts- und Anzeige-DM der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippot-ismalde, /rauenflein und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 25. April. Die für den Charsreitag angckündigt gewesene geistliche Musikans- führung dcS hiesigen Liederkranzes hat in der bestimmten Weise an dem genannten Tage stattgefnndcn. , Leider hatte dieselbe mit mehreren Hindernissen zu kämpfen, deren Beseitigung außerhalb der Macht des Vereines lag. Zunächst gehörte dazu das, erst den Tag vor der Aufführung gemeldete und bekannt gewordene Nicht erscheinen des HofopernsängerS Holtmann, welcher die Uebernahme der im „Ostermorgen" verkommenden Tenorpartie mit Bestimmtheit zugesagt hatte. Glücklicher Weise gelang es, in dem zufällig in Dippoldiswalde anwesenden Herrn Röder, ebenfalls einem Mitgliede der Königlichen Hofbühne zu Dresden, einen würdigen Stellvertreter zn gewinnen. Selbiger hat sich durch die bei der Kürze der gegebenen Zeit immer noch ge lungene Ausführung der genannten Solopartie den besondern Dank des Vereins und sicher auch der Zuhörer erworben. Ein anderes, ungleich größeres Hindcrniß lag in der gerade am Cbarfreitage wie herausgesucht schlechten Witterung. Von früh an Nebel und Regen und am Nachmittage sogar noch Schnee; da war cs recht wohl erklärlich, daß der Besuch der Aufführung ein sehr schwacher war. Man ist seit Jahren schon daran gewöhnt, die Charfreitagsaufführnngen allhier hauptsächlich von Auswärtigen besucht zu sehen; denn die Stadt Dippoldiswalde, mit nur wenigen Ausnahmen, zeigt für derartige edlere Genüsse keinen oder doch nur sehr wenig Sinn. Namentlich haben unsere Nachbarn ans dem Lande immer eine lebhafte Empfänglichkeit für ernste Musik bewiesen, und darum war es wohl zu beklagen, daß dieselben durch die wirklich abscheuliche Witterung am Erscheinen be hindert waren, zu beklagen auch darum, weil die geringe Einnahme zur Deckung des unvermeidlichen Aufwandes nicht ausreicht, geschweige denn ein Scherf lein für arme Lehrerwaisen zu geben gestattet. — Was die Aufführung insbesondere anbetrifft, so sind vielseitig und von competenter Stelle aus die günstigsten Urtheile darüber ausgesprochen worden, namentlich hat der Ostermorgcn von Nenkomm seinen bewährten Eindruck auch diesmal bei der geringen, aber gewiß mit voller Theilnahme und Liebe zur edlen Tonkunst erschienenen Zuhörerschaft nicht verfehlt. Außer vorgenanntem Hrn. Röder hatten noch Frau Rector Nadler und Herr Lehrer Engelmann Soloparticen übernommen, und die Leistungen derselben können mit Recht als wohl gelungen bezeichnet werden. Hoffentlich wird der Licderkranz durch die im vorliegenden Falle gemachten widerwärtigen Erfahrungen sich nicht abschreck'en lassen, auf dem Gebiete der geistlichen Musik fernerhin thätig zu sein. — Im benachbarten Posse ndorf wird am 1. Mai d. Js. eine königliche Post-Expedition eröffnet werden. Dippoldiswalde. Zu den vielen Opfern des Aber glaubens kam am ersten Osterfeiertage ein neues. Obwohl die 25jährige ledige In kermann in Höcken dorf fast täglich epileptische Zufälle hatte, so war sie doch, dem Verbote der Ihrigen zuwider, an oben ge nanntem Festtage früh 5 Uhr an den stark angeschwollenen Dorfbach gegangen, um das sogenannte „Osterwasser" zu schöpfen. Hierbei mochte sie von der Epilepsie befallen und in den Bach gestürzt sein, aus welchem sie nach kurzer Zeit als Leiche gezogen wurde. — Ueber das am Abend des Gründonnerstags auch bei uns beobachtete Nordlicht geht un« eine Schilderung aus unsrer Nähe zu, die Alles enthält, was wir über das Phänomen mittheilen konnten. Sie ist aus Reinhardsgrimma. Am Abend des 21. April, nach 9 Uhr, versetzte ein gluthfarbiger Schein am Himmel die Bewohnerschaft in Bewegung, indem man anfangs denselben für den Widerschein eines nahen Schadenfeuers hielt; doch bald überzeugte man sich, daß sich das seltene Schauspiel eines sogenannten Nord scheines darbiete. Es war in der That ein überaus prachtvoller Anblick, der Alles, was die Kunst in ähn licher Beziehung darzubietcn vermag, unendlich überbot. Am nordwestlichen Himmel nämlich, war bei völlig heiterer, sternenheller Atmosphäre eine bedeutende Fläche, in der Breite und Höhe, mit unaussprechlich schöner Purpurfarbe übergossen, von einer Zartheit und Lebendig keit der Röthe, wie sie nur jeznweilen das Morgenrots) annähernd darbietet. Und dieser majestätische Purpur mantel, mit dem der Himmel am Vorsabbath des Charfreitags überdeckt war, war zahlreich mit glänzenden, im blendendsten Silber blitzenden Sternen 'durchwirkt, wobei es den täuschenden Schein hatte, als befänden sich diese Sterne nicht hinter, sondern aus der Purpur decke. Und was das Erhabene dieser Erscheinung vollendete, war endlich der Umstand, daß das Ganze derselben von anfschießenden Strahlen, bald lichterer, bald dunklerer Färbung durchwebt war. Ueberraschend war der Fortgang dieser Erscheinung. Nach 9^ Uhr breitete sie sich im Nordwesten aus. Gegen 9^/« Uhr sprang sie auf einmal, ohne alle Vermittelung, einen leeren Raum unsichtbar überspringend, nach Norden über, und gegen 10 Uhr geschah genau dieselbe merk würdige Umspringung nach Nordosten. Alsdann verlor