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Weißerih-Ieitung. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint Dienstag» und Freitag». Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige - Matt der Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe M Dippoldiswalde, /ravcnklein und Altenberg. Prei» pro Quartal 10 Rgr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8 Pfg. : Zur Frage über das Alter der Bergstadt Altenberg Wie aus Nr. 39 dieser Zeitung vom 18. Mai a. c. geschloffen werden darf, beabsichtigt man wirklich in Altenberg für den heurigen Monat August ein Jub clfest zur Erinnerung an den 400jährigenBetrieb des dasigen Bergbaues. Man scheint also dem in Nr. 21 vom 12. Marz des laufenden Jahres gegen die historische Begründung einer solchen Feier mit gutem Rechte, wie es schien, bereits geltend gemachten Bedenken ein erhebliches Gewicht nicht beilegen zu wolle». — Mag nun auch eine derartige, jedenfalls mit Gottesdienst verbundene Festlichkeit eine gewisse moralische Berech tigung schon insofern in Anspruch nehmen dürfen, als es zu allen Zeiten Pflicht bleibt, sich solcher Wvhlthatcn, welche ein Ort mit seinen Einwohnern seitJahrhundertcn schon genossen, einmal dankbar zu erinnern und gemein schaftlich zu freuen, und mag die in Anspruch genommene Berechtigung sogar als eine heilige Schuld geltend gemacht werden dürfen, weil ein solches Eriiinerungöscst bisher noch niemals begangen worden; so wird man es doch auch sicherlich den Freunden geschichtlicher Wahr heit nicht übel deuten, wenn dieselben bei solch' außer ordentlicher Veranlassung die Frage über das Alter der Bergstadt Altenberg mit möglichster Genauigkeit und Zuverlässigkeit beantwortet sehen möchten. Der betreffende Aussatz in Nr. 21 der diesjährigen Weißc- ritz-Zeitnng hätte wenigstens, wenn man ihm nicht un bedingt beistimmen mochte, zum Anknüpfungspunkte für weitere Diskussionen benutzt werben sollen. Schreiber dieser Zeilen stimmt jenem freilich insofern bei, als er mit dem Verfasser der Meinung ist, daß nach den von ihm urkundlich angcdenteten Zuständen vor und nach dem Jahr 1465 der Altenberger Bergbau einer früher» Zeit als dem Jahre 1458 »»gehören müsse. Wenn Derselbe jedoch, ungeachtet des mangelnden Nachweises, die Behauptung Brnckmanns sehr wahr scheinlich findet, daß jener Bergbau im Jahre 1445 begonnen habe, so möchte man diesseits noch weiter znrückgehen. — Bekanntlich führt Altenberg (—Halden berg) seinen gegenwärtigen Namen erst seit der zweiten Hälfte des l6. Jahrhunderts, während cs früher Geysingsbergk genannt wurde, wie solches anS den in Meißner's „umständlichen Nachricht rc." abgc- drncktcn Urkunden, Nr. I—V, deutlich z» ersehen ist. Sogar in der Urkunde Nr. X kommt jener Name noch einmal vor. Nun finden sich aber, laut Haffe's Abriß der meißnisch-albertinisch-sächsischen Kirchengeschichte, 1. Hälfte, S. 49 rc., in der jedenfalls bis diesen Tag vorhandenen und deshalb nochmals vergleichbaren JurisdictionS-Matrikel des vormaligen Meißner Bis- thums vom Jahre 1346, als zur 8eäe8 Dippoldis walde gehörig, folgende Kirchortc genannt, alS: Possen dorf, Neynoldsgrimm, Höckendorf, Reichstadt, Liebenau, Bärenstei n,Jansbach, Kryschavv, Rabenan, Sommers dorf, Heinersdorf, Dittersdorf, Seifersdorf, Maxen, ScybcnSdorf, Lauenstci», lVlo»8 Crllmvx, VnUi8 6ru8inu8, Oppillum die GlaShütt. — Wie? läßt sich daraus nicht der Schluß ziehe», daß schon im 14. Jahrhunderte neben dem GeisingSgrnNde auch der GeistngSberg ziemlich bevölkert gewesen sein müsse? Oder wer möchte mit Hasse unter dem wahrscheinlich etwas incorrect copirten M»8 Kriim'u» an Berggieß hübel denken, welches, wenn cs damals schon vorhanden gewesen wäre, eben so wie Dobravv, Breytenavv, Leybenstath, Kottavv und andere benachbarte Kirchorte zur 8ecle8 Pyrna gehört haben würde? — Der Gei- singSgrund mag allerdings gemäß einem anerkannten Cultnr- und Colonisationsgcsetze srüherzur Niederlassung benutzt und angcbaut worden sein, alsderGeysingsberg, weshalb auch Altgcising vormals nach Bärenstein ein- gcpfarrt gewesen; aber gewiß ließen sich im Laufe der Zeit Einzelne mit ihren Geißheerden am Abhange des Gebirges nieder und bildeten mit ihren Wohnungen im gründischen und gebürgische» Viertel die ersten An fänge zii der später Altenberg genannten Stadt. Daß das von selbst gebotene theilweise Ausrodcn deS WaldeS und das Kohlenbrcnnen gar bald auch zur Entdeckung flacher Erzgänge führen konnte, bedarf nur der einfachen Erwähnung. — ES scheint also doch, als ob Altenberg ebenso wenig wie Glashütte sich zu den jüngeren Berg städten des sächsischen Obcrcrzgebirgcs, dergleichen be kanntlich Schneeberg, Annabcrg, Marienberg, Scheiben berg und Johanngeorgenstadt sind, zählen dürste, wenn sie auch das Alter von Gcycr, Ehrenfriedersdorf und Freiberg bei Weitem noch nicht erreicht haben mögen. — Unterzeichneter wünscht übrigens, trotz seiner harm losen Zweifel an Altenbergs jugendlichem Alter, zu der dort beabsichtigten Jubelfeier herzlich Glück und über läßt sich der zuversichtlichen Erwartung, eü werde wohl auch in naher Zukunft die Chronik jener Stadt einen neuen, gründlichen und patriotischen Bearbeiter finden. G....- I». Gr - Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wieder einmal ist das schöne Pfingstfest vorüber, zwar nicht durchgängig von schönem Wetter begünstigt, aber doch immer reizend genug durch die Pracht der üppig grünenden und blühenden Natur. Pfingsten ist nun einmal das Fest der Reiselustigen, und wer nur einigermaßen von der heimathlichen Scholle sich losreißen kann, der ergreift den Wanberstab. Unsere