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31 Weißerih-Ieitung Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitag». Zu beziehen durch alle Post anstalten. Ms- u«d Meige-Matt der Königlichen Verichtsämter und Stadtrathe za Dippoldiswalde, /ranenstein vvd Attenberg. 2i). April 1858. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserat« die ^Spalten - Zeile 8 Mg. '.'n.- t'ü: TageSgofehieht e. DippsWiSweÜ-e. De« 22. April d. IS. werden es 166 Jahr, daß in unserer Stadtkirche eine gewiß seltene Feier stattgefunden hat. Wir theilen die Nach richt urkundlich mit: „Gottfried Christianus, ein geborner Türk, so in seiner Sprache Ali gedeihen und bei Eroberung der Stadt Ofen in Ungarn vom Churf. sächs. Rittmeister dem von Kirchbach gefangen worden, bisher» bei demselben unterhalten und in Diensten ge braucht, auch den christlichen Glauben anzunehmen und in t.utkerischer Üvllqion unterrichtet zu werden von selbsten bittende gesucht, vergebend, wie sein Vater ein klulkli bei türkischer kvli- Aion gewesen, und aber Er sich zum wahren, einigen Gott zu wenden, denselben erkennen lernen und dein allein zu dienen, sich festiglich versprochen, daher« eine zeithero vom allhicsigc» Pfarrer, titnl: Herrn kl. 3»bsnn Knauthen, zu wahrer Erkennt lich Gottes angewiesen und darneben unsere deutsche Sprache zu lesen, wohl unterrichtet worden: Ist Mittwoch, den 22. äorilis, nach Mittage gegen 5 Uhr, mit »»tonnen ?rore»8 in die Pfarr kirche geführet, furm Altar knieend und seines gelegten Glaubens Grund, auch viele aus heiliger Schrift erlernet« Sprüche, nnd sonderlich ausm tlaleotiiiim» befraget worden, da Er denn in solchem Lxamine gar wohl bestanden, zum Taufsteine begleitet, und nach gegebenem richtigen Glanbensbekcnntniß, und daß Er getanfet sein und hinfüro dem erkannten einigen wahren Gott allein dienen und sich nichts abfällig machen lassen wollte, noch mals eigenmündlich bejahet, endlich getaufet, nnd zu künftigem Andenken in das Taufregistcr eingeschrieben worden." Folgen die (9) Taufzeugcn. Dippoldiswalde. Zur Bequemlichkeit derjenigen hiesigen und in der Nähe wohnenden Inhaber von Go lb er ode-DivpolbiSw aldaer Stein kohle n- Actien, welche die in diesen Tagen fällige zweite Einzahlung persönlich leisten wollen, machen wir daraus aufmerksam, daß jeden Donnerstag Nachmittag der Herr Cassirer Theuerkauf im Sparcaffenlocale (auf hiesigem Rathhause) Einzahlungen annehmen wird. Dresden. Die Direktion der Dampfschifffahrts gesellschaft hat bei den Herren Escher-Wyß u. Comp. tn Zürich ein neues eisernes Dampfboot erbauen lassen. Dasselbe ist am 13. d. M. auf der Schiffsmerfte bei Blasewitz glücklich vom Stapel gelaufen. ES führt den Namen „Aussig" und Hal ohne Kessel und Maschine einen Tiefgang von 10 Zoll. DeS andern TageS ge schah Gleiches mit dem vom Obermaschinenmeister der Gesellschaft, Herrn Henn. Reichelt, neu erbauten eisernen Dampfboote „Kronprinz." Beide Schiffe zeichnen sich sowohl durch gefälliges Aeußere, als auch durch seichten Gang besonders auS, so daß die Er wartungen bei weitem übertroffen worden sind und ein ganz besonderer Schncllgang derselben zu verhoffen ist. Deren innerer Ausbau wirb auf die zweckmäßigste und eleganteste Weise in naher Zeit vollendet, und sollen die Schiffe alsdann zu den Fahrten auf der Oberelbe verwendet werden. Mit diesen beiden neuen Dampfer« hat die Gesellschaft dann 10 Personenschiffe und einen Remorqueur im Betriebe, eine Zahl, die voraussichtlich dem Verkehre genügtn dürfte. Hamburg, 13. April. Eine bemerkenSwerthe Er scheinung, die hier dem Freunde des Vaterlandes be trübend aufstößt, ist die Auswanderung der Deutschen nach Amerika, welche, wie eS auSsieht, in diesem Jahre wieder ganz immenS zu werden droht. ' Oeffentliche Gerichts-Verhandlungen DreSden. Am 15. und 16. April fand bei hie sigem Bezirksgericht die Hauptverhandlung statt gegen den vormaligen Besitzer des BadeS zu Kreischa, Friedrich Wilh. Kähndrich, ««geklagt des Mordes, eventuell der Ab treibung der Leibesfrucht, der Medicasterei und Beleidigung. Die nur gegen Karten zugänglichen Saalräume waren von Zuhörern gefüllt, und auf den reservirten Plätzen be fanden sich nebst vielen andern distinguirten Personen auch eine Anzahl Kammermitglirdrr. Die Staatsanwaltschaft vertrat Herr Appellation» rath Metzler, die Bertheidigung Herr Adv. l)r. Schaffrath. Nachdem der Herr Vorsitzende die Zeugen aufgerusen und erklärt hatte, daß als Sach verständiger Herr Hofratb l)r. Freih. v. Seckendorf zuge- zogeil worden sei, erhob sich der Herr Vertheidiger, um den Antrag zu steilen, daß bei der hohen Wichtigkeit der Anklage, die nicht bloS auf Mord, sondern auf Giftmord laute, noch ein zweiter Sachverständiger in der Person des im Saale anwesenden Herrn Prof. I)r. Bock auS Leipzig zugezogen werde. Der Gerichtshof erklärte nach längerer Berathung, daß er die Zulassung des Herrn I)r. Bock al« medicinischen Vertheidiger, nicht aber als Sachverständigen genehmige, und sich Vorbehalte, je nach Erfordern das Obcrgutachten eines inländischen Medicknal- eollegiums einzuholen. AuS der Beweisaufnahme ergab sich folgender Thatbestand. Fähndrich war, nachdem er als Apotheker gelernt und conditionirt, auch in Berlin 2 Jahre lang Naturwissenschaften und Pharmarie studirt hatte, im Jahre 1841 Besitzer der Apotheke zu Ronneburg geworden, aus diesem Besitzthum aber im I. 1846 in das des Bades Kreischa, so wie in das eines Gutes ztt Saida, eingetreten. Im I. 1843 war er zu Ronneburg wegen Fälschung und Betrugs zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt worden, welche Strafe jedoch später durch landes herrliche Gnade in 14 Tage Gefängniß und 50 Thlr. Geldbuße verwandelt worden war. Am Charfrettage 1856 brannte sein Gut in Saida ab, und er kam dabei in de» Verdacht der Brandstiftung, wurde jedoch, da es an hinlänglicher Beweisführung mangelte, in der deSfalls gegen ihn eingeleiteten Untersuchung freigesprochen. Seit 1849 hatte er nun ein vertrautes Verhältniß mit einem