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23 Weißerih-Zeilung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige- Matt der Königlichen Gcrichtsämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Mvenstein und Altenberg. 19 Mär) 1858. Preis pi-o Quartal lv Ngr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8 Pfg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 18. März. Der gestrige Fest, tag - die 25jährige Jubelfeier der Einführung der Städteordnung — verlief in der bereits von uns an gedeuteten Weise. Der Mittag hatte eine, zwar numerisch nicht bedeutende, aber desto mehr geistig be lebte Anzahl Verehrer und Freunde der Slädteordnung zu einem einfachen Mahle auf hiesigem Rathhause vereinigt. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete Hr. Bürgermeister Rüger, Vergleiche anstellend zwischen der von ihm historisch geschilderten alten Städlever- fassung und der neuen; die Frage, welche sich als die Vorzüglichere bewährt habe, mit dem Bemerken unent schieden lassend, baß niemals die Form der Verfassung allein Glück und Segen bringe, sondern weit mehr auf die Personen, welche die Verfassung jeweilig handhaben, und auf den Geist, in welchem dies ge schehe, ankomme; endlich hervorhebend, daß jedenfalls die Stäbteordnung als ein vorzügliches Mittel zur Bildung des Bürgerstandes und Erweiterung der Ge- sichtskreise desselben zu betrachten sei, dadurch aber ganz unverkennbare, wenn auch nicht nach Thalern zu berechnende Vortheile für das bürgerliche Leben im Gefolge und einen wohltätigen Einfluß geübt habe. Der Sprecher schloß hieran Worte des Dankeö an die Geber der Städteordnung und endete mit einem Hoch auf den Bewahrer und Erhalter derselben, Se. Maj. den König, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte. Hr. GerichtSamtmann Lehmann brachte hierauf dem Ralhe ein freudig aufgenommeneS Lebehoch, welches Hr. Rathmann Fehrmann mit einem Trinkspruche auf den Herrn Beamteten erwiederte. Hr. Adv. Ochernal gedachte dankbar derVerstorbenen, welche an der Wiege der Städteordnung gestanden und mit rüstiger Aufopferung die erste Pflege und Erziehung der jungen Schöpfung übernommen, namentlich der beiden Herren Teicher, Böningk, Siadtrichter Haase rc. Nachdem hierauf Hr. Bürgermeister Rüger ein Stück interessanter Sittengeschichte auö dem Leben der alten Rathsherren zur Zeit des 30jährigen Krieges zum Besten gegeben und dadurch die Gesellschaft in eine heitere Stimmung gesetzt hatte, erhob sich Buchdruckerei- bestyer Jehne, um eine von ihm gefertigte, schön auS- gestattete Gedenktafel zur Erinnerung an den 17. März 1833 und 1858 dem Vorstande des StadtratheS zu überreichen, und schloß mit einem Hoch auf die Stadt Dippoldiswalde. Hr. Bürgermeister Rüger nahm dankend die Gabe an und sicherte ihr einen Platz in der RathSstube zu. Hierauf gedachte Hr. Adv. Riedel in längerer Rede veS Bergbaues, welchen er, nament lich soweit er Eisen producirt, als das erste Gewerbe bezeichnete, dessen kein anderer Gewerbtreibender ent behren könne; der Sprecher schloß mit einem, lebhaften Anklang findenden Glückauf! Dies gab Hrn. GerichtS amtmann Lehmann Anlaß zu einigen interessanten Mittheilungen über die Aussichten des hiesigen Berg baues. Hr. vr. Lessing erinnerte an die communlichen Waldungen, welche so oft in bedrängten Zeiten ein Hülfs- und Rettungsanker der Commun gewesen und brachte den Pflegern des WaldeS ein dankbares Hoch. Hr. Diac. Mühlberg gedachte der Zukunft, und nach dem Hr. Conditor Liebmann in scherzhafter Weise des Treibens zweier Anwesenden Erwähnung gethan, schloß die Reihe der Sprecher Hr. Rechtscandidat Ficker mit einem Hoch auf dir Gewerbeordnung und deS Gewerböleben der Städte. — Alle Anwesende, deren Meinung wir vernahmen, fühlten sich befriedigt von der gehobenen Stimmung, die während der Tafel waltete, und wir hörten das Urtheil, baß Alle, die, an der Form Anstoß nehmend, der Sache ihre Tbeil- nahme entzogen, Ursache-hätten, ihr Verfahren zu bereuen. Am Abende desselben TageS fand nun noch in einem kleineren Kreise Gewerbtreibender eine Bespre chung über die Begründung eines Gewerbe, Vereins statt. Hier zeigten sich sehr lebhafte Sym- paihieen für die angeregte Frage, und die Herren Bürgermeister Rüger, Apotheker Klug, Conditor Lieb mann, StadtgutSbesitzer Müller und BuchdruckerJehne wurden beauftragt, die einleitenden Schritte zu thun und die nöthigen Vorlagen herbeizuschaffen, dann aber zur Begründung eines Gewerbevereins in unserer Stadt öffentlich ein zu lab en. Letztere Maßregel war bei der ersten vorläufigen Bespre chung unterlassen worden, da eS sich eben noch nicht um Constituirung des Vereins selbst handeln konnte. Dresden. Die Reise des Prinzen Georg K. H. nach Portugal wird mit Vermählungsprojecten m Verbindung gebracht. Die älteste Schwester deS Königs von Portugal, Prinzessin Maria Anna, welche schon Ende Februar, als die Braut deS Königs von Portugal Prinzessin Stephanie von Hohenzollern mit ihren durchlauchtigsten Eltern am hiesigen k. Hofe verweilte, als bestimmte Braut deS Prinzen genannt wurde, ist gegenwärtig 15 Jahr alt, während der Prinz 26 zählt. Bromberg, 13. März. Ein Ereigniß der trau rigsten Art beschäftigt in diesem Augenblick die Herzen der Guten und Besten unserer Stabt, denen eS vielen und ernsten Stoff zum Nachdenken giebt. Gestern