Volltext Seite (XML)
(Fortsetzung.) ; .! Wir wissen nun also, welche Gründe sie bewogen, jetzt mehr und sehnlicher an den vorher vergessenen Die Wahnsinnige. Aus EhatsachtN gegründet» LyLhlunt an» der Geschichte der Stadt Dippoldiswalde rar Zeit des SOjährlgen Krieges. Andreas zn denken, wenn nicht auch diese Hoffnung ihr noch schwinden sollte. Allein, wie war dies anzu fangen, da dieser seit längerer Zeit nur selten im Hauke eingekehrt war? Sie selbst konnte doch nicht zu ihm gehen und ihm ihre Liebe, ihre Hand anbieten? Rur die alte Mutter, die sie ganz beherrschte, konnte die Bahn eröffnen, um zum Ziele zu 'gelangen, und diese ward auch sofort vom wohl durchdachten Plane ürüerrichtet', ' ' - München, Id. Sept. Diesen Abend wogte der Friedhof von einer außerordentlichen Menschenmenge. Die Unglücklichen, welche bei der Erploslon am 15. Sept. RachtS ihr Leben verlören haben, wurden , beerdigt. Der Tobten sind glücklicherweise nüt fünf. Die Braut des Malers Carstens aus Schleswig, Ida Graf, befindet sich im Krankenhause und auf dem Wege der Besserung; wenigstens ist seit heute Morgen die Besinnung bei ihr zurückgekehrt. Noch weiß sie nichts von dem Tode Carstens', ihrer Mutter und ihrer Schwester. Kaufmann Rosenlehner soll Sprache und Gehör, welche er infolge deö Schreckens verloren, noch nicht wiedererlangt haben; doch soll Hoffnung vorhanden sein, daß er geheilt werde. Darüber, wie die Erplosion entstanden, stehl zur Zeit.noch nichts fest; an abenteuerlichen Gerüchten fehlt cS natürlich nicht, und soviel ist gewiß, daß Rosenlehner verbots widrig eine Masse Pulver in seinem Hause verwahrte. 5 Ctr. fanden sich noch in einem Nebengebäude vor, welche» die Explosion verschont hatte. Daraus ist zu entnehmen, welch großes Unglück einem bedeutenden Theile Münchens durch den Geiz eines Mannes drohte, indem er die geringe Ausgabe scheute, welche die Unterbringung des Pulvers in dem angeordneten Pulvermagazin veranlaßt hätte. Auf Negierungsan ordnung wurden am 16. Sept, strenge Visitationen bei den Pulverhändlern vorgenommen; man will aber wissen, daß einige derselben infolge der Explosion schon am 16. Sept, in aller Frühe das Pulver, welches mehr als die erlaubte Quantität betrug, in das Pulver magazin geschafft hatten. Obwohl eine Commission von Technikern erklärt hat, daß die Explosion dem Thurme am KarlSthore keine Beschädigung zugefügt habe, so behaupten doch andere Techniker das Gegen- theil, und Letztem pflichtet die Mehrheit deS Publikums bei, zumal am Thorgewölbe und an den Außenseiten des ThurmeS bedeutende Risse sichtbar sind. Die Passage unter diesem Thurme hindurch wurde schon am 16. Sept, wieder gestattet. Gegen den Kaufmann Rosenlehner ist dem Vernehmen nach eine Untersuchung wegen Tödtung aus Fahrlässigkeit im Gange, und mehre Entschädigungsklagen werden gegen ihn erhoben werden. Wien, l9. Sept. Es ist nunmehr definitiv be stimmt, baß der Kaiser im künftigen Monat dem Berliner Hofe einen zweitägigen Besuch abstatten werde. Nur ist eS noch ungewiß, ob die kaiserliche Visite in den ersten oder letzten Tagen deö October statlfinden werde. ES hat sich hier die Version ver breitet, baß der hier anwesende Großherzog von Meck lenburg-Schwerin auf Anregung des Königs von Preußen die Milsion übernommen habe, den Kaiser Franz Joseph zur Reise nach Berlin in den ersten Tagen des kommenden Monats zu bestimmen, damit sodann am Berliner Hofe eine Zusammenkunft deö Kaisers Franz Joseph mit dem Kaiser Alexander er folgen würde. Mlbe, welche aus Madrid in Inv, erzählen Unerhörtes von dem der jetzt in Madrid geübt wird, e wird terrorisirt, massenhafte Be- Spanien. R^ Pari» eingetroffen^D unsäglichen Druchk Die MadridevAreffe .... schlagnahmen'im- und. ausländischer Blätter sind an der Tagesordnung, und auf dem Casino ist eine Ver warnung angeschlagen, in welcher jedes politische Gespräch untersagt^wird. Pari-, 19. Sept. Die „Patrie" stellt bei Ge legenheit der Stuttgarter Zusammenkunft folgende Betrachtungen an: „Am 25. Sept. 1857 wird wahrscheinlich ein großes Datum in die Geschichte Europa's eingetragen werden. Dieses Datum wird tn Stuttgart Vie beiden Kaiser, den Kaiser von Ruß land und den Kaiser der Franzosen, vereint sehen. Man erwartet am 24. Sept, in der Hauptstadt Württembergs den.^.Kaiser Al-xckMr II., und glaubt, daß der Kaiser Napoleon III. don^n demselben Tage ankommen werde. Man warUM^Uß, ob die beiden Kaiserinnen ihre erhabenen GemahW^teiten würden; eS wird jedoch versichert, dcch der der Kaiserin von Rußland derselben Acht gestatte, dieser Zusammenkunft beizuwohnen, und daß sich die Kaiserin der Franzosen ebenfalls nicht Wch Stuttgart begeben werde. Diese feierliche Zusammenkunft erin nert unö anchiejenige,-welche unter ganz andern Um ständen zu Tilsit stattfaM). Der Kaiser Napoleon I.' hatte damals gerade die Schlacht von Friedland ge wonnen, und dieser große Sieg versetzte die furchtbare Coalition, welche sich geschmeichelt hätte, die fast euro päische Souveränetät Napolesn'S zu vernichten, in Ohnmacht. Fünf Tage nach der Schlacht von Fried land hatte der Kaiser sein Hauptquartier nach Tilsit verlegt. Dort empfing er den Vorschlag zu einem Waffenstillstände, der ihm von dem Fürsten Labanow- Rostowski überbracht wurde. Am 21. Juni 1807 wurde der Waffenstillstand zwischen Rußland und Frankreich unterzeichnet. WaS Preußen betrifft, so war keine Rede von ihm. Der Kaiser Alexander I., welcher Preußen in die Coalition hineingezogen, halte geringschätziger Weise ohne dasselbe unterhandelt. (Hier folgt eine nicht sehr passende Stelle über die allverehrte Königin Louise von Preußen.) Am 25. Juni fand auf dem Riemen die Zusammenkunft zwischen Kaiser Alexander und Napoleon statt. Die beiden Souveräne, nachdem sie die beiderseitigen Ufer des Flusses verlassen halten, traten auf ein gegebenes Zeichen gleichzeitig durch entgegengesetzte Thüren ein. Auf diese Weise wurde die Frage wegen des Vorranges umgangen. Der französische und der russische General stab befanden sich in Schaluppen, während die beiden Kaiser, lange mit einander eingeschlossen, sich mit den Angelegenheiten der Welt beschäftigten. Fünfzig Jahre später soll sich derselbe imposante Auftritt zwischen den beiden Erben der zwei zu Tilsit versöhnten großen Kaiser erneuern."