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Lj k 1 j 310 Rettungsmannschaften uns schnell zu Hülfe eilten, ist namentlich noch unser Nachbardorf Hirschsprung; sowie die Orte Falkenhain, JohnSbach, Barenburg, Zinn wald und Georyenfeld hinzuzufügen, welche alle eiligst UNS ihr Kontingent stellten; daher gebührt auch diesen Allen der schuldige Dank, den sie sich damit verdienten! Groß ist das Unglück, welches des verheerende Element in so kurzer Zeit bei unö anrichteie: 208 Personen in 61 Familien sind durch den Brand der 22 Häuser obdachlos geworden, und sehr dankbar ist anznerkennen, daß Alle, trotz der Uebervölkerung unserer Stabt, noch untergebracht sind. Die armen Unglücklichen stecken seit der so lange angehaltenen Theuerung fast aste in Schulden; durch Fleiß und Thätigkeit konnten sie in diesem Sommer sich helfen und erholen, — nun sind sie erst recht in das Unglück gestoßen, da Viele bei dem rasend schnellen Umsichgreifen deS FeuerS nur das nackte Leben retten konnten! Einige hatten die ihnen werthvöllsten Sachen, Betten und Kleider, in die Keller geschafft, doch auch dort sind sie vom Feuer verzehrt worden! Mögen aber die Unglücklichen nicht verzagen; die Hülfe milbthätiger Menschen wird ihnen gewiß in reichem Maße zu Theil werden; cS ist ja bekannt, baß unser Städtchen nicht zu den wohlhabenden gehört, daß die meisten der Einwohner Bergleute, Wald- und Handarbeiter sind, deren saurer Verdienst nur von einem Tage zum andern reicht. Kaum war das Unglück bekannt, so gingen auch schon von nah und fern Gaben der Liebe ein, ehe noch ein öffentlicher Aufruf erschienen war; diese Barmherzigen bedachten die Worte: wer bald giebt, der giebt doppelt! Wir haben bis heute einige schöne Beispiele edler Menschen freunde zu melden, die durch nicht unbedeutende Geld- und andere Sendungen die Noch unserer Abgebrannten zu mildern suchen; manche wollten nicht einmal ihren Namen genannt wissen. Nicht zu verkennen ist auch die Sorgfalt, mit welcher nicht allein unsere städtischen Behörden, sondern auch deren hohe Vorgesetzte sich der Leitung der Unterstützungssache annehmen. Schon am Montag Abend war unser Herr Amtshauptmann v. Oppen und Tags darauf Herr Kreisdirector Müller hier eingetroffen, um unseren Behörden rächend zur Hand zu gehen und sie durch ihren höheren Einfluß thatkräftig zu unterstützen. Eö muß den Muth der Verunglückten neu beleben, wenn sie sehen, baß solche Männer im Verein mir unfern Behörden sich ihrer Noch annchmen und sie zu lindern suchen. Seiten unserer Behörden hat man für nöthig erachtet, die städtische Speisewirthschaft wieder in'S Leben zu rufen, um den Verunglückten wenigstens vor der Hand ihr Mittagsmahl bereiten zu lassen. Hierzu wäre öS sehr wünschenöwerth, wenn sich Wohlthätige herbeiließen, und Naturalien, Kartoffeln, Gemüse rc. senden zu wollen. Der HilfSeomitöe, der sich alsbald bildete, hat unter der hiesigen Einwohnerschaft eine Collecte veranstaltet, und wir hoffen, daß sie besten Erfolg habe; möge jeder vom Feuer verschonte Bewohner unsrer Stadt sein Opfer dazu bringen, dankend dem Herrn dafür, daß die Noch und daS Uuglück nicht noch größer wurden, und dies konnte so leicht geschehen, wenn der Wind nicht so günstig, nach einer minder gefährlichen Seite zu, stand. — Bleibt uns nun noch übrig, auf einige bei diesem traurigen Vorfall gemachte bittere Erfahrungen, sowie auch auf Mängel bei den Löschanstalten hinzuweisen, so wollen wir uns dies für später Vorbehalten, heute aber mit dem herzlichen Wunsche schließen, daß uns Goit für die Folge vor derartigem Unglück in Gnaden bewahren möge! zu 160 Pf», bis zu ISO Psd. bis zu ISO Psd. bis zu Sk Psd, bis 20 5 20 20 zu 180 Pfd. zu 171 Psd. zu IS8 Pfd. zu 114 Pfd. 6 — 3 2 3 10 2 — Schfl. Tplr.Ngr. Weizen Roggen Gerste Hafer Markt- und Verkaufs-Preise Pirna, den 4. Juli 1857. Thlr. Ngr. 6 4 3 2 Altenberg. Aus Pietätsrücksichten für unsere Abgebrannten ist vom hiesigen Bergamte der Beschluß gefaßt worden, das für nächsten Sonnabend angesetzte Bergfest bis zum Monat September zu verlegen, waS unter den obwaltenden Umständen gewiß von Allen dankbar anerkannt wird. (Ein Artikel aus Altenberg über die dortige Kleinkinberbewahranstalt, sowie ein Bericht über die Jahresversammlung deS Dippoldiswaldaer Zweigver eins der Gustav-Adolph-Stiftung in Lauenstein, am I. Juli d. IS., folgen, da es heule an Raum fehlt, in nächster Nr. D. Red.) Frauenstein, den 29. Juni. Der Dresdner Johannismarkt, für unsere Umgegend eine nicht minder wichtige Lebensfrage, wie für daS übrige Erzgebirge die Leipziger Messe, ist zur Zufriedenheit unserer Lein- wandbanern ausgefallen. Mit heiteren Gesichtern suh man sie gestern und heute zurückkommen. ES ist dieß für diese Leute ein nicht minder wichtiger Tag, als für die großen Oekonomen der Weltmarkt. In beiden Fällen sehen wir die Familienhäupter an diesem Tage mit ihren Frauen und Töchtern in langen Reihen nach der Residenz fahren. Setzt es doch hier baares Gelb, und diesen Umstand-wissen die Evatöchterchen bestens zu benutzen, um von dem über die empfangenen Summen ganz erfreuten Hauspapa etwas für ihre Bedürfnisse herauszulocken. Außerdem findet sich auch für die jungen Leute hierbei eine passende Gelegenheit zu einer Art Ausstellung. Wie zufrieden indeß die guten Leutchen diesmal auch waren, so fällt der Grund dazu gewiß zum größten Theile weg, wenn dieselben berechnen wollen, daß sie in Wirklichkeit bei solchem Verkaufe nichts verdienen^ ja wohl gar zusetzen, ohne im Uebrigen die unsägliche Mühe zu Gelbe anzuschlagen, die sie von der Leinackerbestellung an biö zur letzten Bleiche der Leinwand atrfwendeten. Besser würben viele thun, sie verkauften ihr gesponnenes Garn, als daß sie es noch weben ließen, oder selbst weben. Für Garn im Betrag eines Schockes Leinwand ist z. B. gezahlt worden 7 Thlr., dagegen für 1 Schock, graue Leinwand 7'/r bis 8 Thlr. — Gute weiße flächsene Leinwand wurde in Dresden mit 12 Thlr. das Schock bezahlt. Rechnet man nun, daß die Meisten nicht unter 10—12 ßo. zu Markte bringen, und berücksichtigt man auf der andern Seite die Reihe der Dörfer, die sich in der Linie von Saida bis Dippoldiswalde mit diesem Erwerbszweige beschäftigen, so wird man zwar ein kleines Bild von der Größe des Statt gefundenen Umsatzes haben, aber die Größe deS Verlustes wird auch klar werden, wenn man eben bedenkt, daß zu 10—12 Schock Leinwand täglich '/, Scheffel der besten Holzasche gehört, und daß diese Operation unter Ver wendung vielen Brennmaterials zum Heißmachen des Wassers 3 bis 4 Wochen lang fortgesetzt werden muß. Jedenfalls ist die Zeit jetzt nicht mehr, wo der Bauer der Erzeuger deS Leines, des Flachses, des Garnes und der Leinwand zugleich ist. Genug für ihn, wenn er eS bis zum Garne bringt, aber auch dies mag er lieber den Maschinen abtreten.