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lindern. . Heute nun war die Sache so weit gediehen, daß die Coionie eröffnet werden sollte. Herrn Pohle wurde die Leitung der Kolonie übertragen und ihm zur Unterbringung In geeigneten Faniilien 12 Waisen übergeben. Dieselben kacken Nachmittags mit Ertrapost in Begleitung elneß Deputaten des StadtrathS zu Dresden und eines Aufsehers, hier an. Sämmtliche Personen verfügten sich in die Wohnung deö mehr gedachten Lehrers, wohin auch der Ortsgeistliche als Seelsorger der Kolonie eingeladen, und die von Herrn Pohle bezeichneten Pflegeällern zu kommen, aufge- sordert waren. Nachdem der Herr Deputirte und nach ihm der Leiter der Kolonie sich in Ansprachen an die Pflegeällern gewendet hatten, wurden die Waisen, die sich noch in einem andern Zimmer befanden, von dem Aufseher hereingesührt und an sie eine passende Ansprache von dem Herrn Deputaten gehalten, worauf dieselben durch Handschlag einzeln Gehorsam und Ord nung versprachen. So einfach und anspruchslos diese kurze Weihefeierlichkeit auch war, so war doch an Eltern und Kindern unzweideutig der tiefe Eindruck wahrzunehmen, den sie hervorbrachte. Nachdem noch der Herr Deputirte im Namen und Auftrage des StadtrathS zu Dresden Herrn Pohle beglück wünschte und ihm das große Vertrauen, das die durch ihn vertretene Behörde, wie auch auS den Akten her- vvrgehe, im Boraus in seine Leitung setze, bezeichnet hatte, geschah die Uebergabe der Kinder an ihre neuen Väter und Mütter. Dieser Akt war in der That rührend und hätte die giftigen Zungen, wären sie hier gewesen und ein Fünklein von Gefühl für bas Elend ihrer Brüder mitgebracht, wohl sicher zum Schweigen bringen müssen. So hoffen wir nun zu Golt, daß diese neue Institution von Segen begleitet sei für baö geistige wie leibliche Wohl der Pfleglinge', als auch für den Ort selbst. Ueber gegentheiligc Ansichten hier kein Wort: die Zeit und die Erfolge mögen sic be richtigen. Dresden, 20. März. Der Wiederaufbau des abgebrannten Theiis unserS Waldschlößchen be ginnt bereits mit allen Kräften. Schon haben sich die Gerüste erhoben; das obere Stock des Mauer werks allein bedarf der Abtragung. Binnen wenigen Monaten werden wir von außen wenig mehr von der jetzigen Ruine sehen. Wie eS heißt und wie eS sehr zweckmäßig sein würde, soll die Restauration, welche gegenwärtig am Fuße deS Waldschlößchen improvisirt worden ist, auf der rechlS neben den Gebäuden ge legenen Anhöhe ihren künftigen Platz finden. Dadurch gewönnen unsere schönen Umgebungen einen neuen Glanzpunkt und die Restauration durch die prachtvolle, die ganze Elbgegend beherrschende Aussicht eine neue Anziehungskraft. Soviel man vernimmt, erhält die Direktion,' außer deS Landesimmobiliarkassenentschä- bigung, 230,000Thlr. von verschiedenen Versicherungs anstalten. An ein Fallen der Aktien ist nicht zu denken. — Eine Bekanntmachung unserS StadtrathS regelt Zeil und Lohn der Maurer- und Zimmergesellen und der Handlanger. Die Arbeitszeit vom 15 März bis 15. Octbr. ist von 6 — 12 und von 1—6 Uhr, ausschließlich je eine halbe Stunde zum Frühstück und Vesperbrot, vom 16. Oct. bis 14. März von 7—12 und von 1—5 Uhr mit ebenfalls halbstündiger Unter brechung des Frühstücks. Sonnabends und an Vor tagen von Buß- und Feiertagen wird eine Stunde eher Feierabend gemacht. Das Taglohn der gedachten Gesellen ist im Sommerhalbjahre 16 Ngr. 5 Pf., im Winterhalbjahr 13 Ngr. 5 Pf. (mit Ausschluß der Meisiergebühr von I Ngr. » Pf. iMich); das der HünblangH ist ich dH testen Zktt 1p Ngr., in der letztetch 9 Ngr. Dübel bestimmt dir Bekanntmachung das ArbeitSzcug, weiches Zimmer- und Maurermeister geben müssen. Drrtzdrn. Aus Röm hat der Telegraph leider die Trauerbotschaft gebracht, daß Ihre königl. Hoh. die Prinzessin Louise von Sachsen (Infantin von Spanien und Stiefmutter Sr. Maj. des Königs, geb. I. Oct. 1802, Wittwe deS Herzogs Maximilian von Sachsen seit 3. Jan. 1838), am 18. März Nach mittag 4'/i> Uhr daselbst verschieden ist. Minden, 17. März. Vorgestern ist allen hiesigen Kaufleuten, wohl mehr als 30 an der Zahl, plötzlich der Betrieb deS Kleinhandels mit Getränken und der Schankwirthschaft untersagt und ihnen ver boten, Spirituosen überhaupt in den Läden feil zu haben; ob dies Verbot sich auch auf all die vielen Kleinhändler erstreckt, habe ich noch nicht erfahren. Diese Maßregel trifft die Detaillisten mit dem härtesten Schlage und sie find in wahrem Sinn des Worts in Verzweiflung. Der Handel mit Colonialwaaren, Seifen und Fetten ist durch die Konkurrenz so gedrückt, daß daran nicht bas „Salz aufs Brod'' übrig bleibt, und eben nuc der Verkauf von Branntwein Hal, da Vie Leute sämmtlich destilliren, einen Nutzen übrig gelassen. Unsere Landleute sind gewohnt, sich einige Quart Branntwein für ihre Leute mit auö der Stadt zu bringen und solche bei den Kaufleuten zu entnehmen; jetzt sind sie genöthigt, zu den patenlinen Gastwirthen zu gehen. Wien. Wie glaubwürdig verlautet, dürfte die Veröffentlichung einer allgemeinen Amnestie für sämmtliche im Bereiche der ganzen Monarchie wegen politischer Vergehen noch in Haft befindliche Verurtheitc in kürzester Frist stattfinden. Dieser Gnadenact wird mit einem allgemeinen und unermeßlichen Jubel be grüßt werden. Dieses Gefühl wird aber rin um so tiefer empfundenes sein, als eine so umfassende Amnestie nicht nur die traurigen und letzten Erinnerungen an die Ereignisse des Jahres 1848 gänzlich verlöschen, sondern auch als der glückverheißende Vorbote einer neuen Aera betrachtet werben möchte, in welcher der geistige Fortschritt, die Förderung der materiellen In teressen und die Erweiterung der persönlichen Freiheit und jener der Presse hoffentlich eine zeitgemäße und entsprechende Berücksichtigung zu gewärtigen haben werden. (Landwirthschaftlicheö.) Mat« unter Kar toffeln. Gärtner Pfeifer legte gleichzeitig mit den Kar toffeln auf einem und demselben Felde Mais aus; erstere wurden in einer Entfernung von 2 Fuß von einander gelegt, und da zwischen kamen dir Maiskörner. DaS Erträgffiß war ein sehr günstige«; die Kartoffeln waren größer und der Mais trug 4 Kolben. Doch sind nur Frühkartoffeln hierzu geeignet. — Hr. Pfeifer befolgt auch eine eigene Methode beim Kar toffelbau. Die Furchen werden sehr tief gemacht und die Saat kartoffeln mit sehr wenig Erde bedeckt ; je mehr nun da« Kraut emporwächst, desto mehr wird Erde angehäufrlt. Die Erndte soll gewöhnlich um '/,, auch um */? größer sein.