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llr. 92 22. November 1856 ' / Jnftrüte ^w^rden^ßilt Derantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. -1 " LagöSgeschichte. * Dorf Seyda bei Frauenstein. Der 9. Nov. war für den hiesigen kleinen Ort iin Tag erhebender Feier; denn an demselben wurde das von dem In strumentbauer Schmatze aus Geising für Vie hiesige Schule gefertigt^ kleine Orgelwerk durch Se. Hochwürden Herrn Super. Wagner auS Frauen stein feierlich 'kingewciht, der >in begeisterter Rede die Herzen vortrefflich zu erbaüen, zu treffen und sie ' zu der würdigen Benutzung des Werkes selbst, in dem kleinen Kreise seiner Bestimmung, zu weihen wußte, indem er ihnen zeigte, wozu uns Vie lieblichen Klänge eines Orgelwerkes stimmen sollten. Manche Thräne der Rührung floß während der Rede, zumal auch in derselben eines theuren Heimgegangenen, des ohnlängst allhier verstorbenen ErbrichterS Hrn. Kirch bach, dem das Orgelwerk namentlich 'feine Förderung verdankte, dem es jedoch nicht vergönnt war, eS in seiner Vollendung'zu schauen, ehrend gedacht würde. Der Rede voran ging der Gesang der 4 ersten Verse deS Liedes 544 (Dresd. Gesangb.) „ Mache -dich mein Geist bereit re." welcher mit der Orgel begleitet wurde, die'andere 'Hälfte deö Liebes wurde nach der Rede gesungen. Nachdem der Hr. Pastor Höppner aüS HckMSdvrf collectirt, ward die Feier, durch welche die Herzen der Theilnehmer sichtlich erbaut waren, mit dem Gesänge des Verses : Unfern Ausgang segne Gott rc. geschloffen. DaS Werk selbst ist daS erste von dem In strumentbauer Schmähe auS Geising gefertigte Pfeifen werk. Derselbe hat ursprünglich das Zimmerhandwerk erlernt, baut aber schon seit mehreren Jahren PhyS- und Handharmouika'ö, und hat durch das für den hiesigen Ort gebaute Werk seine Befähigung zum Orgelbaue dargethan, weshalb eS ihm zu wünschen ist, daß ihm bald mehr Gelegenheit zum Baue ähnlicher und namentlich größerer Werke möge ge geben werden. — Der Eindruck, den daS fragliche -Werf durch, sein AeußereS macht,. ist ein durchaus würdiger; eben .so wird man durch den Gesammt- eindruck der Töne befriedigt. DaS Werk ist folgender maßen disponirt: Harmonika 8 Fuß, Prinzipal 2 Fuß (an dessen Stelle Hr. Schmatze Prinzipal 4 Fuß setzen wil), Flöte 2 Fuß, Flöte 4 Fuß, Geduckt 8 Fuß, Bako 8 Fuß, Baßo 16 Fuß, Koppel. Dabei ist die Einrichtung getroffen, daß die beiden Flöten sowie Geduckt auch bloß für die Hälfte der Cluviulur gezogen werden können, wodurch dem Werke eine liebliche Munichfultigkeit verliehen wird. — Merkt man auch dem Werke im Allgemeinen die ErstlingS- arbeit an, wie cö ja Nicht anders sein konnte, so müßte mm doch ungerecht sein, wollte man picht bekennen, daß es seinen Zweck: Unterstützungd'eS 'Ge sanges bei den in der Schule abzuhaltenden Betstunde sowie beim Gesänge zu Anfang und Ende der Schulstunden, hinreichend erfülle; somit geeignet ist, die Andacht zw erhöhen, fromme Gefühle zu bettben, bei Freud' und Leid den ' rechten'Ton treffen' zu helfen und deshalb stinen Erbauer zu loben, Der Nach besten Kräften, ohne irgendwie Mühe zu scheütn, in den ihm vorgeschriebenen sehr engen Raum, defsin Benutzung ihm, wie Jedem augenscheinlich ist, sehr viel Mühe gemacht hat, daS hineinbaute, was irgend möglich war, so daß man ihm, namentlich auch in Berücksichtigung deS geringen Preises, seiNin Beifall nicht versagen kanü. - Vor allen Dingen darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, welch' ehrendes Zeugniß sich die hiesige Gemeinde durch Anschaffung dieses Werkes ge geben hat. . . Ehrend ist es zunächst für die Gemeinde, daß sie gerade Hrn. Schmatze mit der KetfeMgüng be traute. Derselbe ist nämlich gänzlich unbemittelt Und Vater von 5 Kindern- Gerade diesen Umstand beachtete die hiesige liebe Gemeinde. Sie ging von dem Grundsätze auS, man müsse dem armen Fami« milienvaler Gelegenheit zur Ausbildung seines Ta lentes geben.. Privatleute würden dieses Risico kaum übernehmen, einer ganzen Gemeinde wäre eS eher möglich, und der hiesigen zumal, da sie das nvthige Geld nicht durch Anlagen aufzubringcn brauche. — Ehrend für die Gemeinde ist eS fetnerj daß sie nicht bei der anfänglich von Hrn. Schmatze geforderten Suinmc stehen blieb, wie sie eS füglich konnte, son dern demselben, wohl einsehend, daß er sich, weil er ein solches Werk noch nie gebaut hatte, viel ju sehr zu seinem-Nachtheile verrechnet hatte, statt der ge forderten 70 Thlr. 155 Thlr. bewilligte, wofür der selbe sich jedoch verbindlich machen mußte, noch einige Abänderungen an dem Werke zu treffen und 3 Jahre lang Garantie zu leisten, wozu sich Hr. Schmatze auch gern bereit finden ließ. Und endlich ehrend ist eS doch geipiß üher- haupd, wenn eine Gemeinde zeigt, daß sie, lieh , hat Versammlungen, in denen man sich durch Gebet, Gesang und Gottes Wort erbaut, ermuntert, tröstet, ermahnet, belehrt und warnet, daß sie lieb hat die Stätte, wo in ihre Kinder gepflanzet wird, was da wohl lautet, was lieblich ist, Uttd waS^ da schafft, daß sie in der Gnade bei Gott und den Menschen zunehmen. . Und das hat die Gemeinde Seyda ja gethan Pflicht ist eS aber auch, daß ein so große Oßscr forderndes, gemeinnütziges Werk dankbar benlt^t Freitag. 'Erscheint - >. WW-iß-nh-MmqM Quart. lS Rgr. , , ' anM',nicken. Ein nnte^yältendts Wochenblatt für den Bürger und Landmann.