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S1« Der alte Herr schüttelte den Kops. „Ja, der Fürst könnt' etz leicht. Aber dem können wir nicht däinit kommen,, mein Sohn; ,er hielte sich über unS auf, eS geht ihn ja nichts an." — „Aber der CaSper geht ihn an," versetzte Chri stopher. „Her General, das ist so." Und damit erzählte er in der Kürze, was CaSper ihm in jener Nacht mitgetheilt. — Der General schmunzelte : „DaS freut mich, kriegt der Burgemeister eins, und wir kommen zu unserm Wunsch. „Bist 'n schlauer Hund, Christopher, hast dich drum auch fertig zur Parade gemacht. Na, sollst auch hingehn, mein Sohn, will dir 'n paar Worte mitgeben." Und damit ging er an sein Bureau und kam bald darauf mit einem Schreiben zurück, das er dem Kürassier gab. — Ging der Christopher einmal glückselig von dannen! Und als er nun vor der Durchlaucht stand, die schon wieder genesen war, und den Brief vom General gelesenMtte und nun human sagte: „Also, mein Sohn, waS wünscht Er von mir?" — - Da fing Christopher an: „Ew. Durchlaucht haben einmal bei den B.schen Husaren gestanden und schlugen sich bei M. mit den feindlichen Dragonern wie der Teufel. Da kamen unsere Kürassiere herzu und holten Ew. Durchlaucht heraus, und einem, der Ew. Durch laucht da vom schlimmsten Feinde half, sagten Ew. Durchlaucht: Kürassier, ich bin der Fürst L., willst du 'nmal was " „So komm dreist zu mir, — ich weiß, ich weiß!" unterbrach ihn der Fürst ganz froh. „Bist du'S selbst, mein Sohn?" — „Nein, Ew. Durchlaucht, der CaSper war's, mein Kamerad." — . „Der jetzt im Lazareth liegt?" — „Zu Befehl." — „Und waS wollt ihr von mir? Heraus mit der Sprache." Da erzählte Christopher von dem, waS der Herr wissen mußte, aber er macht' eS kurz, denn er war'n alter Soldat und wüßte längst, wie sich'S schickte mit vornehmen Herren. Halte er doch dem General Seydlitz oft genug Meldung zu machen gehabt, und der war auch Ercellenz. Der Fürst lachte. „Ihr seid kuriose Kerle! Da soll ich mich um eine Landstreicherin bemühen. Aber sei es drum — ein Dienst ist des andern werth. Aber wenn mir der Burgemeister es abschlägt? Ich habe ihm so wenig zu sagten, wie euer General." -- Christopher richtete sich martialisch auf. „Ei, zum Teufeh wer kann Ew. Durchlaucht was abschlagen?" sprach er keck und derb. „Und geben Ew. Durchlaucht mir Ihr Handschreiben — der Donner soll mich er- schkägen, wenn ich ihm nicht spornstreichs in die Stube reite auf meiner alten Grete, und es ihm bringe. DaS hat mich mein General noch gelehrt — Donner, ich kann'S noch!" — Der Fürst lachte laut wie ein Feldsoldat. „Nein, Kamerad," sagt' er, „daS wollen wir uns für den Nothfall aufheben. Erst will ich'S auf meine Weise versuchen, und eS wird gehn, denk' ich. Grüß' den CaSper von mir." — Als Christopher von dort wieder weg und zum Ltcharath ging, war von der Traurigkeit am Morgen keine Spur mehr in ihm, und wenn CaSper, der arade Unter den Händen des FeldscheerS war und verbunden ward, auch noch recht hundsmiserabel that, — irritirte den alten fidelen Kameraden gar nicht und er saate: „Ei was, CgSpsr,. nun lass' 'nmal das Gestöhn'bring' dir da hMrMe Pflaster. Die Durchlaucht läßt dich grüßen, ünd du sollest nur Courüge Habs«, noch heut' solle die Dirne heraus. Ulid wenn der alte Mensch von Burgemeister nicht will, so soll ich ihm mit des Fürsten Schrift in die Stube reiten." — „DaS solltest du nur lieber gleich thun," meinte CaSper ein wenig munterer. — „Ja waS?" versetzte der Andere verdrießlich, „da geht heutzutage anders zu in der Welt. Die Durch laucht will nicht. — Wenn da unser General noch lebte!" — „Ja!" sagte CaSper und zog vor Schmerz beim Verbinden ein schiefes Gesicht. „Du — thu' Er mir nicht so weh, Feldscheer!" — ES kam denn auch richtig sv, wie der Fürst ge dacht — es ging mit dem Schreiben ebenso gut, als wenn Christopher eS zu Pferde ins RathSzimmer ge bracht. - Der Burgemeister machte sich 'ne Ehre v'raus, seinen Wunsch zu erfüllen, gab daS Mädel los und ließ sie ordentlich im Hospital verpflegen. Und wie sie sich besserte, so gings auch mit dem CaSper vor wärts nach einigen, noch ein wenig üblen Tagen. „Wozu hast du nun so lamentirt?" fragte Christopher ihn da. „Siehst du, wir reiten doch noch zusammen." — Nur mit dem Peter wollte eS durchaus nicht gehn — daS alte Thier gräntte sich und fraß nicht, ließ sich von Greten stets vergeblich stoßen und beißen und fiel fürchterlich vom Fleisch. Endlich am fünften oder sechsten Tage 7 als der CaSper schon aus der Gefahr war, sagte Christopher ihm davon und Meinte: „Wie wird daS, CaSper?" — Der aber versetzte: „Ja waS? — Du bist doch sonst 'n kluger Kerl, Kamerad, und nun so verdummt? — Weißt daS nicht? — Gieb mir 'n ordentlich Stück Brod. — So." — Und als er das hätte, benagt er eS und legt'S dann in sein Bett, behielt eS dort die Nacht über, benagte eö am ankern Morgen wieder, gab eS dem Christopher und sagte: „da bring' ihm daS, da sollst du sehn!" — - .. Und als der Kürassier in defl Stall kam und zu Peter und ihm daS Brod an die Nase hielt da hob daS Thier den Kopf und sah ganz verblüffe äuS, und wedelte auch 'n klein wenig mit dem Schwänzlein. Und als er noch einmal gerochen, hob eS den Kopf noch höher und. sprang schier mit allen vier Füßen zugleich in die Höhe und wieherte auf seine alten Tage noch ganz unanständig lustig ünd jugendlich. Und darauf fraß eS daS Brod, und dann daS.Kutter, und dann biß es im Uebermuih Grete, die sich kaum vor dem Ungestüm seiner Freude zu bergen wüßte. Und Christopher und die andern Kürassiere im Stall lachten, daß sie sich die Seiten hielten. Christopher ging zu der Zeit nur vier Wege, das war zum General zum Krankenrapport, zu CaSper, zu Peter und Grete, und endlich zu der Eva, die er bald als seine BruderStochter und auch sonst von Herzen lieb gewann. Denn wie sie gesund ward, fand sie sich auch zufrieden in ihre Lage hinein, und eS war ein seelengutes, sanftes, manierliches und junges Weibsbild. , „DaS hab' ich dir längst gesagt," meinte CaSper wohl, wenn sein Kamerad sie lobte. — Nachher, als der Verwundete wieder aufstehn und ein wenig umherhumpeln konnte, kam sie denn auch