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Weißeritz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 'V Freitag. Erscheint Dienstags und ,YreltagS. Zu beziehen durch alle Postanstal len. Preis pro Quart. lü Ngr. A October 1859. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in ' alle« Erpedittonm angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Ar. 78. ' Zur Einführung der neuen Gerichts- Organisation. Dresden, 30. Sept. Mit freudigster Theilnahme begrüßen wir in dem Oct. d. I. einen für unser Vaterland hochwichtigen Tag, erfüllt von der zuver- sichtlichen Hoffnung, daß seine Bedeutung und sein Werth, den die Gebildeten unserer Landsleute schon jetzt ganz und mit der dankbarsten Empfindung erfassen und schätzen, durch alle Schichten des Volks und selbst in denjenigen Kreisen, die das Leben aufzunehmen pflegen, wie eS ihnen eben geboten wird, mit jedem Jahre besser erkannt und tiefer empfunden werden möge. Wenn in den Geschicken der Menschen eine wichtige Aenderung eintritt, wenn von dem Bewußtsein der Zeit.eine neue Stufe auf jenem (dem edeln Gemüth heiligen, hoffärtiger Intoleranz verlorenen, charakterfester Ausdauer dornenvollen) Wege zur großem Fortbildung der VolkSerkenntniß und der Verbesserung gesellschaft licher Zustände in dem Gebiet derThatsachen gewonnen worben ist—dann begreift nicht Jeder schon unmittelbar am Wendepunkt selbst den Gewinn und das Heil deS TageS: Tausenden vielmehr giebt erst die Erfahrung — vom grünen Baum des Lebens die reife Frucht — nachträglich die wahre Erkenniniß der Errungen schaften, deren die Vorsehung sie tkeilhaftig werden ließ. Die Zahl Derjenigen aber, welche an der Quelle, am Keim deS Neuen, auch seine ganze Tragweite inne werden, vielleicht weil ihnen ein Stück Leben eben da endet und zum Abschluß kommt, wo die neue Institu tion sichere Geltung gewinnt, feiert den endlich her gekommenen Geburtstag der erstrebten Reform wie ein Freudenfest, an welchem über ihr WachSthum und Gedeihen der Segen gesprochen und in dankbarer Erinnerung Derjenigen anerkennend gedacht wird, die am Taufsteine der Reform Vater- und Paihenstelle vertraten. Wir begrüßen die Zukunft, die unserm Vaterlande die Handhabung neuer, weise durchdachter und lange geprüfter Gesetze in einer neuen, dem mensch lichen Erkenntnißvermögen am meisten angemessenen Form verspricht. Wir begrüßen sie mit Hoffnungen, die wir nicht nur durch eigene Neigung und Hingebung, sondern selbst durch die Geschichte der Gesetze begründet finden, deren Einführung begonnen wird. DaS Jahr 1856 zahlt unserm Vaterlanbe die Schuld eines halben Jahrhunderts, und was wir nach langem Harren em pfangen, ward schon in Tagen als ein dringendes Bedurfniß bezeichnet und vorbereitet, in denen da« Wort Reform den Lenkern deutscher Geschicke noch ein Fremdwort war. Wir schlagen es hoch an, daß die neuen Gesetze in ihren Ideen älter sind, als die revolutionäre Neuerungssucht, und daß ihre Vorbe- reitungen über das Jahr 1848 zurückliegen, das diese Gesetze mehr gefährdete, als förderte. Empfinden wir doch eben gerade an dem heutigen Tage die Nach- theile, welche Vie Schwurgerichtsversuche einer Zeit uns eintrugen, in der die Justiz'als Magd der Politik gedemüthigt ward. WaS von dieser Erniedrigung frei geblieben war, ist nnö heute Wahrheit geworben, und wenn wir erst wieder gelernt haben werden, ein »Unters nehmen nicht schon um deßwillen für mißliebig zu halten, weil eS unter ungünstigen Umständen mißlungen ist, dann wird die Zukunft, was jetzt versäumt ward, nachholen und aus den uns geretteten Haupt- unv Grundprincipien (der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit beö Strafverfahrens) den innern Ausbau sich natur gemäß fortentwickeln lassen. Unserer Hoffnung steht inniger Dank zur Seite: ehrfurchtsvoll zollen wir ihn dem Regenten deS Landes, mit aufrichtiger Verehrung dem Vorstand deS Justizministeriums und seinen treuen Mitarbeitern bekannten Namen». So viele Treue, so viele muthige Ausdauer, so große Aufopferung war des schönen Werks würdig, würdig deS kräftigen königlichen Schutzes, der ihr zu Theil geworden. Den echtesten Lohn dafür birgt die Zukunft im Schooße, und wir glauben an ihn, der das Gedeihen des Erstrebten ist, wie an die EntwickelungSfähigkeit unserS Volks. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am vergangenen Dienstag Nachmittag ist in dem, in der niederen Vorstadt an der Altenberger Straße gelegenen Wohnhause des Schuhmachermeisters Ebert (dem ehemal. Kranken, Hause), auf eine bis jetzt unbekannte Weise, Feuer auSgebrochen, das in kurzer Zeit das Haus vernichtete. Die in der Nähe befindlichen Scheunen und Wohn gebäude würden vom Feuer ebenfalls ergriffen worden sein, wenn nicht der Wind nach der entgegengesetzten Seile geweht hätte. Obgleich der Besitzer und In- wohner den größten Theil ihrer Habseligkeiten retten konriten, so trifft Ersteren doch daS Unglück namentlich hart, als er nicht im Stande sein wird, mit den ge« ringen Brrmdcassengeldern ein neues Hauö zu bauen. — In hiesiger Sparkasse sind im verflossenen dritten Quartale 7765 E- 23 -N? 6 in 374 Einl. eingezahlt, u. 5231 - 15 - 8 - in 203 Rückzahl. auSgezahlt worden. ' ' . ' Altenberg, am I. Oct. Bei hiesiger Sparkasse wurden im 3. Quartale durch 384 Einlagen 1016 LA 25mA 6 eingenommen u, 44Rückzahl. 1388 - 6 - 7 - auSgegeben, mithin wurden Z71 LA 10^ 1^ mehr zurück gezahlt, als eingelegt.