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Nr. 67 Meißerih-Zettung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags, und, Freitags. ^Zu beziehen durch alle Postanstäl len. Preis pro Quart. tvNgr. s« August 185«. Züftrat« werde« mit 8 Pfg. fiir di« Zeile berechnet p und tu allen Expeditionen ! angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Erinnerungstage. Zum 4. Sept, werben es 2S Jahre, daß Sachsen im Besitze einer Constitution ist, die ihm gestattet, an der Berathung der im Lande etnzuführenden Gesetze durch seine Vertreter, die Landstände, Theil zu nehmen. Wer zu ermessen vermag, welche Vortheile ein konstitutioneller Staat vor einer absoluten Monarchie voraus hat. der wird mit Freuden die Jubelfeier der Constitution begehen. Zum 4. Sept, find es aber auch 224 Jahre, daß unsere Stadt Dippoldswalde durch den damaligen kaiserl. Feldmarschall-Lieutnant Heinr. Holck fast total in Schutt und Asche gelegt wurde. Sachsen hatte im dreißigjährigen Kriege bis zum Jahre 1635 Schweden zum Verbündeten und Oestreich war sein Feind. Hatte bis zum I. 1632 der Krieg meistentheils außerhalb Sachsen stattgefunden, so zog er sich in dem genannten Jahre auch bis in unser Vaterland hinein und wüthete schrecklich, wo er austraf. Schon im Frühling deS Jahres 1632 schwärmten kaiserliche Truppen um Dresden herum und veranlaßten den Chur fürsten, seine Armee in ein befestigtes Feldlager zwischen Dresden und Pirna in der Nähe von Laubegast zu bringen. Kaum wußte dies Holck, so fiel er mit einer fliegenden Truppe im Voigtlande ein, schickte auch ein Regiment Croaten bis Nenstadt-DreSden (Altstadt), die fich den 17. August, 4., 12., IS. und besonders den 25. Sept, in großer Anzahl bis an die Vorstädte wagten. Sie wurden aber jedesmal durch die Kanonen von der Festung und durch die in den Vorstädten liegende starke Miliz wohl vorbereitet empfangen und mit starkem Verluste zurückge trieben. Während dieser Zeit fielen die Kroaten nun —.mehr wie rasende Thiere — auch in den Nachbarorten der Hauptstadt ein; und eine von den Städten, die man total ruinirte, war Dippoldswalde. Unser damals blühendes Städtchen, das zu jener Zeit auch Wohnhäuser an der Kreuzbach, auf dem Planberge und an anderen jetzt, unbebauten Orten hatte, wurde nach einigem Wider stande der Bürger erobert, die Bewohner zum Theil niedergemacht, die Frauen gemißhandelt re. und die Häuser, mit Ausnahme eines einzigen am Markte (an der Stelle des jetzt Reichej'schen), der Nicolaikirche und einiger Hütten in der Vorstadt, in Asche gelegt. Nicht viel geringeres Ungemach nahm fast an dem selben Tage im Jahre 1756, also gerade vor 100 Jahren, seinen Anfang. In den letzten Tagen des August ge nannten Jahres waren die ersten feindlichen Truppen, die Preußen, in Sachsen eingedrungen. Am 8. Sept. 1756, Abends s Uhr, erschienen die ersten preußischen Husaren, von Seiffersdürf kommettd, in Dippoldswalde, und über brachten eine Ordre des preußischen Obrist - Lieutnants v. Prignitz, in welcher dieser im Namen des General« Lieutnants Herzogs Ferdinand von Braunschweig und Lüneberg dem damaligen Amtmann Mütter und Bürger meister Paukt „alles Ernstes anbefahl, sofort und Un verzüglich die Veranstaltung zu machen, daß Morgen gegen Mittag auf der Straße nach Wendisch « Carsdorf Heu, Stroh, Hafer oder Kor», Brot, Fleisch und wo möglich Bier, so viel, als bei ihnen und in den benachbarten Orten aufzutreiben, hingeschasst werde re." Das wär der Anfang der Leiden des 7jährigen Krieges, der in größter Furchtbarkeit das arme Dippoldswalde betraf und demselben binnen 6'/, Jahren nach einer speziellen Be rechnung einen Schaden von mehr als 183 Tausend Thalern verursachte. I. Kreger. TageSgefchichte. Dresden, 21. August. Unscrm Stadtrath droht für seinen guten Willen und seine väterliche Fürsorge, ein nicht unbedeutender Proceß. Vor mehr als 20 Jahren errichtete ein Herr v. Mchr^y. in Hem Walde hinter Antonstadt eine Poudrettenanstalt. Bei der Entfernung von der Stadt, bei der dichten Wald umgebung und der Unbedeutendheit der Anstalt er reichten deren mephitische Düfte nur selten die Nase der Städter. Seitdem aber ist bei dem Dau der Schlesischen Eisenbahn der Wald theils sehr gelichtet- theilS weit zurückgedrängt worden. Andererseits aber sind mehre neue derartige Parsümfabriken seit einigen Jahren herein nach der Stadt zu entstanden, so daß diese an die letzten Häuser auf dem neuen Anbau stoßen. Alle diese Anstalten verarbeiten jetzt den größten Theil der stäbtitchen Ercremente, welche sonst von den benachbarten Landleuten weit weg auf ihre Felder tranSportirt wurden. Natürlich, daß diese An sammlung, namentlich bei der Hitze der vergangenen Wochen, die pestilenzialischsten Gerüche verbreitete und die Luft, besonders über unsere Antonstadt und Neu- sstadt wahrhaft verpestete. Unablässige Beschwerden und fulminante Artikel im Anzeiger bewogen am Ende unsere städtisch« WohlfahrtSpolizei, unsere Nasen zu retten; sie verbot vor der Hand die Fortsetzung der Anstalten, und seitdem haben unsere Geruchsnerven wieder Ruhe. Dem Stadtrath aber soll sie nicht werden. Die Fabrikbesitzer sollen gewillt sein, für ihr concessionirteS Recht Schadenersatz zu verlangen. Dresden, 22. Aug. Gestern Morgen hat sich in der Nähe des Schlesischen Bahnhoft folgender Unfall ereignet: Zwei Knaben holen im Auftrage der Aeltern, die mit dergleichen Getränken handeln, drei Kannen Schnaps. Auf dem Nachhausewege kommt sie die Lust an, davon zu trinken, dies geschieht, und zwar trinken sie nach und nach den ganzen Inhalt der Flasche. Der eine, neun Jahre alt, ist hingestürzt