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r-- '" '"7°" - """ nach dem ersten Signale auch schon die Spritze, mit 4 Pferden bespannt, abfahren konnte. Leiber sind von den Helfenden zwei Männer beim Löschen zu Schaden gekommen, so daß sie noch einige Zeit zur Arbeit un fähig sein werden. Daß vom Gäbler'schen Gute nicht noch mehr, namentlich aber die ganz nahe am Hause befindliche und ebenfalls nur mit Stroh gedeckte Scheune nicht auch entzündet worden ist, hat man theilS dem daS Feuer von derselben abtreibenden Winde, theils dem überaus heftigen Regen zu danken. Das Dach deö Wohnhauses hatte fast augenblicklich über und über gebrannt, weshalb aus dem auS Holz erbaueten ersten Stockwerke fast gar nichts hat gerettet werden können. So sind denn auch die armen Dienst boten wieder, wie gewöhnlich bei solchem Unglücke, um all das Ihrige gekommen, und es mahnt dies auf's Neue an die unlängst in diesem Blatte gemachte Aufforderung, bei Versicherungen deS Mobiliars das jenige der Dienstboten doch ja auch mit einzuschließen. Hierbei kann man freilich die Verwunderung darüber, daß die Landleute von Versicherungen überhaupt noch gar wenig Gebrauch machen, nicht verbergen. So mancher Unbemittelte sucht seine kleine Habe durch diese Anstalten sicher zu stellen, so sauer es ihm auch wird, die jährliche Prämie dafür aufzubringen; so viele Begüterte dagegen, die bei den gegenwärtigen Fruchtpreisen leicht eine solche Ausgabe bestreiten können, verabsäumen dennoch, für Verluste durch Feuer oder Hagelschlag sich rechtzeitig einen Ersatz zu er mitteln, bloö weil dies einige Thaler kostet, wofür sie im Augenblicke, wie sie meinen, nichts haben und, wenn nicht Unglück eintritt, auch künftig nichts bekom men würden. Nicht vor jedem am Himmel aufsteigen- den Wölkchen in Angst gerathen zu müssen, ist aber hoch auch schon etwas werlh! Und wie leicht muß das Unglück, bricht eS wirklich herein, zu ertragen sein, wenn man weiß, daß ihm sofort die Hilfe folgen wird!! —Ueöer unsere künftige Gerichtsbehörde erfährt man noch nichts Zuverlässiges. Erfreut ist man jedoch jetzt allgemein, baß das Kgl. Justizamt, dem wir bis jetzt noch angehören, unser städtisches Kassen wesen, waS gar sehr im Argen liegt, end lich einmal ernstlich und vollständig in die Hand ge nommen hat; denn nunmehr glaubt man mit Gewißheit erwarten zu können, es werbe einerseits mehr Ordnung in den städtischen Haushalt gebracht werden, als zeit- her darin waltete, und andererseits auch an den Tag kommen, wer oder waS denn eigentlich die Veran lassung ist, daß unsere Stadt seit 1849 tim 2000 bis 2700 Thlr. tiefer in Schulden gerathen ist. Der Schleier, der seit Jahren darüber gebreitet liegt, ist weit dichter und geheimnißvoller, als die Dunkelheit, die man weiland dem sogenannten „alten Regime" zum Vorwurfe zu machen suchte. — In vorletzter Woche ist hier in Reißig'S Mühle ein Einbruch versucht und dazu schon ein Fenster geöffnet worben. Der Hofkund hatte jedoch die Bewohner geweckt und da diese aufgestandcn waren, mochten die Diebe verscheucht worden sein. Fußtapfen und eine durch Absägen passend gemachte zurückgelassene Leiter sind erst am folgenden Morgen die Verräther geworden. * Lauenstekn, am 16. Juni. Gestern Abend ist auf einem zur Waltersdorfer Flur gehörigen Felde ein weiblicher Leichnam im Blute schwimmend aufgefunden worden. Bei den deshalb angestellten Erörterungen hat sich ergeben, daß diese Frauensperson eine gewisse - — V V 'M"-«- 287 Breiling aus Gaußig in der Oberlausttz ist, welche sich vorgenommen, ihren Liebhaber in Löwenhain zu besuchen, mit welchem sie sich jedenfalls wegen der Zukunft, da sie schwanger gewesen sein soll, hat ver ständigen wollen. Der hiesigen Gegend unkundig, hat sie ihren Liebhaber dennoch auSgekundschaftet, ist bei ihm geblieben und wollte nun gestern Nachmittag ihre Reise antreten, auf welcher sie auch ihr Liebhaber ein Stück Weges begleitet hat. Daß diese Frauensperson schon auf der Herreise kränklich gewesen ist, schließt man daraus, weil dieselbe bas Fahren nicht hat ver tragen können, und öfters von dem Bretwagen, mit welchem sie von der Friedensmühle bis nach Lauen stein fuhr, hat abstcigen müssen. * Von der böhm. Grenze, 18. Juni. Der Be such deö unfern der sachs. Grenze gelegenen Mücken- thürmchens und die Aussicht von demselben in das Böhmerland ist wohl me lohnender, als jetzt, wo die Fluren üppig prangen und ein Panorama sich zeigt, das zur Bewunderung hinreißt. Nur muß ein recht heiterer Tag gewählt werben; doch einen solchen zu treffen, war mir nicht beschieden, als ich gestern den Berg bestieg. Trotz heiteren Himmels fand ich daS ganze Thal in so dichten Nebel gehüllt, daß ich nur den Mileschauer, sonst keinen Berg erspähen konnte. Doch ich ward entschädigt durch ein Naturschauspiek, das so schön sich nicht oft den Blicken der Reisenden darstellen wird. So weit das Auge reichte, glich das ganze Thal einem offenen Meere, auf dem der Sturm die (Nebel-)Wolken peitschte mit arger Gewalt, die sich bald in Gestalt einer Insel, eines großen Schiffe oder vielfacher anderer Gegenstände dem Beschauer darstellten. Wunderbar ward ich ergriffen über den herrlichen Anblick des Naturschauspiels, und vermochte mich schwer zu trennen, da eS mir auch fast unmög lich schien, in das Ncbekmeer hinabzusteigen. In Graupen angclangt, sah ich, wie sich die Wolken bald hoben, die oberen Schichten sich lösten, die un teren eine graue Farbe annahmen und die Sonne mit heißen Strahlen hindurchdrang, sie zu theiken. Ein alter Landmann bemerkte mir, daß wir zur Nacht ein schweres Gewitter bekommen würben, denn „die Nebel stiegen trocken den Berg hinauf." Und so kam eS auch; kaum hatte ich Teplitz erreicht und mich in nächster Umgebung umgesehen, so schlängelten schon die Blitze am Himmel und ferner Donner ließ sich hören. Nach 12 Uhr Nachts war das Gewitter nahe; cs folgte Blitz auf Blitz in ununterbrochener Folge, mit den heftigsten Schlägen vermischt. Leider sind die Ortschaften Vorderzinnwald, Fürstenau, Ebersdorf, Fürstenwalde, Liebenau, Gottgetreu und Müglitz, wo daS Gewitter mit Hagel sich entlud, nicht so glücklich weggekommen, als die Altenberger re-. Fluren. Die Feldfrüchte erstgenannter Ortschaften sind zum großen Theil verhagelt und Diejenigen geborgen, welche ver sichert hatten. In Walddörfchen bei Breitenau hat auch der Blitz das Tittel'sche Wohnhaus entzündet und in Asche gelegt. Heute sind alle Schleußen deS Himmels geöffnet, und bangen wir für unsere Feld früchte. Gott senke Alles noch gut!