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von geradezu außerordentlicher Trefflichkeit. In der sächsischen Ausstellung finden sich einige Thiere von der großen Nace,der holsteinischen Polder, die sich durch ihre Große und Fruchtbarkeit auszeichnet, deren Wittgen's Raubschloß. (Fortsetzung.) „Wer da?" fragte Güldenstern zum zweiten Male, ernster und rauher, als zuvor. „Wer Du selbst?" redete ihn einer der Männer ebenfalls an. „Ein Mörder vom Handwerk!" antwortete der Schwede und der Hahn seiner erhokenenBüchse knackte. „Dann sind wir ja Spießgesellen! Aber waS willst Du hier?" „Dem das Gehirn zerschmettern, der es wagt, noch eine solche Frechheit auszusprechen, oder einen Schritt näher zu treten," entgegnete der Befragte ruhig, indem er seit« Gewehr an den Backen zog. „Narr! unsere Stirnen sind von Eisen. Aber herunter mit der Büchse, oder ich prüfe mit der Mei nigen die Festigkeit Deines Schädels!" warnte sein Gegner, sich schlagfertig haltend. Güldenster« erkannte den Erlist des feindlichen Befehls, fühlte jedoch nicht die geringste Lust, ihm Folge zu leisten. Ein wildes, stolzes Lachen umflog seinen Mund, — sein Finger zuckte, und mit mörderi schem Knalle brüllte der fallende Räuber laut auf. Rasch riß er sein Waidmcsscr aus der Scheide und stürzte auf die, in unthätiger Ueberraschung versteiner ten Uebrigen zu. „Gustav!" rief da der, bis jetzt so antheilloS Verharrende, indem er zugleich, jede Rache zurück drängend, mit ausgebreiteten Armen vortrat. Der Name und die Stimme des, der ihn aussprach, lähmte seinen Schritt. — Sie war ihm bekannt; es war die Satans. Wie ein befreundeter Gruß aus der weiten Ferne, einer trüben Vergangenheit, schlug sie an sein Ohr. „Gustav!" wiederholte sie die Anrede: „Das war ein schnödes Willkommen für alte Freundschaft! dank cs ihr, daß sie mich die Rache des Erschossenen vergessen heißt." Gülden stcrn, unfähig, den Vorgang zu be greifen, ließ geschehen, daß der Hauptmann ihn soweit abseits führte, daß Niemand ihre Rede erlauschen konnte. Güldenstern bemühte sich vergebens, diese athletische Gestalt in sein Gedächtniß zurückzurufen. Verlegen bohrte er die Spitze der noch entblößten Klinge in den Boden, Aufschluß von dem erwartend, der zu seinem Entsetzen nicht den geringsten über ihn zu be dürfen schien. „So kennst Du mich nicht mehr?" unterbrach dieser die Stille. „Freilich magst Du ein Recht haben, zu erwarten, daß der Gespiele Deiner Jugend Dir in einer andern Gestalt unter die Augen treten müßte; aber daS Schicksal hat eö anders gewollt, und hat mich zu etwas Anderen gemacht!" „Um Gottes Willen! wer bist Du, fürchterlicher Mann?" „Ein vom Geschick weniger Begünstigter, als Du. Mich machte der Hunger zum Naubthier und Men- schcnhaß, zum Mörder! Dir ist aus Deines Degens blutiger Saat eine reiche Ernte gereist, und Du hast klüglich nicht versäumt, den Degen als Sichel auch zu gebrauchen. Dir brachte Dein Soldatenleben AuS Wolle aber von geringerer Beschaffenheit ist. Es figuriren von dieser Nace auf der Ausstellung 6 Mutter schafe mit 26 Lämmern, welche sie zusammen in einem Lämmern jur Welt gebracht haben. kommen und Ehre, mir Noth und Schande; — doch ist es Narrheit, darän zu denken !'^ und der Sprecher schloß die erst so Mich begonnene Rede mit widrigem Hohngelächter.. „Himmel, erbarme Dich. Du bist Herrmann?" „So hictz'jch, da ich noch ein ordentlich Bürschchen war. Späterhin, da mich die Lust am Spiel und lockern Streichen aus des Vaters Angesicht und Testa mente >tpieh, ngniUew mich mxjne Kriegskameraden den schwarzen Toffel; als solcher habe ich, besonders bei der Belagerung des Meißner Schlosses, wacker und wahrhaft wie ein Held auf der Schweden Köpfe ge trommelt. ES wäre doch spaßhaft gewesen, wenn ich schon dort zum Aufrrwachen unserer entschlafenen Freundschaft die Neveille auf dem Deinigen geschlagen hätte! so kamst D» mir erst hier im Frieden zu Ge sicht, wo nur sch noch, mit aller Welt im Kriege lebe, weil man im Waffenstillstand den nun nutzlosen Brod- fresser verabschiedete, daß er, der weiter nichts besaß und verstand, den Degen sich in den bellenden Magen bohren möchte. — Sieh! daS ist meine Geschichte, zwar nicht, lang, doch sehr erbaulich!" „Nur noch nicht zum traurigen Ende, armer Verirrter!" „Bist Du toll? In der Welt hat nichts ein Ende, dem man nicht selbst ein solches macht. Schlagen sie mich einst tobt, dann will ich erst die menschliche Brut recht quälen! solch ein Gespenst soll'S auf der Erde noch nicht gegeben haben. Am meisten will ich denen, die mich dazu gebracht haben, jeden Bissen ver gällen. DaS soll erst eine Lust geben! Ha, ha!" „Herrmann, das ist Schadenfreude der Hölle und die Lust der Verzweiflung." „Pah! Jeder will sein Späßchen haben! der gleichen sind nun einmal meiner Art. Alö ich Herum schlich, mich zu vergewissern, ob Du es wirklich seiest, und Deinem Liebchen begegnete, da mußte ich ihr einen kleinen Schreck einjagen. Wer glücklich ist, ist mir zuwider und das der Verliebten macht leicht üppig; da schadet eine solche Alteration gar nichts. Daß Du Dich nicht fürchten würdest, wußte ich wohl, und als ich gewiß war, Du seiest eS wirklich, gedachte ich auf lustige Weise Dir zu entkommen, denn ich wollte Dir mit der alten Bekanntschaft keine Sorge machen. Da eS aber der Zufall mit Dir nicht so gut gemeint, so gräme Dich weiter nicht darüber und reiche mir die Hand züm Lebewohl!" „Herrmann, noch ein Wort! O, fliehe die ver pestende Umgebung; entreiß Dich der schändlichen Gesellschaft; werde, was Du warst, ein guter Mensch. Hfier mein Taschenbuch mit Allem, was ich in diesem Augenblicke besitze; mit demselben bist Du weit und lange vor Hunger geschützt." „Gustav! seufzte der Räuber, und strich mit der Hand über die Augen, die erste Thräne seit langer Zeit zu verwischen, die letzte, welche der noch einmal aufflammende Glaube an menschliche Güte ihm ent lockte. „Es ist zu spät! Dir das Geld nöthigcr, als mir. Geld ist ein Talisman gegen Missethat!" „Ich weiß einen bessern, Herrmann!" sprach Güldenster«. „Wohl Dir, wenn Du ihn bewahrst! Doch reicht