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^r. 43 Weißeritz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart.lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 3 Juni 1856. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet iS und in allen Expeditionen angenommen. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die seit dem I. Juni wieder eröffnete Fahrpost nach Teplitz hat eine Aenbe- rung in dem Abgänge und der Ankunst der Posten Hierselbst hervorgerufen. Wir geben nachstehend zur Bequemlichkeit für Reisende und Correspondirende einen vollständigen Postbericht für Dippoldiswalde. . Täglich abgehende Posten. Nach Dresden 6 Uhr früh. Nach Altenberg u. Teplitz IO Uhr Norm. Nach DreSven' II Uhr 45 Min. Mittags. Nach Dresden I Uhr 5 Min. Nachmilt. Nach Marienberg 2 Uhr 15 Min. Nachmitt. Nach Altenberg 8 Uhr 15 Min. Abends. Täglich ankommende Posten. Von Altenberg 5 Uhr 45 Min. früh. Von Dresden 9 Uhr 45 Min. Vormitt. Von Teplitz u. Altenberg II Uhr 30 Min. Mittags. Von Marienberg 12 Uhr 50 Min. Nachmitt. Von Dresden 2 Uhr Nachmitt. Von Dresden 8 Uhr Abends. Abgang vonDreSden nach Dippoldiswalde täglich 7 Uhr früh, I I Uhr Vorm., 5 Uhr Nachm. Besondere Abzüge dieses PostberichteS sind in der Erped. d. Bl. ü I Ngr. zu haben. Berlin. Mit dem 30. Juni werben sämmtliche Bordelle in Berlin, ohne Ausnahme, geschloffen. Den Inhabern solcher Wirihschaften ist dies bereits bekannt gemacht, daß, wenn sie von jetzt ab noch neue Mädchen aufnehmen wollen, dies nur Berlinerinnen sein dürften. Nach dem Schluß der Wirthschaften werden die in Preußen nicht angehörigen Mädchen über die Grenze gewiesen, die in Preußen heimath« berechtigten aber nach ihrer Heimath geschickt und die in Berlin angehörigen unter polizeiliche Controle gestellt. Aus Potsdam wird vom 29. Mai Abends ge schrieben, daß eine Loco motive mit ihrem Tender bei der Eisenbahnbrücke am sogenannten Kiwitt, also kurz vor der nach Brandenburg führenden Chaussee, auf die Brücke losgefahren und in Vie Havel gestürzt sei, Uebereinstimmend werde darüber Folgendes er zählt: „Die Brücke sei eben von den Bahnwärtern geöffnet gewesen, um einen Holzkahn durchzulaffen, als eine einzelne Locomotive in auffallender Schnellig keit von Potsdam her herangeeilt sei. Man habe sehen können, wie der Brückenwärter heftig zurück gewinkt und mit äußerster Anstrengung an der Dreh scheibe gearbeitet habe, um die Drücke wieder zu schließen. Aber vergebens! Der Drehtheil war gerade soweit zurückgewunden worden, daß sein Geländer den Fahr damm berührte, als die Locomotipe (und auf ihr zwei Männer, der Führer und der Heizer) an den offenen Durchlaß kam, den Boden verlor, sich wie ein Pferd über das Geländer wegbäumte, den gegenüberliegenden gemauerten Pfeiler der Drehscheibe mit furchtbarem Stoße zertrümmerte und dann in's Wasser stürzte, welches an dieser Stelle gegen 50 Fuß tief sein soll. Ein schmetterndes Krachen machte die ganze Nachbar schaft auf den schrecklichen Vorfall aufmerksam, und man sah, wie die beiden Hineingestürzten sich aus dem schäumenden und zischenden Wasser emporarbeiteten, aher, anscheinend des Schwimmens unkundig, sich nur mit Mühe über dem Wasser erhielten. Einige Schiffer eines kleinen HavxldampsschiffS. waren in eurem Boot in der Nähe. Mit fast übermenschlicher Anstrengung ruderten die braven Männer dem Orte zu, wo daS Unglück geschehen, und eS gelang ihnen, beide Ver unglückte schwer blutend und zerschlagen aus dem Wasser zu ziehen. Man brachte sie sogleich in eins der nahe an der Neustädter Communication liegenden Militärlazarethe, wo ihnen die erste Hülfe werden konnte. Einer der rettenden Schiffer halte sich über den'Anblick des blutenden und scheinbar zerschmettenden Hirnschädels des einen Verunglückten so entsetzt, daß er später selbst unwohl wurde. Die Passage der Eisen bahnzüge bis zur Reparatur der stark beschädigten Brücke ist unterbrochen. Reisende und Güter werden den Weg vom Bahnhofe bis zum DurchschneidungS- punkt an der Chaussee nach Brandenburg durch die Stadt nehmen müssen." Stuttgart, 27. Mai. Schon seit längerer Zeit trug man sich bei unS mit den Gerüchten, daß unsere Geistlichkeit an die Staatsregierung das Ansinnen her Einführung einer strengem Sonntagsfeier gestellt habe. Es werden in dieser Beziehung Einzel heiten witgetheilt, die man geradezu für eine Unmög lichkeit haften muß. Und doch treten immer mehr Symptome hervor, baß das Anbringe» unserer Geistlich keit (eS ist hier zunächst von der evangelischen die Rede) bei den weltlichen Behörden nicht ganz ohne Wirkung geblieben ist, wenn auch die Fälle bis jetzt noch vereinzelt dastehen und noch nicht zur stehenden Regel geworden sind. Dahin gehört das Verbot, in Ludwigsburg das Wettsingen beim Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes am Pfingstsonntag ab zuhalten; dahin dürfte zu rechnen sein daS vor acht Tagen erfolgte Verbot an die Leute, die mit Sehens- > Würdigkeiten zur hiesigen Messe gekommen waren. Ebenso ist es bereits stehend geworden, daß an Fest-