Volltext Seite (XML)
M 42 Weißeritz-Mung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstags und> FveltagS. Zu beziehen Lurch alle P-stanstal- ten. Preis pro Quart. lONgr, E!» xxtechxlttxdeü Wochexülatt für dex Bürger nnd Lxxdmxüx. 30. Mai 1856. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Tagesgeschichte. Dresden, 27. Mai. Die gestrige Generalver sammlung der Aktionäre der hiesigen Dampfschifffahrts gesellschaft hat bas erfreuliche Resultat geliefert, baß die Dividende fürdaS abgelaufene Rechnungsjahr (1. April 1855 bis 31. März 1856) auf IO-/, Thlr. pro Aktie von IOO Thlr. festgestellt werben konnte. Meißen, 26. Mai. Ein von hier aus an die Regierung ergangenes Gesuch um Hineinziehung der Stadt in das Telegrap Henn etz hat erfreulicher weise den günstigen Erfolg gehabt, daß nach einer in diesen Tagen eingegangenen Verordnung die Ausfüh rung der betreffenden Arbeiten noch im Laufe dieses JahreS geschehen, wird. Möchte nur der weitern Aus breitung der Telegraphenverbindung aus's baldigste «ine wesentliche Herabsetzung der jetzt noch zu hohen Gebühren folgen, um damit die Benutzung der jetzt überwiegend nur im Interesse der Politik und Speku lation verwendeten geheimnißvoll dienstbaren Kraft, wie in der Schweiz, mehr dem bürgerlichen Leben und der Wissenschaft zugänglich und damit erst einträglich zu machen. BreSlau, 26. Mai. Es ist heute den betreffenden Behörden die Anzeige geworden, daß, am 28. Mai Mittags der Kaiser von Rußland von Warschau hier eintreffen werde. Bon der Antwort, welche der Kaiser vor einigen Tagen in Warschau an die Adels-' marschälle und die AdelSdeputation des Königreichs Polen richtete, welche den Kaiser begrüßten, ist hierher aus besterQuelle der Inhalt brieflich mitgctheilt worden. Der Kaiser äußerte demnach: „Mein Hauptgedanke, diesem Lande zugewendet, ist ein vollständiges Ver gessen Dessen, was früher hier geschah. Ich bin in der Gegenwart mir dem polnischen Volke zufrieden; di« Polen haben angesichts der Erschütterungen, denen Europa ausgesetzt war,' ihre Pflichten gegen ihren Monarchen wie gegen sich selbst treu erfüllt. Diejenigen Polen, welche in den Reihen meiner Armee fochten, haben sich durch Beweise von Treue und Tapferkeit ausgezeichnet. Ich trage Alle in meinem Herzen und habe auch in Betreff ihrer die besten Absichten, da ich sie wie meine Kinder liebe. Sagen Sie dies Ihren Landsleuten, meine Herren I Aber ich bitte Sie, fügen Sie dann auch hinzu: daß sie ihre Träumereien endlich ein für alle mal aufgeben sollen! Ich will VaS Glück Polens; aber Polen kann nur im Verein mit Rußland glücklich werden!" Berlin. Am 25. Mai Abends ist hie Kaiserin von Rußland, von dem König und ihrem Sohne dem Großfürsten Michael, geleitet, auf dem Stettiner Bahnhofe angclaNgt und hat sich nach kurzem Ver weilen nach Potsdam begeben. Zum Empfange hatten sich der Prinz Adalbert, der Ministerpräsident v. Man teuffel, der General der Cavalerie v. Wrangel, der Stadtkommandant Generalmajor v. Schlichtung, der Polizeipräsident Frhr. v. Zedlitz-Neukirch und mehre Offiziere daselbst eingefunden. Nur ein geringer Theil deS Gefolges und der Dienerschaft, welche im Ganzen auS 103 Personen bestanden, blieb in Berlin zuruck. Die Kaiserin sah sehr leidend aus. Um jede Belästi gung fern zu halten, war es dem Publicum nicht ge stattet, sich den Wagen und den Perrons zu nähern. — Sichern, Vernehmen nach beabsichtigt die Regierung, daS Gesetz wegen Beschränkung der Zah lungsleistungen in fremdem Papiergeld auch auf die Appointö von 10 Thlktt. auszudehnen. Eine Circularversügung de- HandMlnMst-er- ist bereits ergangen, um gutachtliche Acnßerungen der kauf männischen Korporationen über diesen Gegenstand zu veranlassen. — Aus Hamburg theilt man uns mit, daß einige für die preußische Regierung in Amerika ge kaufte Roggenladungen in der verflossenen Woche dort bereits eingetroffen und in die preußischen Militär magazine weiter befördert worden sind, London, den 24. Mai. Die Rechts- und Gesetz pflege in England ist nur zu oft nichts Anderes als eine Geldspeculation, die dem beperückten Juristenstande durch Parlamentsacte erleichtert und privilegirt ist. Ein Franzose, zu Hause dem Elende'verfallen, kam vor etwa einem Jahre mit Familie herüber nach Lon don, um sich für seine Familie mit den letzten Mitteln hoch in eine Lebensversicherungsanstalt einzukaufen. Kurz darauf starb der Franzose aus Liebe zu seiner Familie ünd ward als Armer und Fremder mit andern Massen von Armen begraben. Die Wittwe verlangt darauf die zahlbar gewordene große Summe, auf die er sich versichert. Die Lebensversicherungsanstakt be hauptet, der Mann habe sich vergiftet und trägt auf Ausgrabung und Untersuchung derLeiche an. Niemand aber weiß, wo sie begraben liegt unter den Massen neuer Armengräber, Vie täglich entstehen und oft 10—12 Fuß rief gegraben, mit ganz platten Särgen so lange gefüllt werden, bis der oberste beinahe mit der Oberfläche der Erde gleichsteht. Die- verzögert die Sache. Die Frau wendet sich an einen Londoner NechtSmann, der ihr auch mit der Zeit 4000 Pf. Et. als Kompromiß aus der LebenSversicherungSanftalt verschafft. Die Frau erfährt dies von der Anstalt, kommt zu dem Juristen, um sich daS Geld zu holen, und wird streng und kalk mit dem Bemerken abgewiefen, daß er diese Auszahlung nur seiner Kunst und Arbeit