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M 32. 71 Weißmtz Jeitung Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint ' Dienstags undi FrrltagS. Zu beziehen durch alle Postanstal- ttN. Preis pro Quart. 10 Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann 22. April 1856. Jnstrater weide« »»N 8,Pfg.fi^di'' Zeil» be«Hstr und in 'Ällen Erptdttiöniti angenommen. Frankfurt, 17. April. Die Wirkungen deS-ab geschlossenen Friedens äußern sich iinmer vortheilhaf- ter auf Vie Preise ves Getreides, Vie in stetem Rück gänge begriffen sind, und in einer Wiederbelebung deS Handelsverkehrs und der industriellen Spekulation im Allgemeinen. Die nachtheiligcn Wirkungen der unso liden Börsenspekulationen dec letzten Monate stellen sich bereits ein. Von verschiedenen Seiten hört man schon von Fallimenten als Folgen großer sogenannter Zeit oder Differenzgeschäsle. Wien. Es finden jetzt hier ConferenzeN dev sämmtlichen österreichischen Erzbischöfe und Bischöfe statt, damit diese sich über die Ausführung der Be- stimmungen des Concordates einigen. Neber die Verhandlungen selbst erfährt man nichts, da man sich allseitig Stillschweigen gelobte. Am 12. d. Mts. halten sämmtliche Prälaten eine Audienz beim Kaiser, um diesem ein« in lateinischer Sprache abgefaßte Dank adresse für den Abschluß des ConcordalS zu überreichen. Der Kaiser antwortete ebenfalls lateinisch. In der- Adresse sprechen die Bischöfe von „Segnungen" deS Eoncordates; dagegen bringen Berichte aus den Pro vinzen stets neue Belege dafür, daß die wenen Zu stände sehr wenig erfreulich sind. So ordnet z. B. auf Grund des ConcordateS ein Ordinariatserlaß in der Wiener Kirchenprovinz an, daß die Leichen von Nichtkatholiken auf den katholischen Friedhöfen nicht mehr wie zeither in dem geweihten Raume, sondern außerhalb desselben an besonders angewiesener einge friedigter Stelle beerdigt werde» müssen; jedes Leichen gepränge ist dabei untersagt! Der Olmützer Bischof nennt in feinen amtlichen Schriftstücken die Bekenner deS evangelische» Culkus, vo» denen 9 Millionen in Oesterreich wohnen, „Ketzer," und als ihn die welt liche Behörde auf das gesetzliche Verbot dieser Bezeich nung hinwies, erklärte er, daß die Kirche an dieses Verbot nicht gebunden sei! Paris. * Der Kongreß bat nun seine Arbeiten beendigt; am IO. April Hal die Schlußsitzung statt gefunden. Nach der Unterzeichnung des Friedensver trages hatten die Bevollmächtigten sich noch mit ver schiedenen Fragen zu beschäftigen, welche geeignet schie nen, das Friedenswerk zu befestigen und zu, vervoll ständigen. Die Ratificationen werden Ende dieses Monats ausgewechselt werden. Nach Veröffentlichung deS allgemeinen Friedens,vertraget werden sofort die Conferenzprolocolle zur öffenllichen^KenMiß gebracht werbe». — Am 13. fand zu Ehren deS Friedens in den Tuilerien ein großes Diner statt, zu dem alle fremden Bevollmächtigten geladen waren. Einigt Tage vor- Tagesgeschichte. Attenberg. (Unglücksfall.) Am vergangenen Freitage ist der Bergarbeiter Kubatzsch jun. von hier, zur Zeit beurlaubter Soldat, beim Ausstößen des FörderhundeS am Römerschacht zu Schaden gekommen, indem derselbe beim Au^stürzen auf der Halde von der Bahn hinuntergefallen ist, und beim Fallen sich wahrscheinlich an dem Hunde angehalten hat, wodurch derselbe das Gleichgewicht verloren und Kubatzschen nachgestürzt ist. ES ist derselbe durch die Last des auf ihn gefallenen HundeS am Achselbein und der Brust beschädigt, doch hofft man, daß derselbe unter geschick ter ärztlicher Behandlung wieder hergestellt wird. Dresden, 17. April. Gestern Nachmittag fiel der fünfjährige Knabe des Maurers R. unterhalb der Hofemühle in den Weißeritzmühlgrabcn, und obwohl dies-von Umstehenden und Vorübergehenden, unter denen mehre Männer sich befanden, sofort bemerkt wurde, geschah von denselben doch nichts weiter zur Rettung deS KindeS. als daß man demselben einen Stock entgegenhiell, an welchem sich daö Kind anhal ten sollte, den eS aber nicht erlangen konnte. Da sieht auS einem gegenüberliegenden Hause auS ihrer Wohnung in der ersten Etage eine junge Frau daö Kind schwimmen, stürzt die Treppe hinab, nach der von der Annengasse »ach dem Fischhofplatz führenden Brücke, springt von derselben in das drei Ellen tiefe Wasser, erfaßt das Kind, schwimmt mit demselben noch durch zwei Brücken hindurch und bringt dasselbe, zwar starr und steif, doch lebend an'S Ufer. Die kühne Ret terin, deren edle Thal bekannt zu werben verdient, ist die Ehefrau deS Tapezierer Kranz. — Vor ungefähr acht Tagen fand sich in dem Briefbeutcl in hiesiger königlicher Postanstalt unter andern auch ein uiifran- kirter von Neuyork kommender Brief, der an die Post beamten des Postamts Dresden adressirt war und 26 Ngr. Porto kostete: Niemand der Adressaten fühlte sich gedrungen, diese 26 Ngr. zu berichtigen und die Mittheilungen dafür entgegen zu nehmen, die ihnen irgend ein Aankee unfrankirt zukommen zu lassen für gut befunden hatte. Endlich wurde eine Sammlung veranstaltet, der Brief eingelöst und eröffnet. Er ent hielt — eine acht Seiten lange Predigt eines Missio närs, worin derselbe die Herren Adressaten sehr warm »ur Frömmigkeit und Gottesfurcht ermahnte. — Die Nachricht, baß die neue Kreditbank den Fortbau der Albertöbahn nach Chemnitz (resp. unter Ankauf der genannten Bahn) in die Hand nehmen werde, ist unbegründet, da der fragliche Gegenstand bisher auch nicht im Entferntesten zur Sprache ge kommen ist.