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Alles verloren, viele sogar ihre Mobilien nicht ver sichert! Wäre das Unglück in später Mitternacht über die Grabt hereingebrochen, Hunderte wären in ihren Betten verbrannt. Außer einem Menschen, der in den Flammen den Tod gesundest hat, vermißt man noch Mehrere, und eS ist sehr wahrscheinlich, daß nntcr bett Trümmern noch Andere begraben liegen. Einen Verschütteten soll man bereits wiedergesunde» haben und die Nachgrabungen nach einer Frau und einem Kinde noch fortsetzen. Schwer verletzt siyd ebenfalls mehrere Personen,.und glaubte man von einer, daß sie bald verscheiden würde. Schon heule in den Vor- Mittagsstunden, also nach nicht 24 Stunden, konnte man unbehindert von Hitze unk Rauch die Brand stätten besuchen, also war Alles ausgebrannt und ver brannt. Der Stadttheil bietet nicht den Anblick eines Brandes, sondern vielmehr den einer auf s Furchtbarste bombardirten Stadt, so hat der Sturm die Asche weg geführt und die Gluth alles Holzwerk verzehrt, daß nur Steinhaufen übrig geblieben sind. — Außer dem grenzenlosen Elende der Abgebrannten bemerkte man den größten Mangel an Lebensmitteln und Kleidungs stücken, und die Nachbarstädte haben ein großes Ver dienst sich erworben, gerade diesen Bedürfnissen so schnell als möglich abzuhelfen. Ganze Wagenladungen kommen aus Johanngeorgenstadt,- Schönhaide, Neu- städel und vor Allem aus Schneeberg, und vom hohen Ministerium des Innern sind bereits große Ballen Sachen eingetroffem GroßeHilse wird den Abgebrann ten werden und namhafte Unterstützungen werden dahin fließen, — ersetzt aber kann den Unglücklichen in 20 Jahren nicht werden, was sie in einer Stunde ver loren. Traurige, nahrungSlose Zeiten sind mit GolteS und guter Menschen Hilfe überstanden worden, und jetzt, wo Handel und Gewerbe sich heben, einer guten Messe und guten Zeiten man entgegensteht, werden Tausende von einem so schweren Loose betroffen! Schleunige Hilfe thut wahrhaft noch. Ueber die Ent stehung des Brandes ist etwas Bestimmtes noch nicht ermittelt. Fuhrmann Flach und noch Andere, die ver dächtige Redensarten geführt, sind eingezogen und man glaubt allgemein an ruchlose Brandstiftung. Einem Gerüchte zufolge soll am Abende des Brandes und nvchdem das Feuer gedämpft, noch ein BranblcgungS- versuch entdeckt'und vereitelt worden sein und zwar an einem Orte, von wo auS die ganze Stadl ein Schutthaufen geworben wäre. Eibenstock zählte bei der neuesten Zählung am 3. Dec. 4855 445 bewohnte Gebäude und 642s Be wohner in 1020 Familienhaushaltungen. /X Frauenstein. Am Charfreitage wurde in Reichenau der 7jährige Sohn eines dortigen Berg mannes mit allen kirchlichen Feierlichkeiten und unter zahlreicher Begleitung begraben. Das arme Kind ist durch einen Übeln Fall gestorben, den eS auf dem Wege zur Schule gethan. Mehrere Kinder nämlich hatten sich neckend gestoßen, und der Knabe fällt in Folge eines Stoßes mit dem Unterleib auf die hohe Kante seiner Schiefertafel, die er unterm Arme trug, zersprengte beim Fallen die Blase und mußte unter großen Schmerzen sterben. Die Kinder, die ihn ge stoßen, haben sich dadurch für ihre Lebenszeit Kummer bereitet. Aeltern und Lehrern eine Aufforderung zur wiederholten Verwarnung gegen dergleichen Ungezo genheiten! — Dieser Tage wurde auch in dem Teiche VeS benachbarten Hartmannsdorf die Leiche des I9jährigen Sohnes wohlhabender Aeltern in So rau aufgefunden. Der junge Mann hatte sich selbst er tränkt, und die Ursache zu diesem Schritte soll die sein, daß er ein armeS Mädchen zur Geliebten halte und seine Aeltern die Vepbindjing mit ihr hartnäckig verweigerten, weil sie eben arm war. Dreöden, 22. März. Der hiesige Gewerbevcrein beabsichtigt eine Ausstellung von Industrie- und Ge- werbserzeugnissen der Stadt Dresden, beS Plauen'seben Grundes und eines Umkreises von 2 Stunden von Dresden zu veraiistallen. Se, Königl. Maj. haben auf Ansuchen einen Theil der ehemaligen königlichen Bildergalerie auf dem Neumarlte dem Vereine zu diesem Zwecke überlassen. Die Industrieausstellung wird den 14. Juli d. I. eröffnet und den 31. August d. I. ge schlossen werben. Alle Gewerbtreibende, sowie alle Inhaber von- Fabriken und fonstsgen Jndustriectablis- sementS, nicht minder die Inhaber vvn P-ueiinn, so fern sie zugleich die Erfinder sind und in Dresden, dessen"Umkreis von 2 Stunden und dem Plauen'schen Grunde wohnhaft sind, werden anfgefordert, sird bei dieser Ausstellung recht zahlreich zu belheikigen. — Seit einiger Zeit macht unsere Artillerie merk würdige Fahrproben. Man sucht in der Nähe die be deutendsten Berge aus und fährt mit vollem Geschütze die steilsten, engsten, fast unfahrbarsten Wege herab. Unser Geschütz- und Fuhrwesen ist so vollkommen orga- nisirt, daß biö jrtzt diese Proben vollständig befriedi gend ausfallen. —Die neulich versteigerten 200 ans. gemusterten Artilleriepserde haben zu sehr bedeutenden Preisen, ost (nach dreijähriger Abnutzung) über den Einkaufspreis, ihren Mann gefunden. Berlin. Nach einer Bekanntmachung des zur Begründung einer Stiftung für die Hinterbliebenen! des PolizeidirectorS v. Hinkeldey zusammengelre- tenen Comitö belaufen sich die gesammelten Gelder bereits auf 18,800 Thlr. Wie man hört, soll der neue Polizeipräsident, Hr. v. Zeblitz-Neukirch, der Wittwe deS Hrn. 'v. Hinkeldey sein in Schlesien ge legenes Rittergut zum freien Wohnsitz für die ganze Dauer ihres Lebens zur Verfügung gestellt haben. ES ist dies ein schöner Zug, der sowol den Nachfolger, als auch den Freund des Hrn. v. Hinkeldey in glei cher Weise ehrt. München, 21. März. Man schreibt der Allgem. Zeit. „AuS Oberfranken werben leider zwei große Brandfälle gemeldetdaö Städtchen Selb mit 523 Gebäuden und 4200 Einwohnern und der Markt Nord halben mit 136 Häusern und 1300 Einwohnern sind beide am 18. und 10. März bis auf sehr wenige Ge bäude ein Raub der Flammen geworden. Die Land- gerichkögebäude, die Kirchen und die andern öffent lichen Gebäude in beiden Orten sind zerstört. In Selb soll das Fener auf einer Düngergrube, auf welche noch glühende Torfasche geschüttet wurde, entstanden sein, und bei dem cingetretenen.Sturmwind war es nicht möglich, dem furchtbaren Element Einhalt zu thun." ' Berichte aus Hof sagen über Selb Folgendes: „Der orkanähnliche Ostwind fachte das Feuer mit sol cher Gewalt an, daß eS nicht gelöscht zu werden ver mochte und die nächsten meistens hölzernen, durch die lange anhaltende trockene und stürmische Witterung leicht brennbar gemachten Gebäude erfaßte. Da die Bauart des Städtchens, das 4200 Seelen und 52 > bewohnte und nichtbewohnte Gebäude hat, von welchen