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WS der Alte sich zur Ruhe setzt, da schenk ich dir den Streitgehren! Ei, den hab ich Eurem Alten schon sür baare hundert Thaler abgekauft; aber wir wollen doch gute Nachbarschaft hallen. AvjeS zusammen, laßt Euch die Zeit nicht lang werden! — Damit ging Herfurt dem Andreas nach. Das »bar auch ein saurer Weg für den Andreas Haber körn, und wie vorsichtig mußte er sein, daß der kluge Hildebrand seine wahre Absicht nicht werkle. Hildebrand war allein und sein Gesicht sel>r finster. Haberkorn begann so unbefangen als möglich, daß die Sache zwischen Herfurt Und Chri- stet einen guten Fortgang habe und daß ihn das sehr freue — dabei mußte er unwillkührlich recht kläglich seufzen — und weil er alt werde, wollte er seinen Hof nun ehestens an die jungen Leute abtrcten. Hil debrand hatte anfangs zerstreut genickt; dann wurde er aufmerksamer nnd frug scharf: Da willst du wohl den Herfurt zu dir hinüber nehmen? Freilich; anders kriegt er mein Mädchen nicht! Nichts da! der Herfurt ist kein armer Schlucker, der sich von einer Schürze in einen Hof hinein ziehen läßt, er bekommt mein Gut... Ja, wer weiß wann, riefH aberkorn dazwischen, du scheinst mir noch keine Last zu haben, dich in Ruhe zu setzen. Doch, Andreas, wenn dir'S nur darauf ankommt, so nehm' ich morgen für mich und meine Frau daS Altentheil. Ja und wenn auch, die junge Wirthschaft muß zu mir hinüber und für alle Zeiten in meinem Hause bleiben, das muß mit in die Doctemente. Was? lief der Bürgermeister in Hellem Zorne, mein Gut soll Haberkornisch werden? Da geht die ganze Sache eher. : . Er suchte sich zu beherrschen und sagte gelassener: Andres, nimm doch Vernunft an! Nichts da! unterbrach ihn der andere, — eS bleibt bei meinem Worte! ES wäre ja gegen alles Herkommen, die Frau muß in das Haus des Mannes ziehn. Aber dies Mal soll's umgekehrt sein; mein Mäd chen braucht nicht auf den Herfurt zu passen. Aha, daher pfeift der Wind! sagte Hildebrand grimmig; die Dirne will einen Andern und da setzest du mir den Stuhl vor die Thüre. Kurz und gut, sagte Haberkorn und griff nach seinem Hute; sott der Herfurt zu mir ziehen und bei mir bleiben? Ja oder nein? Nein! Nein! rief Hildebrand wüthend. So ist'S aus mit der ganzen Sache! und damit war Haberkorn zur Thüre hinaus und eilte, was er konnte, nach seinem Hofe zurück. Schluß folgt. V e r in i s ch t e s. Aus Wien wird eine schreckliche Thal berichtet. Ein dortiger Viktualienhändler Joseph W. hat in der Sonntags« nacht seine drei kleinen Kinder mittelst eines starken Fleischer« mefferS ermordet und sich sodann durch Abschneiden des HalseS selbst entleibt. Als dessen VerkaufSgcwölbe Sonntags früh ver schlossen blieb und zur polizeilichen Eröffnung geschritten wurde, erblickte man den Vater mit seinen drei Kindern im Hlute ge badet. Der Unglückliche war früher als Weinwirth durch ver fehlte Speculationen um sein Vermögen gekommen, und daS Glück war ihn« auch bei dem Victualienhandel nicht günstig, so daß er sich jetzt in ganz mißliche» VermögenSumständcn befand. Zum Ueberflusse verehelichte er sich vor einigen Wochen zum zweiten Male in der Hoffnung, durch das versprochene HelrathS- gut von einigen hundert Äulden Hilfe zu erlangen. Allein auch diese Hoffnung führte nur zu eine bitter» Täuschung. Diese und die fühlbarste Roth waren Ursache der schaudervollen That. Der Kampf der ermordeten Kinder mit ihrem Vater scheint ein heftiger gewesen zu sein. Der altere Knabe hat an den Händen einige Mcfferschnitte. Die Stiefmutter war abwesend. Die betende Mutter am Krankenbette ihres Kindes. „Ob Gott wohl dl- rhrän«n g-zähl-t, dt- ich tu d«-srn Rächt«» g-w-ln-t?" (Dies find die Worte, welche die Frau des Verfassers ge. schrieben, als sie die Krankheit de« Kindes ihm schilderte ) Dort kniet eine Mutter in stiller Nacht, Bon Jammer und Sorge durchdrungen, Am Bett ihres Kinder, und betet und wacht, Und hält die Hände gerungen. DaS Auge zittert noch, thränenschwer. Und tief In dem Herzen ist Alles leer. Sie beuget sich nieder auf's blaffe Gesicht DeS Kinde», mit ängstlichem Zagen. „Elise! Elise! ach willst du nicht „Nur einmal: Mutter! noch sagen? „Nur einmal öffne die Augen und sprich: „Lieb' Mutter, ich sehe und höre dich!" Ach, stlll wie die Tvdten ruhet daS Kind Und giebt, daß es lebet, kein Zeichen. Und Stunde um Stunde so bange verrinnt, Die Schatten der Nacht schon entweichen. Und trostlos und einsam am Bette wacht Die arme Mutter. — Die sechste Nacht! Wohl ringt sie die Hände im bangen Schmerz: „Hab', ewiger Vater! Erbarmen! „Ö, nimm mir da» Kinv nicht! r» bricht mir das Herz!" Und hebt e» empor i» den Armen: „Gin jegliches Opfer, ich brachte eS Dir — „Dies Eine nur sordre nicht von mlr!" „Die Menschen baben mir Alles geraubt: „Den Gatten, die Freude, den Frieden! „Ich habe an Dich auch im Unglück geglaubt, „Und trug, wa« kn Schweres beschieden! „Willst Du mich verlassen? Was hab' ich gctban? , ' ,^Ach, nimm mir mein Kind nicht, — ich flehe Dich an!" „O, send' eine Hülse in meiner Noth,, „Allmächtiger Vater, von Oben!" So kniet sie und betet im Morgcnroth, Die Hände zum Himmel erlpiben. Und leise stiehlt sich der erste Schein DeS jungen Tage» zum Fenster herein. Da kam wohl ein Engel aus hinzmlischen Höh'n, Dir Leiden der Mutter zu lindern; Es hat ihn kein sterbliches Auge gcsch'u, Doch schwebte er stlll zu den Kindern. Er kam, wie der Morgen im lichten Gewand, Als göttlicher Bote vom Vater gesandt. Der Mntter zu retten das Töchterlein^ Hat Gott ihn vom Himmel gesendet. Wohl stand er da im Frührothscheln, Den Blick auf die Kranke gewendet. Er küßte die Kleine lm Geiste und sprach: „Erwache und lebe so rein wie der Tag!" „Erwache, und lebe, mein Mägdelein, du „Der armen Mutter zur Freude! „Sie leidet — und hat weder Rast noch Ruh, „Und wird sonst dem Kummer zur Beute. „Wird sie Dir ins freundliche Äuge schaun, „Dann findet sie wieder ihr Gottvcrtrau'u!" Er sagt eS — da klingt an der Mutter Ohr Ein Rufen so leis' und so süße: „Sieb' Mutter!" — Wohl springt sie erschrocken empor: „Elise! Mein Kind! ach Elise!" ES hatte die Geister der Krankheit gebannt Der himmlische Bote im lichten Gewand. Carl Rose», in der Anstalt zu Waldheim.