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schon bei den Nußbäumen verscheuchen können; aber, mir ist'S recht, wenn du die Christel kriegst! — DeS MattbieS Verlegenheit ging in ein un gläubiges Lächeln über. — So glaub niir'S doch, du Strohkopf, rief Her- furt ungeduldig, daß ich keinen Appetit habe nach angebissenen Birnen. Ich soll die Cristel h.eirathen, weil'S die beiden Alten wollen; ich selbst aber will eine Andre. Wird dir's nun hell im Kopf? Nun erst bekam Matthi eö Zutrauen; er faßte Herfurts Hand und sagte: Wenn du mir die Cbri- . fiel verschaffst, da werden wir gute Freunde. Aber wie willst du das anfangcn? Du rufst die Christel und beredest sie, daß sie gleich zum Andres hineingehl und ihm alles beichtet. Da prügelt er sie und jagt mich zum Hause hinaus! Wenn ich nicht ein Wort mit sprechen könnte. Aber geschwind; die Christel läßt sich schon von dir bereden, daß sie'S thut und wenn sie sich sträubt, rufst du mich herbei. Ich warte hier im Scheunpansen, daß ich gleich bei der Hand bin! Nun meinethalben, sagte Matthies mit be klommenem Herzen. Aber wenn der Alte sie prügelt, giebt's ein Unglück! Herfürt sah, wie Matthieö vor der Hof- thüre leise, aber eifrig in die Christel hincinredete; sie schien zuerst gar keine Lust zu haben; als, aber Matthies endlich nach der Scheune wies und Her- furt hervortrat, wurde sie scharlachrot!) und lief zur Stubenthüre hinein, als wenn sie in's Wasser springen wollte. Die beiden jungen Männer, stellten sich in die offene Thüre, um eö zu hören, wenn eö für Her« f.urt Zeit sei, dazwischen zu treten. Das hat Mühe gekostet, raunte Matthies sei nem Nachbar zur— sie wollte erst partout nicht. — Es ist nur gut, daß der Alte noch nicht eingeschlafen war und daß alle Leute auf der Wiese'sind. Eine ganze Weile hörte man nichts auS dem kleinen Stübchen, plötzlich aber begann Haberkorn zu wettern und zu toben. Die Thüre wurde aufge rissen und Christel flüchtete sich durch die große Stube und zog Matthies mit auf die Hausflur, während Herfurt dem, einen Stock schwingenden Haberkorn den Weg vertrat. Guten Tag, Herr Nachbar! ich glaube gar, Jbr habt Euch geärgert, und noch dazu am Tische. Ihr seht kirschbraun im Gesicht, als wollte Euch eben der Schlag rühren? Das hatte dem armen Andres noch gefehlt, daß jetzt gerade Herfurt kam! er verbarg den Stock und ließ ihn so leise als möglich hinter die Thüre fallenz als er aber vom Schlage hörte, überrieselte eS ihn eiskalt und er mußte sich vor Schreck wieder auf das Sopha setzen. Herfurt machte ihm rasch Feuer und sagte: Raucht nur gleich gelassen ein paar Züge, das bringt Euch das Geblüt wieder in ruhigen Schritt. Haberkorn folgte dem klugen Rathe und sprach nach einer Weile: Ja, der Schlag könnte Einen rühren. Dann fuhr er plötzlich wieder in die Höhe. Hast du den Matthieö gesehen, den Hallunken? Herfurt frug: Meint Ihr gestern Abend mit der Christel? Was, das weißt du? stöhnte Haberkorn, und fiel erschöpft auf seinen Sitz zurück. Nun war alles hin! Seht, Nachbar darum wollte ich ja mit Euch sprechen. Aber erst müßt Ihr wieder rauchen und ganz ruhig bleiben; das Geblüte drückt Euch sonst das Herz ab! Freilich weiß ich alles, Ihr müßt aber nicht denken, daß ich nun an die große Glocke schlage und zu mei- nein Oheim und zu meiner Muhme spreche: So und so, ich will die Christel nicht. Herfurt, wenn du daS an mir thätest! — rief Hab er körn. So bleibt doch ruhig, Nachbar; Ihr habt'S immer gut mit mir gemeint, darum will ich Euch jetzt danken, Ihr müßt machen, baß mein Oheim selbst die Sache zwischen mir und der Christel auseinander bring», und dann gebt Ihr die Christel dem Matthies. WaS, dem Habenichts? dem Hallunken? Ja, wenn Ihr nicht wollt, daß Ihr ihn später noch um's Himmels willen bitten müßt, Euer Tochter, mann zu werden. Nun laßt den Kopf nicht so sinken; der Matthies hat ja Euer Gut immer so schön im Stand gehalten, er ist ein tüchtiger Kerl und Ihr be haltet den Schwiegersohn mit der Tochter im Hause. Ich hätte sie dir auch nicht auS dem Hause ge- geben. Denkt Ihr denn, daß mein Oheim gelitten hätte, daß ich zu Euch gezogen wäre? geht hin und macht ihm den Vorschlag, da kommt Ihr auf die Art aus einander. Ich glaube, du hast Recht, seufzte Haberko rn; was bist du doch für ein anderer Kopf als der M at- thieö! O die nichtöwürdige Dirne! Nun so kommt, Nachbar, und bringt die Sache mit meinem Oheim gleich zum Bruch. Aber noch eins: was wollt Ihr für den Slreitgehren? ich kaufe ihn Etlch ab. Was? den Slreitgehren? der ist mir nicht feil. Dann schenke ich meinem Oheim reinen Wein. Der alte Hader muß aufhören. Uebsrlegt's Euch, ich zahle Euch fünfzig-Thaler. Fünfzig Thaler, für das schöne Stück Land ? Du bist nicht klug, es ist mehr als hundert werch! Nun denn hundert, aber keinen Groschen mehr. Herfurt zog seine Brieftasche auS der Jacke und zählte das Gelb auf. Nun -schlagt ein, nehmt das Geld und gebt mir eine Verschreibung. — Nachbar, macht mich nicht ungeduldig! Nach kurzem Zögern und schwerem Aechzen, schlug Haberkorn ein, nahm das Geld und setzte die Ver schreibung ein, wie Herfurt sie ihm in die Feder sagte. Dann ging er mit Herfurt fort. In der Hausflur trafen sie Matthies und Christel, die recht wie arme Sünder zusammenstanden. Haber- körn wollte noch rin Mal losfahren, Herfurt brachte ihn aber dazu, daß er murrend ihren Bitten nachgab und in die Heirath willigte. DaS ist mir eine saubere Bescheerung zur Heu ernte! murmelte er, als er zur Thür hinauSging. Nun, Christel, sagte Herfurt mit leichtem fröhlichen Herzen; auf deiner Hochzeit wollen wir lustig sein und mehr mit einander tanzen, als gestern l Christel nickte verschämt. Matthies rief aber im vollsten Glück: Du bist ein Mocbkerl, Herfurt, und wir wollen unser Leb tag zusammenhalten. Wer dich nur schief anguckt, dem schlag' ich Arm und Bein entzwei; und wenn