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8. Januar 1856 wr. 3 WePeritz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde., weiden mit 8 Pfg, fiir die Zeile berechnet und in allen Erpeditionrn angenommen. Dienstag. Erscheint Dienstag- und Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. tO Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman«. Krieg oder Frieden? Friedenstauben flattern nach allen Richtungen, und so viel scheint sicher zu sein, daß der Wille sämmtlicher betheiligten Mächte niemals so stark als jetzt zum Frieden gravitirte. Die Bedingungen, welche Oesterreich, nicht als vermittelnde Macht, sondern als Organ der drei De- cemberverbündeten, in Frankreichs, Englands und im eige nen Namen eben jetzt in Petersburg hat vorlegen lassen, find von einem Geiste der Mäßigung dictirt, der ihr bester Fürsprecher sein muß; die drei Großmächte bieten Rußland den Frieden unter Bedingungen, welche der durch den Krieg herbeigeführten Sachlage vollkommen entsprechen, und nichts Anderes und nichts mehr verlangen, als daß Rußland durch einen Vertrag seinerseits sanctionire, was tatsächlich schon errungen worden. Es ist wahr, Rußland ist nicht besiegt, aber es ist eben so wahr, Rußland hat keine Hoffnung, das Verlorene zurückzuerobern, und jede wettere Anspannung seiner Kräfte könnte sie zum Brechen bringen. Rußland hätte längst Frieden gemacht, wenn es auch Deutschland entschlossen gesehen hätte, für die vier Punkte nötigenfalls mit dem Schwert einzustehen, die es durch den Beschluß der Bundesversammlung vom 9. Dec. 1854 als die Grundlagen zur Anbahnung eines festen und gesicherten Friedens anerkannt. Dürfen wir hoffen, daß Deutschland jetzt wenigstens sein ganzes, sein entscheidendes Gewicht in die Waagschaale werfe? Die Friedensgrundlagen sind noch immer dieselben, und die Wahrung der deutschen Interessen ist in den nach Peters burg übermittelten Vorschlägen sorgfältig in Bedacht ge nommen worden. An dem Muth, den Heeren des Feindes sich entgegenzustellen, an dem Muth zum Kriege gebricht es Rußland nicht, aber es bedarf des Muthes, den ehr geizigen, selbstsüchtigen und fanatischen Vellcitäten daheim entgegcnzntreten. cs bedarf des Muthes zum Frieden, und diesen Muth wird ihm vor allen Dingen die entschiedene Haltung Deutschlands geben, das seinen Beruf, die euro päische Ordnung und das politische Gleichgewicht zu schir men, nie in schönerer Weise bethätigen kann. Leider scheinen wir aus die Hoffnung verzichten zu müssen, Preußen Seite an Seite mit Oestreich seine Stellung nehmen zu sehen, aber dagegen sind alle Anzeichen vorhanden, daß die deutschen Mittelmächte die Sachlage dazu angethan betrachten, ihrerseits der Pflicht einer nicht blos auf Phra sen gestützten Einwirkung auf Rußland im Sinn und zu Gunsten des Friedens sich nicht länger zu entziehen. Eine Bürgschaft für die Wiederherstellung des Friedens ist da mit nicht gegeben ; aber ihr Auftreten wird zweifelsohne eine wesentlich verstärkte Aufforderung an Rußland sein, die ihm nochmals, dmgebotene Gelegenheit, einen ehren vollen Frieden zu schließen, nicht aus den Händen zu lassen; sie möchte in solcher Weise nicht wiederkehren. Das nächste Frühjahr findet Rußland im Frieden mit den Westmächten oder im Kriege mit Oestreich; denn Krieg ist, wenn auch dieser Friedensversuch gescheitert, das einzige Wort, was Oestreich noch sprechen kann. Deutschländ aber, wenn es den Frieden will, muß eventuell sich entschlossen zeigen, den Krieg zu wollen; im andern Falle wird eS den Frie den nicht haben und den Krieg wollen müssen; rin Drit tes giebt es nicht. > - - - Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Das Resultat der Volks zählung vom 3. Decbr. vor. Js. für unsere Stadt weist nach, baß sich in 712 Haushaltungen 2964 Einwohner, und zwar 1441 männliche und 1523 weibliche, befinden. Dippoldiswalde hat sich sonach in den letzten 3 Jahren nur um 29 Einwohner ver- mehrt, denn die Zahl derselben betrug 1852 am 3. Decbr. 2935 Einwohner in 702 Haushaltungen. Schmiedeberg. Der GerichtSbezirk Schmiede berg hat nach der Zählung vom 3. Decbr. 1855 im Ganzen 1269 Einwohner, davon kommen auf Dori schen 102, Falkenhayn 216, Schmiedeberg 492, und Obesjohnöbach mit Bärenhecke 459. Glashütte. Wie schon seit einigen Jahren, so ward auch in diesem Jahre am Abend des 2. Weih- nachtöseieriageS vom hiesigen „Kränzchen-Verein" eine Christbeschrerung für eine Anzahl armer Schul- kinver veranstaltet, wobei dieselben mit nützlichen Klei dungsstücken u. dergl. beschenkt wurden. Gleichzeitig würbe zur Mittagszeit desselben TageS 34 erwachsenen Armen, ebenfalls durch Vermittelung beö genannten Vereins, durch Verabreichung einer kräftigen Mahlzeit eine Weihnachtsfreube bereiter. Möchte derWohlthätig- keitSsinn in unserer Stadt auch ferner. walten und mit der Zeit mehr Nachahmung finden. /X Frauenstein, 5. Jan. In der Nacht vom 3. zum 4. d. MtS.,. während die Bewohner der zu- Frauenstein gehörigen, '/« Stunde von hier entfernten, Rat Hs müh le im liefen Schlafe liegen, sängt — diesmal als Lebensretter für sich und die Familie — ein-kleines Kind heftig zu schreien an, und als die Aeltern dadurch munter werden, gewahren sie zugleich, daß ihre Wohnung in Hellen Flammen steht! Sie , haben kaum Zeit, die Kinder mit einem Stückchen Bett aus den Schnee unweit der Mühle zu legen, und als sie alle gerettet, eilen sie Mit denselben in die der RathSmühle zunächst gelegene Erzwäsche. Der Besitzer ver Mühle eilt wieder zurück an se'nc vren- «ende Mühle, um wo möglich noch etwas zu retten,