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Wnkerltj-Icitung. ' > - .. t --? n--.-.; Znserate werk«» mit >f. Kr di. llk errechn« Ul'affen ErM»t, P?nstag? „sidl Freitag«. ,Zu deziehen durch alle Postanstal- "n. PreiS pro , - - yuqrl. lONgr. > «nzrn-«lE^ Ein nnMYaktrn-eS Wochenblatt für den Bürger nnd Sandmann. " ' - . ms ' De'raM'ortlicher Rcdacteur: Carl Jehne iss DkpffoldiSwäldt. ' ' ,.i r ' ri't Die Wiener Friedensverhandlungen. Die russische Diplomatie macht dock gar sonderbare Kreuz- und Otuerzüge auf dem europäischen Schachbrett. Im September vorigen Jahres legten ihm die Westmächte vier Friedensgarantien vor, welche auch Preußen „mora- lisch" in Petersburg unterstützte. Der russische Staats kanzler, Graf Nesselrode, versicherte aber seinem treuen Freunde, dem Minister von Manteuffel in Berlin, das Petersburger Cabinet finde gar nicht der Mühe werlh, jene Garantiepunkte zu prüfen; es sei bei solcher „aus schweifender" Forderung so sehr über die Schnur gehauen, daß nur ein „völlig besiegtes Rußland sich solche Friedens bedingungen gefallen lasst» könne." Was war natürlicher, als zu glauben: Rußland girbt nicht nach? Den 28. Der. legt man dem russischen Gesandten von Gortschakoff von Seiten der drei Alliirten Nochmals das ausgewärmte Ge- richt der vier Garantiepunkte vch, und der Fürst findet den dritten Gang der Mahlzeit so über die Maßen un schmackhaft, daß er sich höchlichst ereifert und es unerklär lich findet, wie man einem feinen Petersburger Magen rin so herbts Gtricht mit so garstiger Sauce auftragen könne. WaS konnte dabei der gesunde Menschenverstand nun denken? Man wird> an der Newa das unschmackhafte Gericht der WieNer Kvch^üNst nicht essen. Man giebt in Wien dem PetetSbürger Cabinet Bedenkzeit auf 14 Tage, sich über seinen Appetit Hu dem vierfachen Gericht zu er klären, und zum Erstaunen der Welt kommt schon binnen 8 Tagen die Antwort, man nehme die hier Garantiepunkte ohne allen Vorbehalt ast: man findet jetzt das Gericht so schmackhaft , daß man erklärt, mit gesundem Appetit alle vier Gerichte verzehren zu wollen. Nun sage mir noch Einer, ob sich heut zu Tage, wenn die Windrose Schwan kungen durch alle vier Himmelsgegenden macht, die Po litik berechnen lasse! Noch brüllen die Kanonen vop Sehastopyl,.' und Mentschikoff giebt seinen Getreuen Schnaps end Aapustt, damit sie recht tüchtig ailf ,,dip Heiden de» AkendiändeS', die „abscheulichen FreünhH der Türkei" losschtägen, und in Wien werden im Februar HsiedenSeonferenzen eröffnet; in Wien weht nach dem Krieg'Sstnrme der Presse jetzt ein milder, sanfter Fried.usschjmnM wis holder Frühliitgä- hauch. Die KriegStfvmpöÜ der Wikner Journalisten ist plötzlich bet Eeite gelegt tind ckän "bläst ailf der zarttn Flöte das schmachtende Lied: „'Wir fitzen ssfsiMhlich'Vek- säMMen und Haven, einander'sö lieb/ Ach'chestn'e8'doch immer so blieb." Ob's aber imnlck ssh tzleib'en tvirH kW läßt sich in üstster Zeit wieder nicht fttzets,' wo chft? Wind plötzlich HNN Mittag nach Mitternacht umschlägt. ' Bet Sebastopol soll die Kanonade fortgehen, biS Rußland die Friedenspräliminarien unftdzeichnetchat. ldtatz - ... >. ' MN tl!'/> r i ist wieder etwas Neues; FrirdenSverhandlungen Dt be- gleitendem K a n osten d onner,'ein pikante» Costkert. Rußland hat plötzlich allen Groll und alle Unbilden der „Heiden des Abendlandes" verschluckt, eS fÄlt tZ brüderlicher Umarmung den andern Großmächten um den Hals und singt: „Alle Feindschaft sei vergessens silbst dem Todfeind sei verzieh«.' Jndeß ist die Sache des Friedens noch nicht so aus gemacht. als die Börsenleute und das unschuldige Publi kum sich selber glaube» machen. Selbst die Mittheilung der halbamtlichen Wiener „Corpespogidenz" wsll zzicht mehr besagen, als daß die Vertreter der Allianzmächse und ^her russische Gesandte sich über den Sinn d'hST.ex^teS her Garantiepunkte geeinigt hätten, keineswtgS ahes, llbsr d^e Garantiepunkte selbst. Die These», die Streirsätze waren in den vier Garantiepunkten gegeben. Nun kam e» darauf an. die Begriffe festzusteüe», quf deren Grundlage hin die DiScusfion eröffnet werden soll, damit man nicht zuletzt über „Mißverständnisse" und „Täuschungen" zu klagen habe, unter denen sich der Friedrnscongreß zer schlagen könnte. . ,, ., '-> ' Die Verhandlungen sind also noch gar nicht »ait vorgeschritten: sie Men erst bei der- gegensritigenttWf- klärung und Einigung über die Grundlage selbst, welch« erst als AnSgangspunkt zu den definitiven Fmehenöforde- rungen zu dienen hat. Fürst Gortschakoff Hal allerdings von Petersburg den Auftrag,erhalten, übrr-die Gayantie- punkte. wie sie nun vorliegen, in Unterhandlung zst trete«, ob aber seine Instruction auch dahin lautet, dieselben «un bedingt anzunehmen. ist.Noch abznwarten, und der Stur» aus Sebastopol auch» .... .. . Alles hängt nun zuvörderst davon ab, wie die Ka nonenbegleitung des FriedensconerrtS ausfallcn wird. Siegt Rüßland und bricht über die Heere der Verbün deten -in der Krim eine furchtbar« Katastrophe aus, so wird sich Rußland alsbald auf» hohe Prerd setzen u«ad zu der westmächtlichen Auslegung der Garantiepunkte sagen: sso war unsre Meinung wicht,! Siegen die West,nächte, so werken England» und Frankreich» Gesandte mit dem großen Messer Rußland vorschneiden, daß selbst russische Zählet! daran zu kauen haben solle». -- Der Friedentzjnbel, der in diesen Tagen in MAkckeu Blättern laut wird, ist nach' der Lage der Thatsächeu gegenwärtig noch sehr „verfrüht", um einen ^Journälisteff< ansdr'nck zn gebrauchen; jetzt weiß man nöch^niHk,' oh'Vist Meiler Febrltarcoiiferenzcn sich nicht'eben so, wie-,viele ihrer Vorgängerinnen, in den Sanh vefkönffs» HkiM». Ääch unsrer' festen 'Ueberzeugnng ist die'plö'tzlich'e Frieden»- bereilkvilligkeil und tie Freundschaft stiußmttvi» nur kleiner Zwischenact, ein listige» russisches J»k«me'zzö"E de? größeffTrastöVic, dlc'chelitt tn Europa aufgespiell Wird ... - , i