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Weißeritz-Zeitung 7« 29. Septbr. 1854. Inserate werbet» mit 8 Pf. für dl- Zeile berechnet ch u. in allen Ex» peLltionen an genommen. Freitag Erscheint Dienstags und Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. l ONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Das Hänichener Knappschaftsfest. Dresden, 2S. Sept. Die Hänichener Aktiengesell schaft begann im August des Jahres 1846 mit den ersten Versuchen des Abbaues auf Hänichener Flur; als dieser mit Erfolg gekrönt wurde und als man über die Mäch tigkeit und die Richtung der Kohlenflötze sichere Merk male an der Hand hatte, begannen die weiteren Erwer bungen auf Rippien», Wilmsdorf» und Welschhufer Flur, so daß die Gesellschaft jetzt ungefähr 1200 Scheffel ab bauwürdiges Areal besitzt. Die Function eines auSfüh- renden Directors wurde vom Beginn des Unternehmens an bis zum Juli v. I. von Hrn. Kaufmann E. Becker bekleidet, wo Letzterer bekanntlich in das Directorium bei der Albertsbahn eintrat. Der jetzige ausführende Direc tor bei der Hänichener Steinkohlrnbaugesellschaft ist Herr Kaufmann Ritter rc. Lenz; die übrigen Mitglieder des Direktoriums find die- Herren Apotheker Schneider und I)r. Pufinelli und für die Stellvertretung Herr Kaufmann A. F. Lüder. Bei dem Ausschüsse führt Herr Adv. Win ter den Vorsitz. In vollem Betriebe hat die Gesellschaft zur Zeit zwei Schächte, der dritte aber wird noch im Laufe dieses Jahres in Betrieb gesetzt werden, und die Zahl der jetzt bei den Hänichener Werken beschäftigten Officianten und Arbeiter beträgt 382. . . Die Veranlassung zu dem diesjährigen Knappschaft-- feste gab der Act der noch zu bewerkstelligenden G ruben« taufe, und nahmen, außer den Direktorial- und Aus schußmitgliedern, auf geschehene Einladung eine Anzahl Freunde Les Unternehmens als Gäste daran Theil. Lei der war eS zu bedauern, daß die Festlichkeit vom Wetter nicht so begünstigt war, als zu wünschen gewesen. Das Knappschastssest begann früh 10 Uhr mit ei ner Bergparade, welche der ausführende Direktor, Kaufmann Lenz, mit gewohnter Sicherheit und Präcisio» eommandirte. Es waren ungefähr 300 Mann mit der Änappschastsfahne und dem Potschappler Bergmusikchor in Parade aufgestellt, welche in ihrer kleidsamen Uniform (die Farben der Hänichener Werke sind schwarz n. roth, der Potschappler schwarz und weiß und der Burgker schwarz und gelb) schon einen recht stattlichen Anblick ge, währten. Das Direktorium nahm dabei zuvörderst die Revue ab, nach welcher die Knappschaft in offenen Zügen vor demselben vorbei defilirte. Unter Vorantritt des Mu sikchores, hinter welchem einige Knaben in Bergmanns uniform, Söhne der Directoren und Ausschußmitglieder, in Mulden die Embleme und' Erzeugnisse des Kohlen baues trugen, mqrschirte die Knappschaft, vor welcher das Directorium und der Ausschuß sammt den anwesenden Gästen, Herren und Damen, in den Zug cintratcn, nach dem ältesten Schacht, der unmittelbar an der Dippoldis- waldaer Chaussee auf Hänichener Flur liegt und welchem, um den großen-Verdiensten des früher« Direktors, Herrn E. Becker, um das Unternehmen, eine-ebenso gerechte als entsprechende Anerkennung zu zollen, die Bezeichnung „Becker-Schacht" beigrlegt worden ist. Die Knappschaft stellte sich vor dem Eingänge des zu taufenden Schachts in Parade auf, worauf das Djrectorialmitglied Herr Apotheker Schneider in einer kurzen, kräftigen Ansprache zuvörderst einen Rückblick auf die Entstehung der Häniche ner Werke warf und dann ungefähr in folgender Weise fortsuhr: „Der Himmel war' dessen Bemühungen günstig und so vielfach auch dieselbe angefeindet und bezweifelt, zeigte sich doch zur rechte» Zeit die sicher erwartet« pech schwarze Kohle, deren Förderung heute ebenso sehr dem Grundeigenthümer wie Abbau» zum Nutz und Frommen gereicht! Meine Verehrten, ja wir stehen jetzt vor dem ersten Werke eines Unternehmens, welches so große Wohl fahrt über diese Fluren gebracht hat und ferner noch brin ge» wird, welche- einem großen Corpus von Beamtem»^ Arbeitern eine ehrenvolle Existenz sichert, und welches der ganzen Zahl Mitglieder unseres Vereins für deren Leb- zeiten und auf. deren Kinder und Kindesrinder eine sichre Rente verbürgt. Drängt es uns da nicht, dem Manne, der zu alle Dem die Vrranlaffung war, und der heute noch unter uns weilt, ein Denkmal der Dankbarkeit für lange Zeit zu setzen? Gewiß! — und ich meine, wir stehen schon vor demselben, laßt unS nun an dasselbe fei nen Namen, den Namen Emil Becker mit ehernen Buchsta ben heften und die heißesten Wunsche für sein und seine» Werkes Wohlergehen zu dem Himmel senden. Ich handle daher gewiß mit Ihrer Aller Uebereinstimmung, wenn ich hitrmit feierlich diesen Schacht den Becker-Schacht taufe. Gedeihe er init Gottes Schutz und Segen!" Die Ver hüllung fiel jetzt von der glänzenden Inschrift und ein jubelvolles, dreimaliges „Glück aus'* erscholl von Knapp schaft und Gästen. Herr Becker war selbst anwesend, u. von allen Seiten mit Glückwünschen und Äeußerungen der aufrichtigsten Hochachtung begrüßt, war er von die sem Acte dankbarer Anerkennung zu gerührt, als daß er mit Worten seinen Gefühle» einen Ausdruck hätte zu geben vermocht. Hierauf verfügte sich der Zug nach dem aus Rip pien» Flur gelegenen zweiten Schacht, der unter ähnlichen Feierlichkeiten in Beziehung auf die Schwierigkeiten und Hindernisse, die hier zu überwinden gewesen,, dey Namen „Beharrlichkeitsschacht" erhielt. Der Vorstand des Ausschusses, Hr. Adv. Winter, motivirte die- in ei ner Ansprache, die er mit folgenden Worten schloß: „Be siegt von, muthiger Hand hat er endlich seinen Schatz er- schloffen und bietet ihn nun willig zum Lohne für jahre langes Harren und Ringen. Sowie du aber beharrlich im Widerstreben und Kampfe gewesen, so sei nun auch fortan beharrlich im Lohne und spende reichlich den Se<