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Wienstag. M 73 19. Septör.. 1854. Erscheint Avftrate Dienstag- und werdm mit LÄ.:rWm6evll4-^MlUNil.k^^ ten. Preis pro pedtttvne» an- Quart. lONgr. genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Die Expedition nach der Krim ist endlich beschlossen, und Sewastopol wird angegriffen werden. Diese große Entscheidung ist den verbündeten Armeen, dem Orient und ganz Europa durch den Tages befehl deS Marschalls St.-Arnaud angekündigt worden. Rußland soll mitten in allen seinen ehrgeizigen Hoffnun gen aus den Orient, die seit so langer Zeit das Gleich gewicht der Welt bedrohten, getroffen werden. Sewasto pol ist die Modelle, welche eine Flotte beschützt, die den Bosporus zu bedrohen immer bereit und eine schwimmende Brück« ist, welche in der Idee des Zar schon seit langem Petersburg mit Konstantinopel verbindet. DieseFotte muß Rußland genommen werden, damit diese Macht im Orient nur noch auf Unmöglichkeiten stoße und ihr selbst die Möglichkeit eines BerrathS definitiv entzogen werde. Nach langen Debatten und Erörterungen über alle möglichen Angriffe gegen die russischen Positionen im Schwarzen Meere hat man die Wahl getroffen, mit dem furchtbarsten zu beginnen. Zwar ist das Loos der Waf fen immer ungewiß, aber obschon die vorgerückte Jahres zeit und die Nothwendigkeit, der Ankunft bedeutender Ver stärkungen, welche die russische Regierung nach der Krim schickt, zuvorzukommen, erfordert, dem Angriff auf Sewa stopol die Gestalt eines furchtbaren Handstreichs zu geben, so wiegt die Hoffnung, den orientalischen Krieg mit einer einzigen Anstrengung zu beendigen oder ihn wenigstens in »nze Grenzen zurückzuführen, doch das Risico eines solchen Unternehmens auf. Entweder muß der Feldzug nach der Krim aus nächstes Jahr verschoben oder aufs äußerste be schleunigt werden. Letzeres lag mehr im Wunsche der Po litiker, die wollen, daß der zwischen Rußland und den Westmächten ausgebrochene Krieg einen von allen Zwei feln für die Zukunft freien Ausgang habe, und couvenirte ebenfalls mehr dem Eifer des Chefs der verbündeten At- meen und der Ungeduld der Soldaten, die eines Kriegs ohne Kämpfe müde waren, welcher sie nach langen Prü fungen aus den zurückgelegten Strecken und in den erlit tenen Krankheiten Lagern gegenüber ließ, die von einem Feinde verlassen waren, der zu klug war, sie zu erwarten. Man darf sich nicht verhehlen, daß das Unternehmen ge gen die Krim in den gegebenen Umständen eins der gewag testen ist, deren die Geschichte erwähnt, weil man einen hinter einem Gürtel von Mauern und Festungen verschanz ten Feind mit gleicher und vielleicht mit geringerer Anzahl angreift. Aber die Armeen bewahren und vermehren ihren Ruhm, indem sie solche That-n ausführen, und kann man nicht überdies ein miliärisches Wunder erwarten von die ser Elite dreier Armeen, die in Kampsbegierde und Bra vour rivalifiren, von dieser verbündeten Flotte, in welcher der Geist der ehemaligen Kämpfe unter der Gestalt des Wettstreits an Kühnheit und Heroismus wieder ausleben wird? Der größte Theil der anglv-franzöfischen Truppen und 10,000 Türken werden in zwei Fahrten nach den Küsten der Krim in geringer Entfernung von Sewastopol gebracht werden. Sobald die Truppen ausgrschifft sein werden, wird man sie zum Kampfe führen, entweder ge gen die russischen Truppen, wenn sie versuchen, die Se wastopol umgebenden Positionen zu vertheidigen, oder ge gen die Stadt selbst, wenn die russischen Truppen sich da rauf beschränken, unter dem Schutze der Mauern ihre furcht baren Besucher dort zu erwarten. Wenn Sewastopol ge nommen ist, so haben die verbündeten Armeen eine glän zende Waffenthat ausgeführt , die Rußland vollends ent- muthigen und die Wiederherstellung des Friedens außer- ordentlich erleichtern wird. Wenn im Gegentheil die Zahl der in der Krim anwesenden Russen noch beträchtlicher sein sollt«, als «S die Bericht« annehmen lassen, wenn dir Stadt ihre Verteidigung sortsetzte, wrnn in einigen Wo chen die Jahreszeit Hindernisse herbrtführen sollte, wenn «S ferner einer bedeutenden russischen Armee gelänge, dir Krim zu verstärken, so wäre dabei weiter nicht- verloren, als daß man sich wieder einschiffen Und den Angriff auf Sewastopol bis zum nächsten Frühjahre unter verschiedenen Verhältnissen verschieben müßt«. Einmal die Krim an greifen, heißt von Seiten Englands und Frankreichs die Verpflichtung übernehmen, sie zu erobern, und man kann di« Erfüllung sicher gewärtigen. Die Krim um jeden Preis erobern, oder den Russen die Herrschaft des Orient überlassen , das ist die Alternative, in welche Rußland die Westmächte gebracht hat. Welche Hindernisse auch zu über winden sein mögen: der definitive Ausgang wird nicht zweifelhaft sein. Tagesgeschichte. Wir haben abermals den Brand eines vater ländischen OrtS zu beklagen. Das Städtchen Sebnitz ist ein Aschen- und Trümmerhau fen! Die Zeitung für das Meißner Hochland berich tet darüber aus Neustadt bei Stolpen untrem IL. September früh 8 Uhr: „Diesen Morgen 3 Uhr kam auf der HalnerSdorfer Gaffe Feuer auS und griff bei dem heftigen Sturme mit Riesenschnelle um sich, so daß um 6 Uhr schon der ganze Markt Nebst Rath- Haus, die Schule, die drei Gasthöfe in Flammen stan den- Während wir dies niederschreiben, wüthel noch immer das entfesselte Element und die Große deS Unglücks ist noch nicht zu übersehen, Mitbürger, die von der^ Unglücksstätte zurückkehren, um Lebensmittel dahin zu besorgen, schildern mit haarsträubenden Wor ten den Jammer unsrer armen Nachbarn. Von der Hillemann'schen Knopffabrik, die noch steht, bis zum Schießhaus sei Ein Flammenmeer, Mütter irrten