Volltext Seite (XML)
.4 Meißerih-Zeitung ü. Inserate tvordenmlt - S Pp Mr die Zeil« berechnet Ui tu allen S>- ' pedltlone« an- genommtn. Erscheint Dienstag« und Freitag». Zu beziehen durch alle Poßanstal» ten. Preis pr» Quart. lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman» Verantwortlicher Nedacteur : Lar Sir VLarlvrs X^Lpivr, Befehlshaber der englischen Ostsee-Flotte. Dieser kühne, bereits früher mehrsältig mit Ruhm bedeckte Seemann lenkt in diesen Tagen durch sein Unter nehmen, die gewichtige Festung Kronstadt, den Schlüssel zu Petersburg, zu erobern, die Augen von ganz Europa auf sich. Im Jahre 1786 zu Falkirk in der schottischen Grafschaft Stirling geboren, trat er als Knabe schon in den Schiffsdienst. Er stieg sehr rasch empor (bereits 1808 war er Capitain) und erwarb sich jeden höheren Grad durch eine Waffenthat, so daß die bewährtesten Offiziere ihn mit Achtung behandelten. So oft er, zu einer ge fährlichen -Expedition (zu dem Herausholen eines Schiffes unter einer Batterie weg und dergleichen) befehligt, unter seine BootSmannschast trat, sah sich der junge Napier (sprich: Nehpihr) mit einem begeisterten Hurrah empfan gen. Weil Charles Napier so klein und zugleich so tap fer war, so nannten ihn die Matrosen nur „das fechtende Karlchen", und dieser Beiname ist ihm bis heute geblie ben. (Daher stellte ihn das Berliner Witzblatt Kladde radatsch mit dieser Ueberschrifk als Wanderbursche dar, welcher eine an einer Säule befindliche Warnungstafel des Inhalts liest: „Kronstadt. Das Fechten ist allhier verboten. Nicolaus.) 1809 nahm Napier als Flotten- «apitain das Fort Edward aus der Insel Martinique. Als Freiwilliger wohnte er mehreren Gefechten des spa nischen Krieges bei, namentlich 1810 der Schlacht bei Busaco, wo er seinen verwundeten Vetter, den berühmten Eroberer von Sind, Sir Charles James Napier, aus der Schlacht trug. Eine historisch berühmt gewordene Waffenthat führte unser Napier im Jahre 1811 aus, als er zu dem Ge schwader gehörte, welches die Engländer den nach Sicilien geflüchteten Bourbons zum Schutze ihrer letzten Besitzung zur Verfügung gestellt hatten. Die Insel Ponza, die sich vor der Rhede von Terracina in geringer Entfernung von dem festen Land hinzieht, war von den Franzosen befestigt und so mit Porräthen versehen worden, daß man vermuthete, es soll« dort eine Expedition vorbereitet wer den. Der kühne junge Napier erbot sich, wenn man ihm ein Schiff anvertrau«, die Insel durch einen Hand streich zu nehmen. Man gewährte ihm, bepeuete aber fast, den verwegenen Entschluß gebilligt zu haben, als — Bot schaft ankam, daß Napier, und zwar mit geringem Ver luste, das Wagestück ausgeführt habe. Der König beider Sicilien war über diesen siegreichen Erfolg des kühnen Wagnisses so erfreut, baß er Napier als „Ca valiere di Ponza" unter Verleihung des FerdinandSordenS in den mapolitanischen Ritterstand erhob. 1813 wurde er Fregatten-Capitai». Jehne in Dippoldiswalde. -.--l-'L. ' - ' Nach dem ersten Pariser Frieden ward Napier bis auf neue Berufung in den Ruhestand versetzt, und man zählte ihn, der sich nicht beliebt zu machen wußte, de« Haudegen zu, die im Friedensdienst sich und Ändern lä stig werden. Nachdem man ihn 20 Jahr« lang seine« Halbsold im Schooße seiner Familie hatte verzehren lassen, während dessen er öfter im Parlamente gesessen, erinnerte man sich seiner, als im Jahre 1833 Dom Pedro zur Zeit des portugiesischen Bürgerkrieges um einen Offizier bat, der blind in'S Feuer gehe, und gezeichnete, ihn al- den rechten Mann. Als solchen bewährte, ex sich auch vollständig, indem er durch, den Scestkg HK Cap San Vincente, am S. Juli 1833, die Seemacht Dom Mt-uel'S vernichtete und durch die Wegnahme einiger anderer See- Plätze zur Wiederherstellung der Königin Donna Maria beitrug. Er kam sm Juui d. I. in Portugal an. Dir miguelistische Flotte war überlegen, daher hatte Sartorius, der frühere Admiral Dom PeLro's, jedes Treffen vermie den. Napier dagegen erklärte gleich bet, seinem erste« Auftreten in Oporto, daß er den Feind angreisen werde, wo er ihn finde. Er hielt buchstäblich Wort, Nachdem er nach Algarbien übergeschifft, nahm er dort am 27. Juyi das Fort CocillaS, entriß die ganze Provinz iw vier.La gen den Migueliste» und suchte nun flugS die feindliche Flotte auf. Trotzdem, daß diese ihm sehr überlegen war, griff er sie am 5. Juli auf der Höhe des Vorgebirges San Vincent« an. Auf «in langes Geschützgrfecht konnte er sich bei dem Zustande seiner Schiff« nicht einlassen ; wollte er siegen, so mußte er entern. Napier legte sich mit zwei Fregatten Bord an Bord mit dem feindlichen Linien-(Admiral-)Schiff Rainha von,80 Kanonen, um eS zu entern. Er selbst war auf der Strickleiter der Erste, sein Sohn und die Mattosen folgten ihm; 'die Feind« wurden mit der blanken Waffe vom Verdeck vertrieben, und nach 5 Minuten war die Rainha erobert. Bald da raus strich die gleichfalls geenterte Fregatte der Miguelisten die Flagge, und die übrigen feindlichen Schiffe, die Na pier ganz unberücksichtigt gelassen hatte, ergriffen die Flucht. Ohne sich durch die Wunden, die «r auf dem Verdeck der Rainha erhalten hatte, hindern zu lassen, begann N a pier die Verfolgung, deren Resultat rin vollständiger Sieg, die Vernichtung der jenseitigen Flotte war, so daß bald daraus Lissabon eingenommen werden und- der Herzo- von Terceira seinen Einzug halten konnte. Dom Pedro er nannte ihn zur Belohnung zum Visconde (Grafe») von Sau Vincente, sowie zum portugiesischen Admiral und überhäufte ihn mit Orden und andere« Ehpen. So glor reich kehrte Napier, al- englischer Capitain auf Halb sold gesetzt, im November 1834 aus Portugal nach Eng land (London) zurück. Auch jetzt suchte er wieder par lamentarisch thätig zu sein, ward aber diirch die Partei der TorieS daran behindert.