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Dienstag. 57 25. Juli 1854. Erscheint : Inserat. Dienstags und werden mit LLZWßejMptLl FLmnt. lONgr. Ein unterhaltende- Wochenblatt Verantwortlicher Redakteur: Carl Tagesgeschichte. , Berlin, 18. Juli. Briefe aus der Moldau be stätigen die schon vor einiger Zeit gerüchtweise mitge- theilte Nachricht, daß General LüderS in Folge einer schweren Verwundung gestorben sei, Zu glei cher Zeit wurden unter starker militärischer EScorte zwei Särge nach Jassy geführt, in der dortigen Ka thedrale ausgestellt und dann ebenfalls unter militä rischer Begleitung nach Petersburg befördert. Der eine barg, wie ganz bestimmt versichert wird, die Ue- berreste des genannten Generals. Ueber den Inhalt des andern beobachtete man ein strenges Geheimniß; aber in Jassy zweifelte man nicht daran, daß in ihm die Hülle eines dem Kaiserhause viel näher stehenden Kämpfers ruhte, die des 22jährigen Großfürsten Mi chael, jüngsten Sohns de- Kaisers, der den Feldmar schall PaSkewitsch als Adjutant begleitete und vor den Wällen, MMr.iaS) einen frühen Tod gefunden haben soll.-(?) " Auch Ueneras Engelhardt, der in der Do- brudscha harte Kämpfe zu bestehen hatte, ist geblieben. Man kann sich kaum enthalten, nach den Gründen einer so auffallenden Thatsache zu fragen, daß in die sem russischen Kriege, der keine einzige große und mör derische Schlacht aufzuweisen hat, so viel hervorra gende Führer den Tod gefunden ober Verwundungen davon getragen haben. Es ist nicht anzunehmen, daß sich die Copimandirenden ohne Noch dem feindlichen Feuer eben so ausgesetzt haben sollten, wie eS die Pflicht der unmittelbar Kämpfenden und Stürmenden war, und rS bleibt nur die Annahme, daß eine un unterbrochene Reihe von Mißgeschick, die wir in ihrer ganzen Vollständigkeit nach den Zeitungsberichten nicht haben übersehen können, den Muth der gemeinen Soldaten und der untern Offiziere vollständig aufge löst und die Haupteigenschaft, durch welche die rus sischen Armeen sich sonst stets ausgezeichnet haben, den Gleichmuth, Mit dem sie bereit waren, sich hin zuopfern, ganz zerstört hat, und daß die höhern Be fehlshaber eS aus diesen Gründen für nöthig hielten, durch außergewöhnliche Bravour die gedrückte Stim mung deS Heeres anzufeuern. AIS Fürst PaSke- witsch von Jassy nach seinem Gute abreiste, war er noch so leidend, daß er sich nicht frei bewegen konnte. Er muß tief gebeugt sein, da er mit großen Hoffnun gen und nicht ohne Großsprechereien, welche das Ver trauen der Moldauer auf den Erfolg der russischen Waffen beleben sollten, in Jassy feinen Einzug ge halten hatte. Damals lud er die Bojaren zu einem Frühstück ein, und versicherte ihnen, daß er sie näch- stens zum Diner nach Silistria einladen werde. Auch vor Silistria selbst, hatte den Marschall die Zuversicht i U-H-HAG G-HUs«. r» -«.»«r- peditionnl an» genommen. für den Bürger und Landmann. Jehne in Dippoldiswalde. , ... nicht verlassen; von dort ließ er mehre Bojaren auf fordern, nach Silistria zu kommen, um der Eroberung der Festung beizuwohnen und dann das verabredete Diner einzunehmen. ES kam ganz anders, und der greise Fürst mag eS bitter bereuen, daß er sich von dem Großfürsten Konstantin überreden ließ, den alten Lorbeerkranz in neuen Kriegsstürmen entblättern zu lassen. Wien. Am 2V. Juli ist die Subskription zu der Nationalanleihe auf die Dauer von vier Wo chen eröffnet. Der Wiener Magistrat wird sich dabei mit 3 Millionen Fl. betheiligen. Die Mehrzahl der Wiener Innungen hat Versammlungen gehalten, um in Betreff der Betheiligung an der Nationalanleihe Beschlüsse zu fassen. Die letztern lauteten beinahe durchgehend dahin, alle disponiblen Fonds und Gel der zur Subscription zu verwenden. Die BrauhauL- unternehmungen zu Brünn, FünfhauS, Draudenzdorf, Hütteldorf und Liefina hqben erklärt, zusaquuen stnen Betrag von 250,000 Kl. auf die neue Anleihe zu subscribiren. Der Wiener Männergefangverein hat in seiner letzten Versammlung einstimmig beschaffen, sich an der neuen Anleihe mit dem Betrage voy 1000 Fl. zu betheiligen und diese Summe sogleich einzuzahlen. In den Hauptstädten und Städten der Monarchie sind bereits auch Aufrufe zur Betheiligung erlassen. — Die Kriegsrüstungen werden mit vollem Eifer fortgesetzt.' Die Grenadiercompagnien der Re gimenter werden in eigene GrenadiercorpS zusammen gezogen und die hex ehemaligen Landwehr substituirte Reserve der österreichischen Armee einberusen. So vervollständigt sich die imponirende Wehrkraft Oester reichs immer mehr, und ein stolzfreüdigeS Rational bewußtsein durchdringt alle Schichten, alle Stämme des Reiches. — Die Stimmung in Wien ist entschie den kriegerisch; mit Ungeduld erwartet man das Ueber- schreiten der Grenze, steht man den ersten Schlacht berichten entgegen. Spanien, das Land, das im Jahre 1848 weise und glücklich stehen geblieben war, bedurfte nichts, als Ordnung in seinen Finanzen, Stabilität in seiner Constitution, und seine Zukunft schien gesichert, wenn die zur Regierung berufenen Männer Einsicht in die Lage und Willen zum Guten gehabt hätten. Aber ein fatales Geschick ließ Minister auf Minister unauf hörlich entartend folgen. Die Finanzquellen erschöpf ten sich mehr und mehr, und nachdem das Vermögen einiger Privatpersonen . sich mit Skandal auf den Trümmern deS öffentlichen Vermögens erhoben hatte, kannte die Verschleuderung keine Grenzen mehr, der Kredit wurde vernichtet, das Volk murrte, und bald