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Weißeritz-Ieitnng Pienstag Erscheint Dienstag» und. Freitag«. Zu beziehen durch alle Postanstal- len. Preis pi-o Quart lOR^r 27 Juni 18S4 . Jüß-ate S Pf." Dr dile Zeile »erecheet ich-u. in »Vt» Ä« ' chedMvnen a», genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman». -.ii Verantwortlicher Redakteur: Carl Lehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. -j-* Umgegend Lauenstein. Bereits in letzter Nr. d. Bl. wurde aus Altenberg geschrieben, daß am 20. unsre Gegend ein starkes Gewitter betroffen habe. Auch hier wissen sich die ältesten Leute eines ähnlichen nicht zu erinnern. Abends 6 Uhr stiegen in Süd und West starke Gewitterwolken auf, die sich bis '/r8 erhielten und zu großen Massen aufthürm- tep. Die Luft war schwül und still; die Blitze schos- sen aus allen 4 Himmelsgegenden hervor, Donner auf Donner folgte, und mehre Gewitter zur gleichen Zeit verursachten die furchtbarsten Schläge, daß durch den Luftdruck Fenster und Thüren fast immer erschüt terten. Einzelne bedeutende Hagelstücken, die jedoch bald wieder nachließen, machten die Gemüther noch ängstlicher. Desto mehr Schaden richtete der in gro ßen Massen herabstürzende Regen an; in Vorderzinn wald, Fürstenau, einem Theile von Löwenhain und Lauenstein wurden die Wezx schrecklich zerrissen und auf den Feldern die Kartoffeln und Krautpflanzen auS- gespült und mitgenommen, mehre Brücken zertrüm mert und auf die Wiesen große Stein- und Koth- massen gewälzt, so daß die Betroffenen an diesen Stel len Heuer kein Heu ernten. Es waren öfter zwei Mann nöthig, einen Stein wieder hinwegzuwälzen, und im Dorfe Löwenhain ward eine wenigstens 100- jährige Berghalde, die bisher allem Unwetter getrotzt, rein hinweggespült. Daö Ende dcS Gewitters er-' folgte erst gegen 11 Uhr. * Von der böhmischen Greuze, 24. Juni. Schwere Gewitter mit bedeutenden Regengüssen .und einzelnen Schloßen sind im Laufe der ganzen Woche, doch glücklich, über unfern Häuptern dahingezogen. Hin und wieder findet man Bäume im Forste vom Blitze ganz zerschmettert. Im böhmischen Dorfe Grün wald hat der Blitz, ohne jedoch zu zünden, in einem Bauergute eine Kuh und einen Jährling erschlagen. — Die laue warme Witterung (bei 20 Grad) wirkt wohlthätig auf den Stand der Früchte, ohwohl der viele Regen der Grundstücken, wo das GraS üppig steht, nachtheilig werden dürfte. — Die Zinnpreise stehen gut, und zur Förderung dieses Produktes fehlt es den Pochmühken nicht an Wasser. — Das Ge flechte hat mittelmäßigen Preis, doch findet es Ab satz. Ein gutes Zeichen scheint eS zu sein, daß ein Schweizer, der größere Quantitäten zu kaufen beabsich tigt, mit unserm Tandler auf Zinnwald Geschäfte ge macht hat. Gott.erhalte unö diesen Erwerbszweig und vornehmlich unfern Bergbau, öffne reiche Gänge, und nehme Arbeiter und Vorsteher in seine gnädige Obhut! Pirna, 23. Juni. Vorigen Dienstag fiel der achtjährige einzige Sohn d«S Schiffömanns Michael in Copitz von den am Elbuser liegenden Klötzern, wo er gespielt hatte, in das Wasser und ertrank. Erst gestern Vormittag fand man dessen Leichnam. Ebenso, verunglückten an demselben Abend die drei Knaben des bei Krippen, stationirten Bahnwärters Franz. Sie sahen nämlich, daß das von Schandau kommende Ertradampsschiff eine Flagge verloren hatte, banden eine am Ufer befestigte Schaluppe toS und fuhren auf der Elbe der schwimmenden Flagge nach. Bei dem gerade diesen Abend herrschenden- Gewittersturme vermochren die Knaben nicht, das Schiffchen zu re gieren und wurden an den sogenannten Prossener Häger getrieben. Bermuchkich war es ihnen nicht gelungen, den Kahn dort wieder wegzubringen, hat ten denselben dorr angebunden und verlassen, wahr> scheinlich um sich durch Durchwaten des an dieser Stelle nicht tiefen aber "desto reißendem Stromes zu retten. Leider ist ihnen dies nicht geglückt, und bis jetzt hat man bereits zwei derselben als Leichen auf- , gefunden. Die drei verunglückten Knaben standen im Alter von 10, 13 und 15 Jahren. Dresden. Der wegen seiner Betheilung am Maiaufstand von 1849 zum.Tode verurtheilte vor malige Hauptmann v. Rohrscheidt ist gestern auf der Festung Königstein in Freiheit gesetzt worden. Durch königliche Gnade war die ihm zuerkannte To desstrafe in testen Slängliche Festungsstrafe verwandelt und am 18. Juni v. I. (dem Vermählungstag« de- Prinzen Albert) so weit herabgesetzt worden, daß er von da an nur ein Jahr Festungsarrest dritten Gra des zu verbüßen haben sollte; und so ist denn auch gestern seine Entlassung von der Festung erfolgt. Von der Donau, 16. Juni. Die Belage rung SilistriaS macht der Kriegskunst der Russen wenig Ehre. In der praktischen Ausführung zeigt sie, daß diese noch sehr an ihren alten KriegSgewohn- heiten hängen, und namentlich durch Sturmlaufen ohne anderweitige große Vorbereitungen, als etwa ein Bombardement, die Festungen zu erobem suchen. So nahmen st« Oczakow 1788, so suchten sie jetzt Sili- stria zu nehmen. Allein theilS haben die Türken seit 1788 große Fortschritte in der Kriegskunst gemacht, theilS räth die gewöhnlichste Klugheit den Russen jetzt, ihre Truppen zu schonen und nicht, wie jetzt gesche hen, dieselben durch tollkühnes Stürmen aufzuopfern. Ohnehin raffen ihnen die Krankheiten viele Soldaten weg, und sie werden deren in der Stunde der Ent scheidung gegen ganz Europa wahrlich nicht zu viele haben, wenn sie dieselben auch durch unnützes Sturm-