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30 Weißerih-Ieitung s--k Lerantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 14 April 1851 ' Inserate -2 '' werden mkt i 8 Pf. für die Zette berechnet ch u. in allen Ex peditionen .an, « genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt füy den Bürger und Landmann. Freitag. Erscheint Dienstags und. Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. lONglj Tagesgefchichte. * Attenberg, den 9. April. Wider Erwarten schien heute die Sonne freundlich und mild, als un sere jungen Christen, begleitet von ihren Seelsorgern und Lehrern, unter Glockengeläute in die Vorhöfe des Herrn eingingen. Vierzig an der Zahl empfingen am Altäre des Herrn, der, wie der Taufstein, gar festlich und sinnig decorirt war, unter kräftiger und herzerhebender Ansprache den Segen derKirche. Manche Thräne floß, insbesondere bei vielen armen Aellern, denen es nur erst mit vieler Noll) in den letzten Ta gen möglich geworden war, für ihre Kinder an ihrem Ehrentage ein nothdürftigeS Feierkleid zu erschwingen. Ganz armen Kindern konnten fehlende Kleidungsstücke aus dem Fond der letzten Christbescheerung angekauft werden. Herrschaftliche Gelder, von unserm allverehr- ten und leutseligen Regentenhause nach der Verthei- lung elngesendet, hatte man wohlweislich,' im Hin blicke aus die immer bewegter werdende Zeit, hierzu aufbewahrt und konnte jetzt damit hart bedrängten Äeltern einen Stein vom Herzen nehmen. Der Him- Mel segne die hohen Geber, aber auch die Menschen freunde, die mit Umsicht und Liebe Thränen zu trock nen eifrig bemüht sind und die Kinder ganz im Sinne Jesu gern zu sich kommen lassen. — Auch arme, be tagte, gebrechliche Leute sahen heute den Heiland in ihre armselige Hütte einziehen. Ein gewisser Kupfer schmied Grahl, seligen Andenkens, hat in seinem Testament den hiesigen OrtSarmen einen ganzen Kur am Stockwerke vermacht, wovon nach dem Willen deS Testators die jedesmalige Ausbeute an bedürftige alte Leute von Zeit zu Zeit vertheilt werden soll. Auch heute wurden (vor nicht langer Zeit erst ist dasselbe geschehen) 35 Thlr. unter die Armen auSgespendet und dadurch wieder viele Thränen getrocknet. GrahlS Gebeine sind längst vermodert und sein Geifl einge gangen zur ewigen Vergeltung, allein sein Andenken lebt fort und wird fortleven, so lange unser alter Berg auf seinem Segen spendenden Gestein feststeht. Möge der oberste Bergherr die reichen Gänge erhalten und neue Adern und somit unfern Armen einen Segenö- quell öffnen, woraus ihnen in der Zeit der Noth Brod und Unterhalt fließt. Dresden, 10. April. Letzten Sonnabend ist in unserer Nähe ein Raubmord verübt. Eine 72 Jahr alte Frau aus dem Dorfe Klotzsche, welche gewöhnlich Ameiseneier zum Verkauf hierher brachte, ist auf ih rem Wege nach »Hause im Holze ermordet und ihrer geringen Baarschafl beraubt worben. Mit einem In strument war sie dermaßen guf den Kopf geschlagen, daß ihr der Schädel eingedrückt war und der Backen knochen hoch heraus stand; auch der Arm war ver wundet. Der Thäter hatte nichts als das von ihr eingekaufte Fleisch und an Geld 1 Thlr. aus ihrem Korbe geraubt. < . — II. April. Wir können heute mittheilen, daß noch gestern durch die königl. Gensdarmerie ein obi ger That verdächtiges Individuum festgenommett und dem hiesigen königl. Landgericht eingeliesert worden ist, welches die vorliegenden Verdachtsgründe für aus reichend erachtet hat, um dasselbe in Haft zu behal ten und die Criminaluntersuchung einzuleiten. ES ist ein übelberüchtigtes Subject aus dem Wohnorte der Ermordeten. , , . - Plauen, 8. April/ Ein merkwürdiger Vorfall bewegt heute die Gemülher unserer Stadt! Gestern Morgen wollten nämlich die Angehörigen eiyer vor längerer Zeit hier verstorbenen, wohlhabrnprn. an deren Grabgewölbe Reparaturen vornehmen, fan den aber zu ihrem Entsetzen den Sargdeckel^aufge hoben und bei näherer Besichtigung zwischen dey üb rigen Särgen des Gewölbes den Leichnam eine- un bekannten, mit blauem Fuhrmannshemde hekleideten Mannes, dessen bereits lange in Fäulniß übergegan genes Gesicht nach ärztlichem Ausspruche auf seinen mindestens vor acht Wochen schon erfolgten Tod schließen lieh. Heute bereits ist der Leichnam als der eines neunzehnjährigen hiesigen Burschen, Reh -ge.- nannt, von dessen Verwandten anerkannt worden. Derselbe war fast blödsinnig, aber höchst gutmsithig, entfernte sich oft wochenlang vom Hause, und so hatte auch dessen diesmalige neunwöchentliche Abwesenheit nichts sonderlich Auffälliges. An einen beabsichtigten Raub, der anfangs vermuthet wurde, ist deshalb bei ihm nicht zu denken. Wie er aber inS Grabge wölbe gekommen sein, wa§ er darin gesucht und wie er geendet haben mag, das wird wohl unerforscht bleiben; ejnen Hungertod nehmen die Aerzte nicht an. Kopenhagen, II. April. Admirak Napier ist von hier nach Kiöge abgereist und wird noch heute mit 23 Schiffen die Kiöge-Bucht verlassen. ES ist noch unbekannt, wohin derselbe segeln wird. Vom Kriegsschauplätze an der Donau sind die Nachrichten, die in den letzten Tagen verbreitet wur den und sich zum Theile Wiedersprachen, vom I. und 2. April berichtet. Am 2. April standen die Russen vor, die Türken unter Mustafa Pascha hinter dem Tranjanswalle. Omer Pascha sammelt alle verfüg baren Truppen, um sie zwischen Raffowa und Kustenv- sche aufzustellen.