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«r S1 Weißerih-Icitnng Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitag». Zu beziehen durch alle PostaNstal- ten. Preis pro Quart. 10 Ngr. Ein imtechaltexde» Wochenblatt für den Bürger und Landmann 5. Juli 18S3. Inserat« werden mit 8 Pf. sttr die Zeile berechnet und in alken Expeditionen angenommen. Tagesgeschichte. Aus Laueilstein. Am 30. Juni fand die lange vorbereitete Eröffnung deS königl. Gerichts, an der Stelle des zeither hier bestandenen Patrimo- nialgerichtS, durch die dazu delegirten königl. Commis- sarien, Herrn Amlshauptmann Grafen von Holtzen- dorff und Herrn Justizamtmann vr. Hauschild aus Pirna, statt. Die Handlung wurde in dem mit Blumen festlich geschmückten Saale des neuen königl. Gerichts durch eine längere, von sichtlichem Eindrücke auf die Anwesenden begleitete Ansprache des Herrn Amtshauptmann Grafen von Holtzendorff eröffnet. Sodann erfolgte durch Herrn Justizamtmann I)r. Hauschild die Verpflichtung und Einweisung des Ge- nchtspersonals, sowie der Ortsgerichten, worauf der zeitherige Gerichtsverwalter, Herr Bürgermeister R ü- ger aus Dippoldiswalde, von seinen Gerichts befohlenen Abschied nahm, und endlich der neu er- nannte Justitiar, Herr v. Elterlein aus Bautzen, durch eine kurze Ansprache die Anwesenden begrüßte^ Nach dessen Erfolg erklärte Herr Amrshauptmann Graf von Holtzendorff das neue königl. Gericht für eröffnet und schloß die Feierlichkeit mit einem Hoch auf Se. Maj. den König, in welches alle Anwesenden freudig einstimmten. Die allseitig erkannte Bedeutung des Tages ver fehlte nicht, in verschiedenem Sinne auf die Gemülher der Betheiligten ihre Wirkung zu äußern, und gewiß wird dieser für unser Städtchen so wichtige Tag noch lange in unserer Erinnerung sortleben. -s>* Umgegend Lauenstein, den 29. Juni. Der heutige Tag wurde für viele Bewohner der Herrschaft Lauen stein ein Fest- und Freubentag. Der Herr Graf von Hohen thal, der älteste Sohn deS vor einigen Monaten in Hohenprießnitz so plötzlich ver storbenen-Herrn Grafen von Hohenthal-Püchau, be suchte nämlich zum ersten Male daö Rittergut Lauen stein und ward ihm bei dieser Gelegenheit ein fest licher Empfang bereitet, den ich hiermit, so weil ich Kunde davon habe, mittheilen will. Schon in Dit tersdorf, dem ersten zu seinem Gute gehörigen Dorfe, was derselbe, von der Müglitzstraße abgehend, berühren mußte, ist er vom Pfarrer in einer Ansprache, und vom Lehrer und der festlich geschmückten Schul jugend empfangen worben. Ehe er nun gegen 2 Uhr Nachmittags selbst noch in die Stadt Lauenstein ein zog, verkündeten Böllerschüsse sein baldiges Erscheinen. ES währte auch nicht lange, so kam ein Trupp be rittener Landleuie, die ihm ein großes Stück, und wie man sagt, bis zum Anfang deS herrschaftlichen Weich- bilveS, entgegengeritten waren, und die unter'm Ge läute der Glocken von Lauenstein kommende festlich ge schmückte Schuljugend, nebst dem OrtSgeistlichen, -en Lehrern der Parochie und einer Deputation der Kir chen- und Schulgemeinde, empfingen den Herrn Gra fen unweit der Stadt. Auch hier hielt der OrtSgeist- liche eine Ansprache an Denselben, die auf den Hm. Grafen einen tiefen Eindruck gemacht haben mochte, wie aus seinem sichtbaren Gerührtsein zu ersehen war. Höchlichst zu bedauern aber war es, daß sich gerade jetzt ein Gewitter unter starkem Donner nnd heftigem Regenguß entlud. Von hier aus setzte sich, nachdem der Herr Graf freundlichst gedankt und ihm von meh reren Schulmädchen Kränze gereicht worden waren, der Zug wieder in Bewegung und gelangte in die bei'm Philipp'schen Gasthofe auf den Markt auSmün- dende Straße, woselbst der Herr Graf von -em Ge- richlspersonal, mehreren Geistlichen und Lehrern, meh reren Deputationen der Stadt- und Gemeinderälhr, seinem Verwaltungspersonal und den Lauensteiner Schützen, denen ein Musikchor voranging, empfangen, und, in dem Schloßhofe oder in den Gemächern an gelangt, wie ich durch Hörensagen vernommen, vom Herrn GerichlSvirector Rüger begrüßt wurde. Die oben erwähnte Gaffe und der Weg nach dem Schloß hofe war mit Birken, Ehrenpforten, dem gräflichen Wappen, Fahnen und andern Insignien geschmückt und mit Reisern und Blumen bestreut. Einige Zeit darauf, nachvem einige Geistliche und Lehrer,'durch einen Geistlichen aus ihrer Mitte, auf,dem Zimmer des Herrn Grafen ihren Gefühlen Worte verliehen hatten, die gnävigst angehört und entgegengenommen worden waren, brachte auch noch am spätem Nach mittage das Schützenchor zu Neugeistng seine Huldi gung dar, die gleichfalls erfreute und darum auch gva- digst angenommen ward. Beide Schützenchöre erhiel ten vom Herrn Grafen ein Freibier, und das zu Lauen stein ergötzte sich sammt seinen Frauen an demselben Abende noch durch einen Ball auf dem Schießhause, dem einige Zeit mit anzusehen und beizuwohnen, au ßer dem Herrn Grafen auch der unterdeß herbeigekom mene Herr Justitiar von Elterlein, auf beßfaüs ge schehene Einladung, die Ehre gegeben hatten. — An demselben Tage fand eine Berathung einer Commis sion von sächsischer und österreichischer Seite statt, den Weiterbau ver Müglitzstraße betreffend, die sächsischer SeitS vom Herrn AmtShauptmann, Grafen von Hpj- tzendorf zu Pirna, präsentirt ward; das Resultat/ das ich hier jedoch nur als Gerücht miltheile, soll gewesen sein, daß zwar Vie Chaussee vom Mückenthürmchen durch Böhmisch-Voitödorf bis zur Gränze Sachsens, also zum Dorfe Fürstenau, weitergeführt, von hier weg jedoch nur ein passender Communicationsweg gebaut,