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575 schlossen, zu ihrer Schadloshaltung und Bestreitung ihrer EriücnzauSlagen einen Betrag von 200,000 fl. Convention-, münze einzuretchen. Bern, 29. Novbr. „Fort mit den Fremden, welche sich eines TheilS der hiesigen Presse bemächtigt baden, fort mit Denen, die kein Herz für unser Volk haben, daS ihnen nur als Werkzeug für ihre ausländischen Pläne gilt. Fort mit den Fremden, welche zum Theil ohne Vie nöthigen Aus« weisschriftcn im Kanton geduldet werden und zum Dank dafür noch kürzlich in einem ihrer Blätter die Mehrheit des gr. Raths mit dem Namen eines Viehs beutelt haben! DaS ist der Ruf, der immer allgemeiner, immer lauter auS allen Theilen der Schweiz erschallt und den auch unsere „Aeltern, störet des Kindes (Herz) nicht!" Aus diesen Zuruf könnten wohl manche Aeltern ent gegnen: „Da sollen wir den Kindern wohl ihre Bosheit, ihre Faulheit, Ungehorsam, Eigensinn und Wildheit zulassen, und sie hierinnen nicht stören?" Nein, nein! Von der artigen verwöhnten Kindern ist hier nicht die Rede. Um daher nicht mißverstanden zu werden, muß ich hier zunächst die Frage aufstellen: WaS ist hier unter dem Worte: „deS Kindes" zu verstehen? Der hohe Meister, Jesus, der so große Kinderfreund, welcher sich so gern weidete an dem Anblicke unschuldiger Kinder, rief einst seinen Schülern zu: „Werdet, wie die Kinder!" Eben diese Kindlichkeit soll auch hier verstanden sein; dieses reine, schuldlose, unver wöhnte, zart empfängliche, heitere Kindesherz; dieser Ab glanz deS Ideals eines Engels, das ist „deS Kindes." O, man sehe ein Kind schon in seinem I. und 2. Lebensjahre, welche Wonne, welche Reinheit, aber auch oft welche Kraft und Scharfblick liegt schon da in seinem zarten Gesicht und Auge! Wie durschaul es z. B. einen Fremden, der sich ihm nahet, um ihn zu prüfen, ob Freund oder Feind. Da möchte selbst der Verbrecher zittern, und zittert wohl auch der Ty rann vor solchem Blick. Welche Freude und hohe Selig keit genießt nicht daS edle Aeltcrnher; durch den Besitz und Anblick eines solchen unschuldigen und freundlichen Kindes- gemütbes! Wie wird aber auch von mancher rohen Mutter oder Vater und niedergedrückten Aelterngemürhern oftmals daS edle Kindesherz, dieser so prangende Blumenflor, nieder gedrückt und zertrümmert! Da weinet und schreiet daS arme hilflose Kleine wegen Unwohlseins oder wegen eines gerechten Begehrt), und eS wird mit derben Schellworten, ja mit Schlägen irattirt, und ihm sein Schmerz dadurch verfünffacht, und wird wegen diesem erlittenen Unrecht zur Bosheit, Haß und Mißtrauen gegen ^ie Mutter verleitet. Oder die Kleine macht ihr aufgclrageneS Geschäftchen mit dem besten Willen, so gut als sie konnte, und siehe da, eS war nicht nach Wunsch und Willen der Mutter, und sie empfängt Strafe. Welcher Schmerz und Verzagtheit muß sich in der Kleinen regen, zumal da die Mutter hierbei die Schuld trägt, weil sie die Kleine zuvor nickt richtig, nicht mit der gehörigen Geduld und nickt freundlich genug an leitete, und überhaupt zu viel verlangte und die Kräfte der Kleinen nicht gehörig erwog. Wohl muß wirkliche Bosheit niedergedrückt werden, aber wer will und mag Schmerz und Bosheit bei den Kleinen immer gerecht unterscheiden können? Und wie oft erweckten nicht die Aeltern selbst diese Bosheit in ihren Kindern? Die Kleine, oder der Kleine, bringt eine Wenigkeit, z. B. eine einfältige Blume oder dergleichen der Mutter oder dem Vater zum Geschenk, und sie weisen dieses Geschenk unbeachtet zurück, verschmähen diese Gabe, und verderben somit dem Kinde eine unendliche Freude und Liebesbezeigung. Wie oft werden die Kleinen hart zurück gewiesen und nicht mit der gehörigen Sanftheit und Vor Versammlung aufs dringendste an die Regierung richtet." Mil diesen Worten har die in der Reitschule gehaltene Ver sammlung der konservativen ihre Stimmung gegen die Fremden in einer Adresse an die Regierung auögedrückl, und bald nach Empfang derselben gab der hiesige Regie- rungSrath dem Polizeivirector die Weisung, die vom Bun, desrathe dem Kanton Bern zugewiesenen politischen Flücht linge hinsichtlich der Niederlassungsbewilligung den übrigen Fremden vollkommen gleich zu halten, d. h. von denselben eine Kaution von 800 Fr. zu verlangen, eine Forderung, welche einem AuSweisungSbeschlusse gleichkommt. Berlin, 4. Dec. Die Kammern sind bis zum 3. Januar 1851 vertagt worden. (Tel. Dep.) sicht zurecht gewiesen, wenn sie sich dienstfertig bezeigen und etwa ein Geschäftchen freiwillig aus der edelsten Absicht ver richten wollen, dem sie freilich nickt gewacksen sind. Wie oft wird hier der gute Wille, die Dienstferiiqkeit, erstickt und untergraben. Wie oft werden die Kleinen neugierig gescholten und hart zur Ruhe verwiesen, wenn sie wißbe gierig nach nützlichen, ihnen noch unbekannten Dingen fra gen? Also, das Kind soll nicht wißbegierig sein, nach nichts fragen? Und wenn auch der Sorgen und Mühen wegen diese Fragen nicht angenehm sind und nicht gelegen kommen, Mutter, Vater, um GotteS Willen, tödtet nicht die Wiß- begierde Eures heitern Kindes! Zwinget Euch und ant wortet ihm mit Freundlichkeit. Eure üble Laune und Trüb sinn, Aeltern, wird sich bei der Unterhaltung mit Eueren Kleinen verlieren; Ihr werdet Euch erheitern und werdet Euch laben und erquicken an den Kleinen. Wie so vielen Kindern ist nicht schon der ganze Unterricht oder daS Lernen zur größten Bürde und Abscheu, und sind roh und gefühllos geworben, eben durch die Ungeduld und Härte der Lehren den! Wie oft wird die Fröhlichkeit und Munterkeit des unschuldigen Kindes nicht Unartigkeit und Ungezogenheit gescholten, das Kind dafür ungerecht gestraft und sklavisch auf den Ruhesitz gekerkert. Aeltern! töbret nicht diese Heiter keit, diese edeln Eigenschaften Eures zarten Kindes! Störet nickt das KindeS-Herz! — Haucht ihm nicht BöseS ein. Duldet nickt Schmeichelei, Heuchelei, Eitelkeit und Tändelei, namentlich bei Mädchen; habt Acht auf ihre oft große List und ihren Betrug. Macht das Kind nicht störrig und tückisch durch ungerechte, bittere Behandlung. Glaubt nicht, das Kind ist noch zu klein, es nimnu'S nicht so genau mit einem angeihanen Unrecht. DaS noch unverdorbene Kind ist ein strenger und auch oft gerechter Richter! Es läßt sich nickt lyrannisiren. Und ist eS gleichgültig geworden gegen Mißhandlung und Unrechileiden, so ist eS nicht mehr Kind — eS steht unter dem Thiere, es ist ge« und zerstört — durch der Aeltern Schuld! O, es gehört Weisheit, Ver stand und Vernunft dazu, ein Kind zu hüten, daß nichts Unrechtes in ihm Wurzel schlage, eine Wurzel, auS der Menschenunheil und Elend groß und üppig hervor wachsen für Zeit und Ewigkeit! Viele Aeltern sind scharf, streng gegen ihre Kinder, und glauben eS zu sein. Aber was heißt denn scharf gegen die Kinder sein? Nicht wahr, bei jedem kleinen Versehen und Ungehorsam der Kinder sogleich tüchtig zuschlagen, grobe Schellworte in die Ohren schreien, und die Kinder in große Furcht versetzen? dabei aber roh und unempfinbsam machen? Oft ist nicht einmal ein wirk licher Ernst hinter dem großen Lärm, den manche, viele Aeltern gegen ihre Kinder vernehmen lassen; sie schreien auS Gewohnheit oder um irgend einen Unwillen dadurch auszulassen. Ich selbst sah einmal, wie eine Mutter alle erdenkliche Schimpfnamen ihrem unartigen, rohen Knaben nachschrie, ihm Tod und Verderben anvrobete; der Knabe aber, die Schwäche und Maximen der Mutter schon kennend,